Gesehen: Bottle Shock – als der kalifornische Wein nach Europa kam

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„The French never knew what hit them“

Zumindest ich habe den Film im Kino irgendwie übersehen, Bottleshock müsste seit dieser Woche auch in Ihrer Videothek zu haben sein. Die Geschichte um die historische Weinverkostung von 1976 in Paris, bei der erstmals amerikanische Weine in einer Blindverkostung mit französischen Gewächsen konkurrierten, ist eng mit der Geschichte der Napa Valley Winery Chateau Montelena verbunden. Bill Pullman spielt den engagierten, aber leidvoll glücklosen Winzer Jim Barrett der sich neben Geldsorgen auch mit seinem Hippie-Sohn (Chris Pine) rumschlagen muss. Der Besuch des versnobten britischstämmigen Weinhändlers Steven Spurrier (Alan Rickman) aus Paris, verändert nicht nur das Leben der Barretts…

Der Film ist wie ein alter Rotwein, er braucht Zeit sich zu entfalten, ist dann aber, insbesondere für Weinfreunde, ein echter Genuss. Nach einer längeren, äh…Aufbauphase kommt der Film richtig in Schwung, ein großer Spaß, besonders Alan Rickman brilliert als hochnäsiger Weinhändler (unbedingt die englischsprachige Version einschalten, Rickmans französischer Akzent allein ist köstlich).

Neben den unvermeidbaren und exzessiv gezeigten Flugaufnahmen von in der Abendsonne glänzenden Weinbergen, philosophiert der Film so manches mal in langatmigen Off-Tönen über die Schönheit des Weines und der Arbeit des Winzers, es ist arg romantisch das Ganze und ab und an gemahnen die gesungen Loblieder doch stark an PR für den amerikanischen Weinbau. Natürlich gibt es auch eine Liebesgeschichte (die aber gut durchzustehen ist, Männers) ansonsten ist der Film angenehmste Abendunterhaltung, halten Sie nur unbedingt eine gut gekühlte Flasche Chardonnay bereit.

Wer, wie ich, den völlig überschätzten Film „Sideways“ gehasst hat (unsympathische Männer um die Vierzig die ihr Leben nicht im Griff haben und darüber wortreich in Rotwein und Selbstmitleid zerfließen), diesen farb- und freudlosen Midlifecrisis-Mist, der wird von „Bottle Shock“ angenehm überrascht, amerikanische Filme über Wein können doch unterhaltsam sein.