Probiert: Zum Koreaner, Aindorf

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Mister Lee steht hinten beim Kuhstall, im T-Shirt und weißer Kochschürze, er raucht noch Eine bevor die Gäste kommen. Auf kurvigen Strassen sind wir durch dunkle Wälder gefahren, vorbei an endlosen Maisfeldern und weichen Wiesenhügeln, aus denen wunderbar der weiße Nebel stieg. Und hier, am oberbayerischen Ende der Welt, gut versteckt im Dörfchen Aindorf steht es tatsächlich, ein altes Bauernhaus in dem sich ein Restaurant befindet, ein koreanisches.

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Der saftig begrünte Weg zum Eingang ist mit Lichtern illuminiert, hinter einer schwarzen Holztür liegt der weite Gastraum, der einst als Schweinestall diente. Schwere, derbe Holztische stehen im nüchtern-niedrigen Gewölbe mit speckigen Steinsäulen und Bogendecke, der Gastraum ist einladend warm ausgeleuchtet.

Zwei Dependancen gibt es in München, dies ist das Stammhaus, gekocht wird hier ausschließlich am Wochenende, Freitag, Samstag, Sonntag. Frau Ami und ihr Mann, die mich her geführt haben, sind Stammgäste. Wir werden herzlich von Maria begrüßt, die hier den Service macht. Maria ist bayerisches Urgestein, sie erinnert ein bisschen an die Schauspielerin Marianne Sägebrecht aus Percy Adlons Film Out of Rosenheim und sie ist fundierte Kennerin der koreanischen Küche. Geduldig und bildreich erklärt sie mir Novizen jede einzelne Position auf der Karte („…des is a sehr traditionelles Fleischgericht, vergleichbar wie mit am Schweinsbraten bei uns“) und erklärt den Menüablauf („des is dann ois zsamm aufm Tisch“).

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Als Vorspeisen wählen wir knackige in Knoblauch gebratene Garnelen, köstliche Mandus (Teigtaschen) die mit würzigem Hackfleisch gefüllt sind und Saptsche, ein Salat aus Glasnudeln mit Hack und Gemüsen und einer feinen Sojassaucen-Essig-„Vinaigrette“. Absolut köstlich, mein Favorit knapp vor den KimPab-Reisröllchen, eine Art Sushi-Rolle gefüllt mit hauchzart geschnittenem, gekochtem Rindfleisch, Rührei, Gemüsen und Surimi. Zwischen 3,90 € und 6,10 € kosten die Vorspeisen.

Maria wuchtet eigenhändig einen Holztisch aus dem Garten herein, der zum Beistelltisch für die zahlreichen Beilagen-Schälchen wird („sonst ham wir hier gleich a Brobleam“), unser Tisch ist mit drei Bratöfen für den Hauptgang zugeparkt. Herr Ami hat Daesi Bulgogie bestellt, scharf marinierter Schweinebauch mit Zwiebeln brutzelt im Tisch-Wok, Frau Ami lässt sich das klassische Bulgogie schmecken, feinblättrig geschnittenes und mariniertes Rindfleisch, das auf einer gerillten Grillplatte gegart und dabei immer wieder mit würzigem Fleischsud übergossen wird. Ich staune über einen riesigen Teller hellrot leuchtender Schweinebauchstücke, die ich auf dem heißen Stein röste, zum SamKyubsal Gui werden Salatblätter gereicht die mit würziger Sojabohnenpaste (Daensang) bestrichen und knackfrischen Möhren- und Gurkenstiften aufgerollt werden. (13,90 €)

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Ein großes Vergnügen sind auch die zahlreichen Beilagen (Banchan), die je nach Saison und Verfügbarkeit angeboten werden, drei Banchans sind im Hauptgangpreis inbegriffen, jedes weitere Schälchen kostet zwischen 1,60€-2,60€. Wir hatten natürlich den Klassiker Kim Chi, den scharf eingelegten Kohl, sowie einen feurig-roten Krautsalat Namens Jang Bae Chu Muchim, dazu Ho Bak Na Mul, süßsaure Zucchinistreifen. Außerdem am Tisch Kim, gebratener Seetang, Suk Tzu Na Mul-Bohnensprossensalat und absolut köstliches Sang Sorim, eine Art milder, aber würziger Rindfleischsalat. Mein Favorit waren die knapp gekochten Kartoffelstäbchen mit geröstetem Sesam, ein Knaller! Nur der Nachtisch war nicht so meins, Motschi, ein koreanischer Reiskuchen, der aussieht wie ein Flusskiesel, wabbelig weich die Hülle aus Reispaps, gefüllt mit süßer Bohnenpaste, man bleibt bei Besinnung.

All diese Speisen bereitet Chefkoch Mister Lee in einer mit karamellbraunen Blümchen gekachelten Bauernküche, ich sehe es mit Staunen als ich mich auf Englisch bei ihm für das tolle Essen bedanke. Er dankt seinerseits auf gut Deutsch und Maria erklärt später, dass das nicht immer so war: „Am Anfang hab ich mir ein koreanisches Wörterbuch kauft und hab dann Koreanisch mit dem Mister Lee gred, aber der hot mich nur mit großen Augen angstarrt und hot nix verstanden. Ich denk mol ich hab do an Dialekt gsprochen, den wo der Mister Lee von dahom net kennt hot.“

Zum Koreaner
Kappellenstr. 3
83132 Aindorf

Geöffnet: Freitag, Samstag, Sonntag

Es gibt in München zudem ein weiteres Bistro und ein Restaurant des Betreibereherpaares Ecke und Jae Sun, alle Adressen und weitere Infos unter:

www.zum-koreaner.de

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