Handarbeit und Denkanstöße – die Foodcamps 2011

Es war wohl für alle Teilnehmer eine ganz besondere kulinarische Erfahrung, eine Lebenserfahrung. Wer im Januar beim Porkcamp auf Gut Hesterberg dabei war, wird das nicht vergessen. Über 40 Teilnehmer trafen sich damals im tief verschneiten Neuruppin um drei Schweine zu schlachten und diese gemeinsam möglichst nose to tail zu verarbeiten. Es waren Blogger, Foodblogger, passionierte Hobby-Köche, Küchenlaien und Küchenchefs, die sich trafen um wieder einen Bezug zum Fleisch zu kommen. Menschen die wussten, das Fleisch nicht in Zellophan-versiegelten Styroporschachteln wächst und genau das auch wieder stärker verinnerlichen wollten. Es ging an diesem Wochenende auch um den Respekt der lebenden Kreatur gegenüber, deren Fleisch wir oft genug gedankenlos essen.

Wer dabei war erinnert sich an die Ernsthaftigkeit und Gewissenhaftigkeit mit der geschlachtet und gekocht wurde, erinnert den Nachmittag in der Gutshofküche, die dampfbeschlagenen Fenster, das emsige Gewussel der vielen Köche die in stundenlanger, konzentrierter Küchen-Arbeit den Brei nicht verdarben sondern gemeinschaftlich ein abendliches Festbankett zu Ehren der Schweins ausrichteten, mit Bratwürsten, Sülzen, Pies, raffinierter Innereienküche, Porchetta und Rillette, dazu Kartoffel-Apfelgratin und Pastinaken-Möhrenstampf, duftendes Fenchelgemüse, Meerettichbrötchen. Mein persönlicher Bericht vom Porkcamp findet sich hier, weitere Berichte und viele Fotos im offiziellen Porkcamp Blog.

Jonathan Safran Foer hat jetzt mit seinem Buch Tiere essen neue Impulse gegeben, in der Diskussion um Wert und Wesen der Tiere und die Möglichkeiten des Vegetarismus. Eine öffentlich viel zu kurze Diskussion. Das Buch hatte in den Ausläufer des Sommerlochs einige Aufmerksamkeit erfahren, Zeitungen, Magazine und Blogs berichteten eifrig, bis leider der Zirkus Sarrazin um die Ecke bog. Dem Buch ist jede Aufmerksamkeit zu wünschen und ein Platz an den Tischen denkender Kulinariker.

Wer sich praktisch schlau machen will, wie denn die Alternative zur Massentierhaltung und Schlachtung aussehen könnte, der hat dazu jetzt Gelegenheit: beim zweiten Porkcamp, dass der Blogger und begnadetet Auf-den-Weg-Bringer Florian Siepert für den kommenden Januar angedacht hat. Das erste Camp war durch Online-Mund zu Mund-Propaganda sofort ausverkauft und viele bedauerten, auch nachträglich, nicht dabei gewesen zu sein. Hier ist Ihre Chance.

Und das ist noch nicht alles. Siepert hat für den Herbst 2011 ein Foodcamp Cliento angedacht, fünf Tage handfeste Weinlese, Fische fangen, gemeinsam Kochen, Genießen und Denken in Süditalien. Seit gestern ist die Registrierung für dieses Camp unter www.foodtri.ps möglich, die Seite wird später auch über alle geplanten Foodcamps informieren, also: Augen auf!