Jetzt am Kiosk: die Weihnachtshefte – von Essen & Trinken bis Jamie Oliver

Lautstark rauscht der kulinarische Blätterwald, die Weihnachtsoffensive hat begonne und das ist prima. Jetzt ist (hoffentlich bald mal) Zeit für ein paar Bastelstunden in der Küche, umfangreiche lukullische Festtagsvorbereitungen, oder ein bis zwei gemütliche Lesestündchen auf dem heimischen Sofa. Die kleine Presseschau mit persönlichen Empfehlungen aus dem Angebot der Weihnachtsausgaben und Sonderhefte:

essen & trinken spezial Süße Weihnachten

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Die Nachricht kam vergangene Woche eher überraschend: ohne weitere Erklärungen gab der Gruner & Jahr Verlag den Abschied von essen & trinken Chefredakteurin Katja Burghardt bekannt, zum 1. Dezember stehe Schöner Wohnen Chefredakteur Stephan Schäfer in Doppelverantwortung. Es wird spannend, zu sehen was Schäfer, der mit Schöner Wohnen sehr erfolgreich ist, bei essen & trinken alles ändern wird.

Eines sollte dringend beibehalten werden: die Sorgfalt mit der das Team der redaktionseigenen Versuchsküche Rezepte entwickelt. Das Wort „Geling-Garantie“ hört keine Rechtsabteilung gerne, was aber bei e&t veröffentlicht wird, verdient dieses Label allermeist. Jedes Rezepte wird erst sorgfältig erarbeitet und dann nach dem Fototermin ein drittes Mal von Laien auf Probe nachgekocht.
Insofern ist auch das süße Weihnachtsspezial ohne Einschränkung zu empfehlen mit Gebäckklassikern und Keks-Kunst, festlichen Desserts, Geschenken aus der Küche, Glühwein & Punsch. Die nachvollziehbaren Rezepte sind reich und ansprechend bebildert. Neben den Ideen der Versuchsküche finden sich auch Rezepturen der Starköchinnen Chyntia Barcomi, Lea Linster, Gabriele Kurz und Johanna Maier im Heft.

www.essen-und-trinken.de

Hinz & Kunzt kulinarisches Sonderheft “Hamburger Kochschule”

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Ich freue mich jedes Jahr auf die liebevoll gestalteten und informativen kulinarischen Sonderhefte aus der Redaktion des Hamburger Straßenmagazins. Auch diesmal ist das Kochheft wieder eine prächtiges Lesevergnügen, dass im Strassenverkauf oder per Onlinebestellung erworben werden kann.

Schwerpunkt der Ausgabe ist das Thema Kochschulen, ein Ausbildungsrestaurant wird besichtigt und das aus dem Fernsehen bekannte Restaurant Slowman von Sternekoch und TV Star Christian Rach wird besucht. Chefredakteurin Birgit Müller begab sich zum Kochpraktikum ins Hamburger Restaurant FuH und staunte. Nur drei von vielen lesenswerten Reportagen über Konditorinnen, Sterneköche, Kuhflüsterer, Käsekünstler und Kantinenrevolutionen. Lesefutter satt mit viele Rezepte zu allen Geschichten. Auch Tim Mälzer kocht auf und gibt zusätzlich in der aktuellen Hinz & Kunzt-Zeitungsausgabe interessante Einblicke. Lohnt!

www.hinzundkunzt.de

Beef!

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So kann es gehen wenn man große Töne spuckt. Bei der Vorstellung der zweiten Ausgabe des eher männlich geprägten Foodmagazins Beef! prangerte ich hier im Blog, neben ungelenk eingestreuter Erotik auch das Humorverständnis der Zeitschrift bei der Beleuchtung geschlechterspezifischer Unterschiede in der Küche an. Humor und Erotik befand ich, könne man sich künftig eher sparen. Die Beef!-Redaktion hatte bald darauf einen schönen Auftrag für mich. Ich möge doch bitte eine erotische Kurzgeschichte für die Weihnachtsausgabe schreiben, also erotisch und auch schön weihnachtlich und bitte humorvoll und es solle gekocht und geliebt werden, also beides gerne, auch handfest. Ich war geliefert!
Weil Drücken nicht gilt, finden Sie jetzt das Ergebnis meiner Bemühungen um Erotik und Humor ganz hinten in der Weihnachtsausgabe von Beef!, eine kurze Geschichte über Betriebsweihnachtsfeiern, Fernsehköche und ein scharfes Gänse-Rezept. Ob mir gelungen ist, was ich anderen absprach mögen die LeserInnen gnädig entscheiden.

Ganz sicher lesenswert ist aber die Reportage über die Kochschule von Paul Bocuse in Lyon, sowie die Geschichte über die Whiskey Schwarzbrenner in Irland. Die Festtagsbraten meines sehr geschätzten Kollegen Adam Korr sind sicher auch unverpackt mundwässernde Gaben und die Plätzchen eines Hamburger Männerkochclubs sehen überraschend gut aus! Fotograf Oliver Schwarzwald hat 142 Köstlichkeiten aus Deutschland in Szene gesetzt, viele davon auch sehr zum Verschenken geeignet. Nicht gefallen hat mir in dieser Ausgabe…Moment mal. Och, nee. Ich werd mich hüten!

www.beef.de

Sehnsucht Deutschland

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Sehnsucht Deutschland, das Deutschland-Reisemagazin hat sich in der Weihnachtshauptstadt Nürnberg umgesehen, die nicht nur zur Weihnachtszeit reich an kulinarischen Adressen ist. Chefredakteur David Pohle hat Dallmayer in München besucht und die Geschichte des Hauses notiert. Es finden sich zudem Reportagen über den Eifelsteig und die Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns in der aktuellen Ausgabe.

Ich selbst war für diese Ausgabe von Sehnsucht Deutschland im Schlaraffenland. Ja. Gibt es wirklich. Kein Märchen. Das Schlaraffenland liegt, wie könnte es anders sein, in direkter Nachbarschaft zu Frankreich und hört auf den schönen Namen Kaiserstuhl. Ich mache es hier kurz: ich war begeistert.

www.sehnsuchtdeutschland.com

jamie Magazin

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Ich mag den Mann sehr. Jamie Oliver macht vieles richtig und das meiste davon als Erster. Der sozial engagierte Fernsehkoch hat früh die Möglichkeiten seiner Position erkannt und sich für ein nachhaltig-aufklärerisches und politisches Engagement in Sachen Essen und Ernährung entschieden. Seine unprätentiöse Art zu kochen löste erst den Kochshow-Boom aus und die Marke Jamie Oliver macht insgesamt, ob im TV, als Onlineauftritt, gedruckt als Buchreihe oder als Foodmagazin, seit Jahren Freude. Immer sorgfältig fotografiert, „heimelig“ und freundlich in Gestaltung und Layout, es menschelt, einfach klasse.

Auch die Weihnachtsausgabe des jamie Magazins, in Deutschland an Flughäfen und gut sortierten Buchhandlungen zu finden, macht da keine Ausnahme: randvoll mit 150 winterlichen Rezepten, wie gewohnt einladend fotografiert von Sam Sotwell, Andres Schonnemann, Jonathan Gregson, Laura Edwards, Myles New und Hausfotograf David Loftus.

Ich musste sehr lachen beim ersten Durchblättern: wie Sauerbier hatte ich im Sommer in verschiedenen Redaktionen ein vegetarisches Festtagsmenü als Thema für die Weihnachtsausgabe vorgeschlagen, überall winkte man freundlich bestimmt und kopfschüttelnd ab. In Jamie Olivers Magazin gibt es jetzt natürlich ein vegetarisches Festtagsmenü, sieben Gänge, einige davon sogar vegan. Wir können immer noch, und immer wieder von Jamie Oliver lernen.

www.jamieoliver.com/magazine

Der Vollständigkeit halber sei hier auch noch mal auf das kulinarische Sonderheft der mare Redaktion hingewiesen, sowie auf die aktuelle Ausgabe der Effilee, die ich bereits vorgestellt habe, auch da ergeht weiterhin verschärfte Leseempfehlung – nach dem Link:

Effilee

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Vorstellung: hier

mare Das Sonderheft Kulinarik III

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Vorstellung: hier

  1. Ich liebe e&t und kaufe die Zeitschrift gerne und regelmäßig. Um so enttäuschter war ich, als ich die Spezialausgabe gekauft habe (bin eigentlich auf Nummer sicher gegangen) und fast nur Rezepte aus den Weihnachtsausgaben 2008 2009 und aus anderen Ausgaben der letzten Zeit gefunden habe. Für 7,50 Euro hätte ich etwas mehr erwartet. Man hat mir gesagt, es sei gängige Praxis in Spezialausgaben alte Rezepte zu recyclen. Wirklich?
    Die Rezepte sind jedoch sehr gut, keine Frage.

    1. Ja Alex, das ist tatsächlich meistens so, erweitert um einige neue redaktionelle Beiträge. Für LeserInnen die Kochzeitschriften sammeln und/oder Rezepte ausreissen, ist das dann eventuell tatsächlich nicht so spannend. Wer alte Hefte regelmäßig zum Altpapier trägt, freut sich dagegen über die hübsch gestalteten Sammlungen, mit vielen Rezepten für kleines Geld. Das gilt es individuell abzuwägen.

  2. Ich wollte die Frage stellen, die Alex schon beantwortet hat: sind im e&t spezial neue Rezepte enthalten oder werden alte Weihnachtsrezepte aus früheren Ausgaben recycelt? Beim Lecker-Weihnachtsheft kam mir nämlich das meiste auch schon sehr bekannt vor.

    Ansonsten eine sehr schöne Zusammenstellung der Weihnachtshefte, vielleicht kann ich ja noch das Jamie Oliver-Magazin irgendwo ergattern.

    Viele Grüße und schöner Tag noch
    Juliane

  3. Der Gürtel wird im Hamburger Blätterwald ja bereits seit Jahren enger geschnallt. G J, Jahreszeitenverlag, etc. sparen wo sie nur können – besonders bei den Mitarbeitern. Das jetzt Katja Burghardt geht, ist sehr schade. Es gab bei E&T schon einmal eine längere Phase des stetigen Wechsels, die dem Blatt auch nicht besonders gut bekommen ist.

    Ähnlich sieht es bei den Neueinsteigern wie Effilee, etc. aus: Mini-Redaktionen, die oft nur noch Planungs- und Koordinationsaufgaben wahrnehmen können und sämtliche Aufgaben frei vergeben müssen und sollen.

    Trotzdem oder gerade darum – Fröhliches Blättern!

  4. Juliane, ich habs auch in der Thalia-Buchhandlung bei den Zeitschriften gesehen!

    Überhaupt nicht schlimm Marcus! Vielen Dank, das motiviert auch.

    Andreas, da schreibst Du Wahres. Das Model der sehr nahen Zukunft ist dann tatsächlich die Einraum-Redaktion mit ChefredakteurIn und ArtdirektorIn, das wars dann. Aber am allerschlimmsten: die Blattmacher sterben aus, wirtschaftliche Interessen haben immer öfter Priorität und inhaltlich geht man darum in vielen Redaktionen auch immer mehr auf “Nummer sicher” bei Themenauswahl und Gestaltung.

  5. …und das führt leider zum großen Einerlei, dass dann wieder keiner will. Das goldene Blatt für die Küche, davon träumen die Verleger, mindestens in Bezug auf die Auflage.

  6. Die BEEF werde ich in jedem Fall kaufen, die fand ich in den letzten Ausgaben auch schon ganz ordentlich. Erotik muss nicht, Humor darf es hingegen schon sein. Reine Rezeptzeitschriften, wie Essen & Trinken finde ich eher fad. Ich möchte Geschichten lesen. Hier liegt noch viel Potential brach. Entwicklung der Kochkunst, Wiederentdeckung alter Rezepte, alte und neue Fleischrassen, selbst Wurst und Käse herstellen, Warenkunde sind nur einige Themen, die ich mir vorstellen könnte.
    Dass solche Zeitschriften Aufträge nach außen vergeben, finde ich nicht unbedingt schlimm, wenn die richtigen Mitarbeiter requiriert werden.

    1. Absolut Mike, Geschichten wollen wir lesen! Ich hab dabei auch keine Angst vor der Langstrecke, gerade Effilee geht da einen guten Weg finde ich und in der Beef! waren es auch diesmal wieder die Reportagen, die mir Spaß gemacht haben.

      Gegen die Vergabe von Aufträgen an Freie ist tatsächlich nichts einzuwenden, ich lebe davon. Das Redaktionssterben zu erleben ist aber, seit über zwei Jahren schon, eine schmerzhafte Angelegenheit, es haben extrem viele Leute die ich kenne Ihre Jobs verloren, dabei trifft es die Mid-Ager am härtesten.

  7. Gerade in der nahenden Weihnachtszeit muß ich mit dem Geld etwas haushalten, daher wären ein paar kleine Preisangaben für die Magazine nicht schlecht gewesen. Aber schöner zusammenfassender Artikel auf jeden Fall 🙂

  8. Vielen lieben Dank für die Vorstellung. Aber wo kann ich denn das Jamie-Magazine kaufen? Hier, weit weg von irgendwelchen Weltstädten, gibt es so etwas doch nicht im Laden. Schade! 🙁

    Liebe Grüße, Julia

  9. Essen bestellen, danke für die Anregung, mach ich nächstes Mal! Bis dahin: wenn Sie auf die Heft-Fotos klicken, kommen Sie zu einer größeren Darstellung und können den Heftpreis ablesen.Für den Jamie Oliver-Import haben 10,50 Euro bezahlt.

    Julia, in Deutschland ist das Jamie-Heft an Flughäfen und in gut sortierten Buchhandlungen zu finden, ich habe meines in der Thalia Buchhandlung erstanden, ein Filialist. Oder online bestellen, da hab ich aber keine Erfahrung.

  10. Ich wurde gern das Spezialheft E & T fur Weihnachten kaufen (November ausgabe mit Spezialheft 2010), aber kann es nicht mehr im Kiosk finden!
    Wenn jemanden es los will, bitte lasst mir eine Nachricht!!

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