Getestet: KommtEssen – der Selbstkoch-Lieferservice

IMG_6639

Wie so manches was praktisch, funktional und durchdacht ist, kommt auch die Idee für KommtEssen aus Schweden. Dort ist der Selbstkoch-Lieferservice unter dem Namen Middagsfrid bereits ein großer Erfolg, beliefert über 5000 Familien mit den Zutaten und Rezepte für eine frische und ausgewogene Küche. Seit vergangenem Jahr gibt es KommtEssen nun auch in Hamburg, Berlin, München und Schleswig-Holstein, weitere Städte sind in Planung. Einmal in der Woche wird eine große Tüte mit Zutaten für wahlweise drei oder fünf Mahlzeiten zum Selberkochen ins Heim, die WG oder das Büro geliefert, ein Papierbogen mit Rezepten, Tipps und Tricks zum Wochen-Speiseplan ist beigelegt.

Die Rezepte sind saisonal geprägt, es gibt jede Woche ein Fleischgericht, ein Geflügelgericht, ein Fischgericht, ein vegetarisches Gericht und ein Gericht das zwei Mahlzeiten ergibt. Immer dabei: viel frisches Gemüse aus regionalem Anbau und Bioproduktion, den „Umwelt-Luxus“ Rindfleisch gibt es sehr selten, der Fisch wird auf Basis der WWF Empfehlungen ausgewählt. KommtEssen denkt klimabewusst und ökologisch, setzt auf Frische, vermeidet Abfall.

Darum habe ich mich auch sehr über das Angebot von KommtEssen – Gründerin Lisa Rentrop gefreut, ihren Service einmal in der Praxis zu testen. Anfang der Woche wurde mir eine imposante 3Mahl-Tüte nachhause geliefert.

1 Tag: Fischburritos mit Avocadocreme

IMG_6659

Mit Welsfilet brauche ich der Liebsten nicht zu kommen, das erste Gericht muss ich wohl alleine verputzen. Schon bei den Vorbereitungen fällt mir auf: selbst für vier Personen sind alle Zutaten üppig berechnet und nach nur zwanzig Minuten habe ich Burritos für die gesamte Nachbarschaft fertig. Das Welsfischfilet wird in Chili-Kümmelöl gebraten und das schmeckt großartig, meine Filetstücke waren aber so dick, dass sich die im Rezept angegebene Bratzeit mehr als verdoppelte. Auf die Gesamtzeit gesehen aber unproblematisch. Die Bio-Avocados waren perfekt gereift, dazu knackige Paprika und Alfalfa-Sprossen, frischer Limettensaft und cremiger Bio-Sauerrahm: toll! Dass die Tortilla-Fladen kalt gerollt werden, trübt meine Freude ein wenig, später entdecke ich auf der anderen Seite des Rezeptblattes, dass das Wärmen der Fladen im Ofen als Tipp aufgeführt ist.

2. Tag: Chili mit Hühnchen

IMG_6680

Auch wenn KommtEssen reichlich liefert, einige Zutaten setzt der Lieferservice als beim Kunden vorrätig voraus. Neben Öl und Butter sind es für dieses Rezept: Knoblauch, schwarzer Pfeffer, Oregano, Kümmel, Rotweinessig, Brühe und die Beilage, sprich Reis oder Getreide. Das finde ich etwas viel Voraussetzung. Klar, die Fette und eventuell auch die Gewürze sind in vielen Haushalten vorhanden, auch ist es sicher etwas schwierig, messerspitzenweise Gewürze abzuwiegen und zu liefern. Aber den Reis, die Beilage hätte ich aber doch gerne in der Tüte gehabt und beim Rotweinessig musste sogar ich passen, ich besitze derzeit fünf Essigsorten – nur keinen Rotweinessig.

Ich koche mir etwas Bulgur zum Chili und würze mit Weißweinessig. Die im Rezept verlangte Brühe lasse ich weg, das Chili ist durch die vielen Gewürze sehr rund und würzig, da braucht es keine Brühwürfel, ich füge ergänzend nur noch eine Prise Zucker hinzu. Klasse fand ich die Dose mit gemischten Bohnenkernen: weiße Bohnen, rote Bohnen, große Bohnen und Kichererbsen in einer Mischung, kannte ich noch nicht. Nach dreißig Minuten ist das Chili fertige, pro Person gibt es eine halbe Hähnchenbrust und viel Chili mit Mais, Bohnen und knackigem Bio-Paprika, ein gutes Verhältnis. Die Hälfte des Chilis frieren wir uns fürs Wochenende ein.
Das ist auch ein Pluspunkt des Systems, es gibt kaum Abfall, alle Zutaten werden beim Kochen verbraucht und auf dem Rezeptblatt finden sich zusätzlich Tipps zur Resteverwertung.

3. Tag: Frittata mit Pak Choi und Käse

IMG_6692

Wir haben es heute ein bisschen eilig, um 21:00 Uhr startet ein Konzert. Also schnell mal die Frittata mit Salat nach Plan in 30 Minuten zubereitet. Als das saftige Riesenomelette in der zugedeckten Pfanne gart, breche ich nach der Hälfte der Zeit ab und gare die Frittata im Ofen fertig, ich muss hier schließlich noch ein Foto fürs Blog machen und meine Frittata dunkelt schneller als im Rezept vorgesehen. Es mag an meiner, eventuell zu kleinen, Pfanne liegen, dass die Rezeptvorschrift (mittlere Temperatur, 15-20 Minuten) nicht eingehalten werden konnte. Für einen Laien hätte die Frittata an dieser Stelle doch zur Herausforderung werden können. Das Ergebnis ist aber wieder erfreulich, die Frittata mit griechischem Bratkäse und Pak Choi schmeckt sehr gut und der Salat mit Möhrenraspeln und Tomaten bringt Frische. Top!

Fazit:

Unserer 3Mahl Tüte kostet regulär 63 Euro, dass sind 21 Euro pro Mahlzeit, bzw. 5,25 Euro pro Esser und Mahlzeit. Die 5Mahl-Lieferung kostet 87 Euro. Dafür hält KommtEssen was es verspricht: ausgewogene, gesunde Zutaten, viel frisches Gemüse, das ganze in ausreichender Menge zuverlässig geliefert. KommtEssen spart Einkaufszeit, bringt kreative Rezepte ins Haus, denkt und kauft dabei ökologisch und nachhaltig. Die Rezepte sind tatsächlich alle in 30 Minuten machbar und sicher auch von Laien zu bewältigen, ein bisschen Übung und Intuition (siehe Fritatta und Bratzeit Fisch) schadet aber nicht. Bei der Bevorratung hätte ich den Reis/das Getreide als Beilage gerne mit in der Tüte gehabt, die Gewürze hat sicher im Haus wer gerne kocht und/oder langfristig den KommtEssen-Service abonniert. Insgesamt hat mir der KommtEssen-Praxistest sehr gefallen- und geschmeckt.

Infos, Konditionen, FAQ und Menüplan:

www.kommtessen.de

  1. Das finde ich, ist mal ein gute Idee, aber für den normalen Großstadtmenschen sollte es auch ein Singletüte geben. Ich kann ja nicht 3x die Woche meine Nachbarschaft einladen… Sicherlich werden dann die Kosten anders aussehen. Werde das dann sicherlich auch mal probieren, wenn es hier verfügbar ist.

  2. Aber irre teuer. Beim üblichen Biokistenlieferanten muss man drei Minuten mitdenken („was brauche ich noch, zusätzlich zu dem, was in der Kiste ist“, plus zwei-drei entsprechende Klicks), dafür kostet es dann die Hälfte.

  3. eine schöne Idee. Für mich wär das allerdings nichts. Kochen was andere vorgeben und dann eventuell noch Zutaten in der Tüte, die ich überhaupt nicht mag? Ne, dann doch lieber selber nach Rezepten suchen und einkaufen gehen. Da hab ich zwar bei neuen Rezepten auch nicht immer die Gewähr, dass es mir nachher schmeckt, aber in der Regel schätze ich es doch richtig ein. 😉

  4. Aquii, ja, das könnte eine gute Idee sein, gerade bei Singles bleibt für gewöhnlich viel übrig, weils kaum passende Gebinde gibt.

    Stimmt Peggy, ans Kochhaus dachte ich auch gleich. Da wäre dann aber der Reis in Sonderabpackung dabei gewesen.

    Isa, die Paralelle zur Biokiste drängt sich auf, wenn ich dann aber immer die vielen Hilferufe verzweifelter Gemüsekistenkunden auf Facebook lese („Hilfe, ein Kohlrabi, was mach ich denn damit?“/“Meine Rote Bete wird nicht weich“), hat das Prinzip, beim Kochen nachhaltig an die Hand genommen zu werden, für manche Menschen doch einen Vorteil. Und die Zeitersparnis (Rezept ausdenken, einkaufen, ökologisch einkaufen, Rezept raussuchen, ein schlechtes Rezept aus dem Internetz erwischen, schlechte Laune bekommen) ist doch enorm, gerade für Leute die beruflich stark eingespannt sind.

    Absolut Jürgen, ich denke auch: letztendlich ist es eine Typen-Frage und auch Geschmackssache. Grade für Kochmuffel und Kochnovizen, kann das ein schöner Einstieg und auch eine Inspiration sein.

  5. Gute Idee – allerdings schließe ich mich Jürgens Kommentar an, ich esse ungern nach Vorschrift und Wochenplan. Teuer finde ich es auch.

    Und für Leute, die kein Fleisch essen, ist das noch nicht geeignet. Aber das Projekt ist ja noch ausbaufähig, es ist ja gerade erst gestartet.

    Viel Glück mit der Idee, Frau Rentrop! Tolle Sache!

  6. @Herr Paulsen: Stimmt für Kochmuffel oder -anfänger sicher nicht schlecht. Und Zeit spart es ja schon, nicht einkaufen zu müssen oder Rezepte zu suchen.

    @Nicole: Teuer ist es schon, aber du musst halt nicht einkaufen gehen. Eine vegetarische Version im Angebot wäre sicher nicht verkehrt.

  7. klar hört sich der preis erstmal erstaunlich hoch an. als kundin seit der ersten lieferung vor einem jahr habe ich einen ganz guten überblick über die qualität der waren und kann versichern, dass diese durchweg frischer und hochwertiger ist, als man das als konsument im einzelhandel bekommt. jeder weiss, dass die deutschen beim essen die knauserigsten sind, man darf aber nicht discounter-preise als vergleich ansetzen. Und der service, gerichte auswählen-rezeptfinden-einkaufen-heimschleppen spart soviel zeit, also wenn ich das mit meinem stundensatz als selbständige gegenrechne… bin und bleibe begeisterte kommt-essen-kundin 😉 ps. Mein horizont, was ungewöhnliche bzw hierzulande noch nicht durchgesetzte lebensmittel angeht, hat sich in dem jahr auch sehr erweitert

  8. Klingt ziemlich genial. Aber so etwas scheitert meist, daran, dass die Lieferung nur zu solchen Zeiten erfolgt, an denen ein arbeitender Mensch nicht zu Hause ist. Aus dem Grund habe ich auch keine Biokiste oder so was. Auf der Website finde ich nichts drüber, ob eine Lieferung auch nach 19:00 Uhr erfolgt.

  9. Fehlende (Sättigungs-) Beilagen…

    sind für mich eher ein Feature denn ein Bug. Nudeln und Reis halten sich (ebenso wie Trockengewürze) in der Speisekammer auf Jahre, da gibt es wenig Vorteile und Möglichkeiten, sie frisch aus der Region zu beziehen. Man kann sie bequem und nach Vorliebe für ein ganzes Jahr im Voraus einkaufen.

    Ich selbst muss um glutenhaltige (Weizen-) Nudeln einen großen Bogen machen. Würden sie mitgeliefert, hätte ich ein Entsorgungsproblem 🙂

    Frische Beilagen dagegen, auch Kartoffeln (gegen die roh nur sehr wenige und gekocht praktisch keine Allergien auftreten) gehören „mit in die Tüte“.

    Ich denke mal, kommtessen hat da schon gar nicht mal ungeschickt vorgedacht – auch wenn’s auf der Webseite nicht ausdrücklich erklärt wird.

  10. Die Tüte kommt Montags zwischen 17 und 22 Uhr, also durchaus zu Zeiten, zu denen normal arbeiten Menschen zu Hause sind.

    Ich habe die Tüte seit einigen Wochen, bin weder Kochmuffel noch -anfänger, sondern eher Profi. Ich finde die Idee aber genial, oft wandele ich die Rezepte ab oder mische die Zutaten zu neuen Rezepten. Für mich stehen die Zeitersparnis und die sensationellen Produkte absolut oben.

    Lisa, mach weiter so!

  11. Das ist ja mal ne gute Geschäftsidee, ich glaub, das werd ich auch mal austesten. Nicht nur wird einem die „Qual“ des Einkaufens genommen, man wird auf diese Weise auch stets zu neuen Gerichten inspiriert. Echt super.

  12. Frittata mit Pak Choi und Käse sieht echt lecker aus! Ich habe immer das problem, bekomme nicht immer genau die gewünschten zutaten menge zusammen, meist bleibt immer was übrig, hier wäre ja nicht der fall.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Weitere Beiträge
Open Mouth: alle Infos zum neuen Foodfestival für Hamburg – und ein erstes Save the Date!