Kochbücher-Jahresrückblicksempfehlung 2012!

Auch in diesem Jahr gibt es hier wieder die weihnachtliche Kochbücher-Jahresrückblicksempfehlung, eventuell ein bisschen zu spät fürs Fest, aber vielleicht schenkt die Tante ja Geld, oder Sie können das schwere Parfüm vom Schwiegervater noch umtauschen und sowieso: eine Investition in Kochbücher lohnt immer, denn Kochbücher beglücken doch oftmals wesentlich langfristiger als es Geld oder Parfum vermögen.

Persönlich habe ich dieses Jahr so viele Kochbücher erstanden wie noch nie, einige wurden mir von Verlagen zugeschickt, mein Dank dafür. Aus der schieren Masse habe ich jetzt jene rausgesucht, die mir ganz besonders ans Herz gewachsen sind. Einige der Bücher sind nicht ganz neu, ich habe sie aber in diesem Jahr erstanden, zudem entfalten viele Kochbücher ihren wahren Wert sowieso erst mit der Zeit. Hier die Top 10 meiner Lieblingskochbücher des Jahres 2012:

1. „NOMA Zeit und Ort in der Nordischen Küche“ von Réne Redezepi, dem NOMA-Team und Fotografin Ditte Isager

Am Ende des Hypes (oder war das erst der Anfang?) um das NOMA und die Entwicklung der nordischen Küche kommt dieser sensationelle Backstein von Buch als würdiges Denkmal daher. Ein photographisches und vor allem Food-photograpisches Meisterwerk, das Ditte Isager da für- und mit dem NOMA Team umgesetzt hat: berührende Fotos von ruhiger Schönheit, großzügig als Prachtband in Feinleinen umgesetzt vom PHAIDON-Verlag. Die Aufmachung des Buches ist geeignet zu erklären, warum schöne Bücher allerhöchstwahrscheinlich niemals aussterben. Das Buch ist vor einem Jahr in deutscher Sprache bei EDEL erschienen und auch ein Jahr später ist für mich das Blättern darin, wie gute Musik zu hören.

2. „COCO – 10 World-Leading Masters choose 100 Contemporary Chefs“

Zufall, dass die ersten beiden Bücher aus dem gleichen Verlag kommen? PHAIDONS Wälzer „Coco“ habe ich dieses Jahr im Berliner Schicki-Kaufhaus Quartier 206 auf einem sehr übersichtlich bestückten Büchertisch entdeckt und wenn es nicht schon die Idee tut – 10 der besten Köche der Welt empfehlen 100 persönliche Lieblings-Küchenchefs die es zu entdecken gilt – spätestens der Blick ins Buch begeistert: lebendig und dokumentarisch sind hier 100 Ausnahmeköche aus aller Welt mit ihren Philosophien, Restaurants und Signature-Dishes vorgestellt. Kein Buch hat mich im vergangenen Jahr mehr inspiriert, als diese Momentaufnahme der Restaurantküche unserer Zeit.

3. „The Bibendum Cookbook“ von Sir Terence Conran, Simon Hopkins und Matthew Harris, Fotografiert von Lisa Linder

Das Buch feiert die über zwanzigjährige Geschichte des Londoner The Bibendum Restaurants und seinen berühmten Küchenchefs, u.a. Jeremy Lee (Quo Vadis Restaurant), bei dem ich im Herbst 2010, im Blue Print Café in London ein großartig schnörkelloses Menü genießen durfte, dass er gemeinsam mit Michael Smith (Three Chimneys Restaurant) im Rahmen des London Restaurant Festival zubereitete. Ich war noch nie im The Bibendum, kann aber beim Blättern im Buch das Stimmengewirr hören, das Topfklappern und die Musik – und ich bekomme großen Appetit auf die gradlinige, schnörkellose New British Cuisine Küche die sich im Buch zeigt. Eines der gelungensten und lebendigsten Restaurantportraits der letzten Jahre.

4. „Johannes King – Das Kochbuch von Land und Meer“, von Johannes King, fotografiert von Luiza Ellert, mit Texten von Ingo Swoboda

Er gehört zu den stilleren Kochstars der Republik, seit zwölf Jahren kocht der gebürtige Schwarzwälder Johannes King auf Sylt seine von den Jahreszeiten und dem Norden geprägte Kreativküche – sein Restaurant „Söl´ring Hof“, gilt als Sehnsuchtsort für Genießer. Mit dem Kochbuch von Land und Meer (Collection Rolf Heyne) ist Fotografin Luiza Ellert und Autor Ingo Swoboda – nach ihrer ersten Publikation mit dem schlichten Titel „Johannes King“ (2007) – erneut ein sehr persönliches Portrait des Zwei-Sterne-Kochs, seiner Küche und der Insel gelungen. Alleine die großformatigen Bilder! Beim Blättern riecht man die Seeluft und bekommt ordentlich Appetit. Die übersichtlich aufgebauten Rezepte machen Lust aufs Nachkochen, viele Grundrezepte runden dieses meisterhafte Kochbuch ab.

5. „Echt griechisch!“ Mit Rezepten und Bildern von Elissavet Patrikiou

In der Griechenland-Abteilung meiner Kochbuchsammlung fand sich bislang überwiegend folkloristischer Küchenkitsch für Touristen. Im Frühjahr erschien mit Echt griechisch! im Christian Verlag ein Koch- und Lesebuch, das so ganz anders war: authentisch, bild- und lehrreich, textstark und vor allem: sehr persönlich. Mit der Autorin und Fotografin Elissavet Patrikiou sprach ich im Sommer 2012 über die griechische Küche, das Missverständnis mit den Fleischbergen, die Renaissance griechischer Weine und echte Lämmer. Das Interview finden Sie hier im Blog!

6. „Zu Gast bei Jamie“, von Jamie Oliver, fotografiert von David Loftus

Gefühlt alle drei Monate bringt Jamie Oliver ein Kochbuch heraus, eines davon war unlängst der Band über die Küche seiner Heimat. Die Großbritannien-Königreich-Küchenrevue Zu Gast bei Jamie (Dorling Kindersley, London) ist für mich das authentischste von allen bislang erschienenen Jamie Oliver Kochbüchern. Hier ist Jamie zuhause, das merkt man, nie war er unmittelbarer. Die gradlinige britische Produkt-Küche mit ihren vielen Einflüssen ist mundwässernd inszeniert von Jamies Hausfotograf David Loftus an dessen Fotografie ich mich wohl nie satt sehen werde. Wie immer wird viel gekleckert und es menschelt dollstens. Das Meisterstück vom Kochbuch-Dream-Team!

7. „Menue Design in America“, von Steven Heller, John Mariani und Jim Heimann (Hrsg.)

Das ist ja gar kein Kochbuch, hör ich die Schlaumeier maulen. Richtig! Es ist ein 390 Seiten starker Wälzer über Speisekartengestaltung und Restaurantgeschichte in Amerika, mit Gastrographiken und Fotografien aus den letzten hundert Jahren – zusammengetragen von Steven Heller, der über dreißig Jahre lang der Art Direktor der New York Times war und geschrieben von John Mariani, Restaurant- und Reisekritiker beim Esquire Magazine, Wein-Kolumnist für Bloomberg International News und Autor der Encyclopedia of American Food and Drink, America Eats Out, The Dictionary of Italian Food, und How Italian Food Conquered the World. Menue Design in America (Taschen) ist eine bunte, mitunter sehr spaßige und hochinteressante Reise durch Geschichte und Gastrokulturen, die mich kulinarisch mehr inspirierte, als so manches „echte“ Kochbuch.

8. „365 Rezepte aus der fanzösischen Landküche“ von Stéphane Reynaud

Ich liebe die Bücher und Rezepte von Stéphane Reynaud – er ist schon länger „mein Mann“ wenn es um französische Küche geht. 365 überwiegend sehr, sehr einfache Rezepte der französischen Landküche für jeden Tag sind in diesem Ziegel versammelt, mit Bildern zum hungrig kucken, in einnehmender Schlichtheit fotografiert von Marie-Pierre Morel, serviert mit fröhlichen Graphiken von Illustrator José Reis de Matos. Kein Kochbuch hatte ich in diesem Jahr öfter in der Hand als 365 Rezepte aus der fanzösischen Landküche (Christian Verlag).

9. „Maria Luisa kann nicht anders“, mit Rezepten von Maria Luisa Scolastra, Fotografie Justyna Krzyanowska und Texten von Judith Stoletzky

Das Buch wurde mir ungefragt zugeschickt, zu einem Zeitpunkt an dem ich selbst schon im Buchhandel kurz darin geblättert hatte, nachdem sich Blogger und Fachpresse scheinbar einhellig zu Lobgesängen verabredet hatten. Alle mochten das Buch. Auch kluge Kulinariker aus meiner engeren Umgebung. So was macht mich immer extrem skeptisch, wenn alle was gut finden. Jetzt leben das Buch und ich schon ein paar Monate miteinander und ja, Maria Luisa kann nicht anders (Becker Joest Volk Verlag) ist ein wunderschön fotografiertes, ganz entzückendes, romantisches Buch der umbrischen Küche – alle Lobeshymnen (z.B.hier und hier) sind wahr, muss ich zugeben – ich kann nicht anders.

10. „Zusammen isst man seltener allein – das Koch Mal Buch“ von Rinah Lang und Anette Beckmann

Das letzte Buch des Jahresrückblicks ist noch ganz neu und man muss es selber voll schreiben und malen – das liebevoll illustrierte und gestaltete Zusammen isst man seltener allein – das Koch Mal Buch (blanvalet/Random House) erinnert entfernt an die Freundschaftsbücher die man früher in der Schule tauschte und ausfüllen musste. Jetzt macht das plötzlich großen Spaß, stellten die Liebste und ich im Selbstversuch fest, Fragen über Fragen, zum Beantworten im großen Kreis, für gute Gäste und liebe Mitkulinariker. Einladende Seiten auch für Rezepte aus den Küchen von Freunden und schon beim ersten Blättern sorgen nicht nur die, von Anette Beckmann detailreich gestalteten Seiten mit Illustrationen von Rinha Lang für Vergnügen, auch einige Fragen bleiben sofort hängen, bspw. „Wenn Du ein Wein wärst, wärst Du…?“, „Was ist aus der Dose besser als frisch? (gab gleich eine Riesendiskussionen!), „Wenn Du die Weltherrschaft hättest, gäbe es jeden Mittwoch…?“, „Die beste App/Website für Köche…“, ein großer Spaß aus dem irgendwann das schönste und persönlichste Kochbuch in ihrem Haushalt werden könnte, wenn es geschrieben, geklebt, gemalt und gemacht ist.

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