Fotografieren im Restaurant-Zwielicht: iPhone 5 vs. Lumia 920

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Vorfreude auf eine abendliche Presseveranstaltung – das ist, ehrlich gesagt, eher die Ausnahme. Diese Woche wars soweit: Nokia und Windows Phone hatten zu einem Fotokurs in Steffen Hensslers Restaurant Ono geladen, neben der Präsentation des neuen Smartphones selbst, sollte auch gezeigt werden, wie gut sich das neue Nokia Lumia 920 Smartphone bei nächtlichem Einsatz in eher romantisch ausgeleuchteter Restaurant-Atmosphäre bewährt.

Insbesondere Foodblogger führt die selbstgewählte Chronistenpflicht oft ins Zwielicht, dezente Fotoarbeiten mit Smartphones an Restauranttischen liefern allermeist Bilder die wirken, als wären sie in einem anderen Jahrhundert entstanden und später noch einem Hochwasserschaden zu Opfer gefallen. Der aufmerksame Restaurantservice, kennt das melancholische Seufzen kulinarischer Blogger.

Ich bin da also hin. Und ich hab mein iPhone mitgenommen.

Seit ich digital denken kann sitze ich, beruflich wie privat, vor einem Mac, selbstverständlich ist auch mein Smartphone eine Apfelfrucht und als man mir neben einem Begrüßungscocktail ein quitschgelbes Nokia Lumia 920 in die Hand drückt, drücke ich intuitiv überall dorthin, wo sich beim iPhone was täte – ich muss umdenken. Dann aber ist alles ähnlich selbsterklärend.

Da kommen die ersten Fotomodelle! Ich hatte vergessen, wofür TV Koch Steffen Henssler eigentlich mal stand – und immer noch steht: perfektes Sushi. Reiskorn liegt an Reiskorn, der Fisch butterzart, die verschiedenen Rollen sind handwerklich perfekt, die Grundprodukte von höchster Qualität und die unterschiedlichen Würzungen und Kombinationen begeistern mich. Insbesondere die kreativen New Style Nigiri sind echte Höhepunkte u.a. mit Avocado und fein säuerlicher Ceviche-Vinaigrette, geflämmtes Rinderfilet mit Shisoblatt oder Lachs mit Nussbutter (sensationell!). Ich unterbreche kurz und beherzt mein privates Sushi-Embargo zur Rettung der Weltmeer-Fische und bin selig.

Die Fotos bleiben erstmal hinter den Ewartungen zurück, müde und graupixelig zeigen sich die ersten Fotoversuche. Mit dem Problem bin ich nicht alleine, zeigt der Blick auf den großen Flachbildschirm im Restaurant, auf dem alle Fotos sämtlicher Testgeräte im Raum sofort angezeigt werden. Die Ergebnisse stehen sogar im krassen Widerspruch zur selbstbewussten Einladung der Lumia-Crew. Etwas stimmt nicht.

Ich wende mich an den Hamburger Foodfotografen Carsten Eichner, der an diesem Abend von Nokia für die fototechnische Beratung gebucht ist – und sehe wortwörtlich schnell das Licht. Unglaublich, was diese Kamera kann.

Meine iPhone-Überzeugung bröselt wie alter Zwieback.

Es fängt mit der Linse an, die ist von Carl Zeiss. Und wo ich auf meinem iPhone gerade mal den Blitz ein und ausschalten kann, lassen sich bei der Lumia 920 der iso-Wert und die Blende einstellen. Selbst bei ausgeschaltetem Blitz fängt das Smartphone fünfmal mehr Licht ein, als vergleichbare Konkurrenzmodelle – verraten Pressemappe und Praxistest.

Ribbet collage

Die Tiefenschärfe ist brillant, die Bilder wirken wärmer und weicher, als die, die ich mit meinem iPhone 5 mache und in der Vergrößerung zeigt sich, dass 0,7 Megapixel einen erheblichen Unterschied machen, ganz 8,7 Megapixel liefert die Lumia 920, mehr ist im Smartphone-Bereich derzeit nicht drin (s.o. linkes Bild iPhone 5, rechtes Bild Lumia 920). Unmengen an exklusiven Nokia-Fotobearbeitungs-Apps erledigen zudem direkt mit dem Smartphone das, was ich erst nach dem Hochladen am Heimcomputer machen kann.

Es sind dunkle Stunden für mich, den iPhone Nerd – und ich bin (wieder mal und immer öfter) mehr als nur ein bisschen genervt von Apple: eben wurde mir für gutes Geld das iPhone 5 in die Hand gedrückt, der neuste Stand und die Möglichkeiten der Fototechnologie wurden mir dabei wissentlich vorenthalten. Kommt dann wahrscheinlich mit dem üblichen Tam-Tam in der nächsten iPhone-Generation, ich habe allerdings nicht mehr vor, weiterhin Teil der digitalen Elektro-Wegwerfgesellschaft zu sein, die quartalsmäßig gut funktionierende Geräte gegen ein bisschen besser funktionierende Geräte tauscht.

Stefan Henssler findet sich mit beachtlicher Verspätung auch noch ein, er kommt von Dreharbeiten. Dem Lumia-Testimonial gelingt es, in jeden seiner Sätze mindestens sechs-acht Mal das Wort „geil“ einzubauen, so gut gefällt dem „Smartphone-Neuling“ sein neues Handy. Kritik hat er auch, schwer sei „das Teil“, neulich sei er im Tour-Bus, beim Angry Bird spielen über Kopf, eingeschlafen – mit schwerwiegenden Folgen.

Derweil macht sein Team einen fabelhaften Job. Ich hatte an diesem Abend die Gelegenheit, einige Sätze mit Hensslers jungem Küchenchef zu wechseln, da liebt jemand seinen Beruf – mit ansteckenden Begeisterung. Das Serviceteam ist aufmerksam und umsichtig, superfreundlich und schnell. Ein kulinarischer Genuss, ein erhellender Abend – auch wenn ich persönlich in den sauren Apple beißen musste.

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