“Heute koch ich, morgen brat ich” – wie mein neues, märchenhaftes Koch- und (Vor-) Lese-Buch in die Welt kam

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Hier ist es mein neues Kochbuch und es ist ein ganz besonderes Kochbuch, ganz eigen, in allen Facetten – und das beginnt mit der wundersamen Geschichte seiner Entstehung, denn dieses Buch habe ich mir nicht ausgesucht, dieses Buch kam zu mir. Anja Laukemper und Sabine Antoni waren es, die mir bei einem Mittagessen Ihre Idee eines Grimmschen Märchen-Koch- und Lesebuches unterbreiteten, hübsch, dachte ich, altmodisch auch, dachte ich und dann an meine Kindheit und die Märchen der Brüder Grimm und dass es da eigentlich immer nur Brei und Brot zu essen gegeben hatte. Ich war mehr als skeptisch. Was kochen? Und konnte das funktionieren, die Märchen der Brüder Grimm literarisch zu bearbeiten und behutsam umzuschreiben? Ich sagte trotzdem zu, schlicht weil ich die Arbeiten der Graphikerin Anja Laukemper sehr schätze.

Es war ein stürmisches, verregnetes Wochenende, unermüdlich prasselte der Regen an die Fensterscheiben, es wurde garnicht mehr richtig hell an diesem Tag, drinnen wurde es immer gemütlicher und ich lümmelte auf dem Sofa, las die Märchen der Brüder Grimm, griff dann zu Zettel und Stift und notierte die ersten Rezeptideen. Innerhalb eines Nachmittages füllten sich die Seiten. Inspiriert von den Märchen entstand jene Koch- und Küchenwelt, die sich jetzt im Buch findet, in der besondere Würzungen, viele alte Gemüsesorten, große Braten, ganze Fische, Obst und Kräuter eine wichtige Rolle spielen.

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Ich merkte schnell, ich war frei, das “Thema” gab mir die Freiheit ganz eigene Rezepte zu kreieren und das Buch wurde, abseits der Märchenwelt zum ganz persönlichen Stevan Paul-Kochbuch: so koche ich derzeit, das ist meine Küchen-Philosophie zu diesem Zeitpunkt. Die Reduktion ist dabei ein wichtiger Aspekt, wenige beste Produkte, selten mehr als drei Komponenten auf dem Teller, die sich in der Kombination entfalten und doch einzeln schmeckbar bleiben. Kein Kunsthandwerk, kein Chichi, die Raffinesse entsteht durch die Kombinationen der ausgesuchten Produkte. Alte Würzungen und neue Geschmackskombinationen, süß und salzig, sauer und süß und bitter, Bitterkeit, diese unterschätzte Nuance in der Küche. Das Buch enthält deftige Alltagsgerichte, königliche Speisen für Gäste und natürlich, weil es ein Märchenbuch ist, Familienrezepte die auch kleinen Prinzessinnen und Prinzen schmecken. Alle Zutaten sind gut erhältlich oder bereits in der Schlossküche vorhanden, und mit den sorgfältig formulierten Rezepten gelingt das Nachkochen auch ungeübten Küchenhelfern.

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Wir konnten dann den Hölker Verlag für unser Buchprojekt gewinnen und Fotografin Daniela Haug, mit der ich eben die Arbeiten an „Auf die Hand“ beendet hatte. Wir fotografierten und produzierten auf Schloss Belepsch, in einer echten Burgküche, in verwunschenen Wäldern und den letzten Hexenhäusern, die noch zu finden waren. Tanja Trific sorgte für die märchenhafte Requisite und mit der Gestaltung und Illustration durch Anja Laukemper entstand nach und nach ein ganz eigenes, kunstvolles, prächtiges Buch.

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Ich kämpfte derweil mit den Grimms. Die Originaltexte der Brüder, die es ja auch als Germanisten zu Ruhm brachten, sind überraschend nüchtern geschrieben und ich habe mir erlaubt, sie – mit großem Respekt vor dem Werk der Grimms – neu zu interpretieren. Dazu gehört das ein oder andere schmückende Adjektiv – und hier und da ein Augenzwinkern, eine Prise Humor.

In den Märchen der Grimms hat das Essen überwiegend funktionalen Charakter. Schneewittchen wird mit einem rotbackigem Apfel verführt, mit Brotkrumen versuchen Hänsel und Gretel den Weg zurück nach Hause zu finden, Kuchen und Wein sollen Rotkäppchens Großmutter gesunden lassen, und Aschenputtel erfährt echtes Mobbing durch eine Handvoll Linsen. Gerne aber wird zum guten Ende eines Märchens groß aufgetischt, geheiratet und geschlemmt, die Tische biegen sich, und alle sind sehr glücklich! Was da genau gekocht, gebacken und serviert wurde, im Räuberhaus der Bremer Stadtmusikanten, im märchenhaften Hochzeitsschloss oder dem verwunschenen Hexenhäuschen, darüber schweigen die Grimms leider ausdauernd.

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In diesem Buch sind neue Antworten versammelt und die dazugehörigen Rezepte natürlich auch! Erstmals sind auch die kulinarischen Gelage in Schlössern, Räuber- und Zwergen-Behausungen detailliert beschrieben, wir werfen einen genauen Blick in Rotkäppchens Körbchen und knabbern versuchsweise am Hexenhaus. Wenn das die Grimms wüssten! Reduziert und leicht umgeschrieben habe ich die teils drastischen Grausamkeiten, jetzt funktionieren die Märchen auch für die Kleinsten unter uns. Wichtig waren mir bei der Bearbeitung Tempo und ein neuer Rhythmus – Sie werden die Märchen vor allem beim lauten Vorlesen neu entdecken!

Ab dem 1. August ist „Heute koch ich, morgen brat ich“ im Buchhandel erhältlich und die Märchenwelten der Gebrüder Grimm liegen jetzt ganz in der Nähe Ihrer Küche: hier wie da geht es um eine genussvolle Auszeit vom Alltagsrauschen, um Familienzeit, Zeit mit Lieblingsmenschen, gemütliche Stunden und gemeinsame Momente mit Freunden. Zusammen kochen, zusammen am Tisch sitzen und genießen und einander später vielleicht noch das ein oder andere Märchen vorlesen und neu entdecken – das wünsche ich Ihnen!

Ab 1.August überall wo es Bücher gibt!

Stevan Paul
Heute koch ich, morgen brat ich
Märchenhafte Rezepte
Fotos von Daniela Haug
208 S. l 20 x 28,2 cm
Hardcover mit Goldfolienprägung
ISBN 978-3-88117-978-2 l 29,95

Heute koch ich

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