Geschmackssache Heimat – Abendbrot mit jungen Winzern

PicMonkey Collage1 (Links oben: Maria Steffes, Stephanie Döring)

Es ist eine Binsenweisheit, dass selbst der beste Wein sofort noch besser schmeckt, wenn man die Hand des Winzers geschüttelt hat. Eine überprüfbare Tatsache, denn Wein ist mehr als ein guter Schluck im Glas, Wein ist Handwerk, Terroir und Geschichte und davon erzählen am schönsten jene, die den Wein gemacht haben. Wenn aus dem Kennenlernen dann noch ein so, ja, leuchtender Abend wird, wie ihn die Besucher der Hamburger Ausgabe der Geschmackssache Heimat im neuen Restaurant Trific erleben durften, entstehen schnell neue Freundschaften. Die Geschmackssache Heimat ist ein junges Format erdacht und organisiert von der Marketingberaterin Julia Enders. Unterstützt und gesponsert vom Deutschen Weininstitut präsentieren, bereits seit vier Jahren, wechselnde junge WinzerInnen ihre Weine in deutschen Großstädten, dieses Jahr in Hamburg, Köln, Frankfurt, Berlin und München. Immer in ausgesuchten kulinarischen Locations und in Zusammenarbeit mit Weinbars und Restaurants, moderiert von örtlichen Sommeliers und Weinfachleuten, beworben durch persönliche Einladungen und via Facebook.

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Die Karten für den Abend in Hamburg waren sehr schnell ausverkauft und das elegante Souterrain des Restaurants füllte sich bis auf den letzten Platz, die Abendsonne glitzerte auf dem Wasser des Fleets und ließ die goldenen Tapeten leuchten: Hoch die Gläser und herzlich Willkommen mit dem Riesling Brut Von Buhl. Sommèliere und Gastronomin Stephanie Döring (TVino, Weinladen St. Pauli) die den Abend und die Weine auch kuratiert hatte, präsentierte gewohnt launig, charmant und auf den Punkt, zwei wirklich sehr junge Winzer der jungen „Generation Riesling“: vom Weingut Geschwister Simon an der Saar war Maria Steffes zu Gast, die mit gerade mal 22 Jahren und gemeinsam mit Schwester Barbara und Mutter Heidi das elterliche Weingut zu neuer Qualität führen will – mit feinherben Moselweinen, Motto: „einfach Trinkspaß, nicht verkopft!“ Das funktioniert schon sehr gut mit dem herrlich frischen 2014 Ayler Riesling feinherb Herzblut, einer der ersten Weine des Abends.

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Wie im Schlaraffenland wurden dazu Platten und Teller aufgetragen, die langen Tische schnell zu klein, Oliver Trific und sein Team servierten ein großzügiges Abendbrot, das ebenfalls zur vergnüglichen Geschmackssache Heimat wurde: Tomatensalat mit Dillblüten, Gemüse-Cole Slaw, zarte Bratheringe und cremige Geflügelleber mit Meersalz, Cesars Salad mit Holunder und krosser Hähnchenhaut, saftiges Rührei mit goldglänzenden Räuchersprotten, Deichkäse vom Backensholzer Hof, einen würzigen Tatar vom Weideochsen, gutes Brot dazu.

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Zum Tatar noch eine Premiere: der 25 jährige Andreas Mann vom Weingut Mann in Eckelsheim, Rheinhessen, präsentierte seinen ersten Spätburgunder, ein rares Vergnügen von nur knapp 300 Flaschen („ich hab mich nicht mal getraut Saftproben zu nehmen, dann hätte ich das Barrique nicht voll gekriegt“). Andi Mann, der den elterlichen Hof schon während des Studiums an der Hochschule in Geisenheim übernahm und im Weinberg komplett auf Handarbeit setzt, macht die Doppelbelastung nichts aus: „Man muss sich dran gewöhnen, dann ist es geil!“ Die eingestellten und leicht „überversorgten“ Weinberge des Vaters wandelt er behutsam in biodynamische Systeme. Auch die ansprechenden modernen Etiketten künden vom neuen Wind im Weinberg.

PicMonkey Collage5 (Winzer Andreas Mann, Auswahl seiner Weine)

Im Glas begeisterten, neben dem Spätburgunder, auch Riesling und Weißburgunder, frisch, kernig und richtig trocken. Mit dem Prädikat „sauharmonisch!“ bedachte Andreas Mann im Verlauf des Abends den 2013 Weisser Burgunder QW des Kollegen Tim Fröhlich vom Nahe-Weingut Schäfer-Fröhlich – ein Kompliment das gut auch zu seinen eigenen Weinen passt!

Die Ablöse der Eltern funktioniert in beiden Betrieben ohne die oft so großen Reibungen. Beim Weingut Geschwister Simon, ist es ein Miteinander mit der Mutter, gemeinsam blickt man auf 400 Jahre Weinbautradition in der Familie und schon die Großmutter stand als „Witwe Christine Simon“ für Frauenpower an der Saar. Modernisiert wird dennoch, spannende neue Weine in Flaschen mit modernen Etiketten und die berühmte Moseler Verschwiegenheit wird zu Gunsten des Austausches mit Kollegen aufgeweicht, erzählt Maria Steffes lachend, die ebenfalls in Geisenheim studiert hat. Lässig präsentiert sie an diesem Abend ihre Weine, das freie und lebendige Sprechen perfektionierte sie 2013 als Moselweinkönigin auf über 200 Terminen („Wir haben kein Dorffest ausgelassen“). Mit ihrem samtig-frischen, elegant ausbalanciertem 2014 Ayler Riesling Kabinett endete der formidable Abend und mit der Erkenntnis, was für eine erhellende und genussvolle Angelegenheit es doch immer wieder ist, sich aufzumachen und neue Winzer kennen zu lernen.

Die nächsten Geschmackssache Heimat-Termine:
(mit anderen Winzern, Weinen und Speisen!)

25.08. Köln, Die fette Kuh, Facebook
27.08. Berlin, Hallesches Haus Facebook
01.09. München, Red Hot, Facebook
03.09. Frankfurt, Horst, Facebook

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