Gaisburger Marsch mit Frizle – Spätzle frisch aus der Packung gepresst (!)

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Jetzt ist es passiert. Ich habe mit einem Halbfertig-Convenienceprodukt gekocht! Convenience kommt ja von Bequemlichkeit. Ich kann das aber erklären. Seit ein paar Jahren schon schleiche ich um ein Produkt names Frizle. Der Fertig-Spätzlesteig zum aus dem Beutel pressen übte früh eine ungekannte Faszination auf mich aus, denn ich bin im Schwäbischen aufgewachsen, kann sogar Spätzle vom Brett schaben, wenns unbedingt sein muss, weiß aber auch um die Arbeit, die Spätzle machen. Alleine den Teig von Hand zu schlagen, „bis er Blasen wirft“, ist eine sportliche Angelegenheit. Das Allerschlimmste ist aber das Spülen aller Gerätschaften. Ich muss immer lachen, wenn in der TV Werbung in Villariba und Villabachon so angeblich ganz schwierig spülbare Paella-Pfannen gewaschen werden. Haha. Mit Spätzleteig verklebte Schüsseln, Brettchen oder Spätzlespressen sind die wahre Challenge, sind die Hölle in der Spülküche des Grauens. Spätzlesteig geht einfach niemals ab, vermehrt sich, zieht Schlieren, ruiniert jeden Putzschwamm in Sekunden. Villariba, pffft! Schduggitown!

Frizle also, erstmals auf der Internorga gesehen, vor ein paar Jahren, damals gabe es nur die Packung, „ein Prototyp“ erklärte man mir am Stand. Ich ging als gebrochener Mann. Vor ein paar Wochen dann servierte eine junge Damen beim Hamburger „Besonders lecker“-Markt die Spätzle an einem Stand, frisch aus dem Kochwasser. Ich gebe zu, ich näherte mich mit einer gewissen altväterlichen Herblassung, schließlich würde ich niemals mit Spätzle aus dem Beutel arbeiten, ich bin Schwabe, ich kann Spätzle selber machen, ausserdem klapppt und schmeckt das sowieso nicht! Ich fiel tief, vom hohen Ross. Die Spätzle gelangen formschön in Sekunden, hatten Biss, einen tollen Geschmack und alles Bio. Ich staunte.

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Dann das Wiedersehen mit den jungen Tüfftlern, neulich im Fernsehen, beim Staffelfinale meiner Lieblingssendung „Höhle der Löwen“ auf Vox. Die Gründer Kristina Zerr, Martin Nikolaus Sluk und Thomas Spieler bieten ihre selbstgemachte Spätzle aus der Verpackung an:„Gemeinsam mit den Löwen werden wir groß“, sagen sie und bieten zehn Prozent am Unternehmen, für 500.000 Euro.Doch der bislang erzielte Umsatz überzeugt die Löwen nicht, Vural Öger, Frank Thelen, Jochen Schweizer, Judith Williams und Lencke Steiner steigen aus. Ich weiß es besser und wundere mich, denn diese Spätzel haben meines Erachtens ein riesen Potential.

Wa allerdings in der Sendung keine Erwähnung fand, ist der Umstand, dass die Distribution der bequemen Biospätzle bereits sehr gut angelaufen ist. Frizle gibt es (zumindest in Hamburg) bereits bei der Metro und bei Edeka, zudem kann man gleich bei mehreren Anbietern online bestellen. Im Edeka Hoheluft hab ich mir am Samstag eine Packung Frizle Spätzle gekauft (2.99 €) um einen Gaisburger Marsch zu kochen. Der Rindfleischeintopf mit Kartoffeln UND Spätzle in duftender Fleischbrühe mit Schmelzzwiebeln ist eine urschwäbische Angelegenheit, ein perfekter Winterwärmer. Allerdings braucht es wirklich nur zwei Handvoll Spätzle. Und die hab ich dann gestern mit Frizle gemacht.

Salzwasser aufkochen, den Klebstreifen über der Lochperforierung entfernen, die Packung von oben nach unten zusammen rollen, dabei tritt unten der Teig aus. Dicke Spätzle nah am Wasser, dünne Spätzle bei größere Entfernung von der Wasseroberfläche.

Ich mischte, hoch und runter und drücken, und nach drei Minuten sind die Spätzel gar, gepresst und schmecken mit tollem Biss. Großartig. Ich bekomme keinen Cent von Frizle, ich hab mir das Produkt selbst gekauft, ich bin einfach schlicht begeistert, auch als Schwabe. Und kein Abwasch!

500 g Spätzle ergibt der Teig, das sind zwei Teller und da dämmert mir erst, wie praktisch das auch für Menschen ist die alleine leben, oder zwei Personen-Haushalte, die können sich jetzt ruckzuck beispielsweise Kässpätzle machen, die wirklich schmecken, denn Kässpätzle macht man eigentlich nicht für ein-zwei Leute, siehe oben.

Der Gaisburger Marsch war ein Genuß, hier mein Rezept!

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Gais­bur­ger Marsch für 4 Personen

500 g Rin­der­sup­pen­fleisch
1 Sup­pen­grün
1 Knoblauchzehe
1 Lor­beer­blatt
10 Pfef­fer­kör­ner
5 Wachholderbeeren
5 Koriandersamen
1 TL Senfsaat
Salz
2 l Rinderbrühe
2 Rin­der­bein­schei­ben à ca. 280 g
500 g Kartoffeln
4 Zwiebeln
1/2 TL Kümmel
4 El Öl
1 Tl Zucker
50 ml trockener Weißwein (wahlweise Apfelsaft)
Pfeffer
500 g Spätzle z.B. von Frizle
krause Petersilie
Schnittlauch

Zube­rei­tung

Rin­der­sup­pen­fleisch mit gewa­sche­nem, grob gehack­tem Sup­pen­grün, Knoblauch, Gewürzen und einem Tee­löf­fel Salz in kal­ter Rin­der­brühe auf­set­zen und langsam auf­ko­chen. Den Schaum abschöp­fen und die Rin­der­bein­schei­ben ein­le­gen. 3 Stun­den leise sie­den lassen. Kurz vor Ende der Gar­zeit die Kar­tof­feln schä­len, in Spal­ten schnei­den und in Salz­was­ser biss­fest gar kochen. Für die Schmorzwiebeln die Zwiebeln pellen und in Ringe schneiden. Öl in einer großen Pfanne erhitzen, die Zwiebelringen hinein geben, salzen, Kümmel zugeben und bei milder Hitze unter Rühren in 15-20 Minuten weich und goldbraun schmoren. Zucker unterrühren, mit Weißwein ablöschen und aufkochen. Mit Pfeffer würzen, eventuell nachsalzen.

Fleisch aus der Brühe neh­men, Kno­chen und Fett ent­fer­nen, das Fleisch grob wür­feln. Die Brühe durch ein Sieb mit Tuch in einen zwei­ten Topf umfül­len, mit Fleisch und Spätzle ein­mal auf­ko­chen und 4 Minu­ten zie­hen lassen. Kar­tof­feln abgie­ßen und in die Brühe geben. Den Ein­topf mit Salz und Pfef­fer wür­zen, mit den Schmelzzwiebeln und frisch gehack­ter Peter­si­lie sowie Schnittlauch in Röllchen bestreuen und servieren.

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