NENI Hamburg, nach dem Brand – was war, was (hoffentlich bald wieder) wird!

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Dieser Tage sollte meine Restaurantbesprechung zum NENI in Hamburg in einer überregionalen Zeitung erschienen, doch dann brannte es im Restaurant, auch das 25hours Hotel Altes Hafenamt und Jörg Meyers Boilermann Bar wurden in Mitleidenschaft gezogen. Ich habe mich sehr gefreut, dass Haya Molchos Neni-Konzept jetzt auch in Hamburg angekommen ist, wir erlebten einen wunderbaren Abend und es wird auch in der Zukunft an gleicher Stelle wieder das Neni und die Boilerman Bar im Hotel geben. Das dauert aber noch eine Weile, diese Woche meldete sich Meyer per Videobotschaft von der Baustelle und sprach von “Monaten”. Wie viele HamburgerInnen, freue auch ich mich auf die Wiedereröffnung, darum an dieser Stelle der Text zu meinem Besuch, hoffentlich auch als kleine Ermutigung an die insgesamt 120 Mitarbeiter, die Teams und Crews aller betroffenen Restaurationen – auf bald, wir drücken Ihnen und Euch die Daumen – auf ein baldiges Comeback!

NENI Hamburg

Es mag sein, dass die Nordic Cuisine mit ihrer streng regional-saisonalen Prägung, für Profiköche interessante Herausforderungen bereit hält, zum Publikumserfolg taugt sie nicht, zu wenig Urlaubsgefühl, zu wenig Exotik. Seit ein paar Jahren schon ist Israel das neue Italien in deutschen Küchen, die Küche des östlichen Mittelmeers groß in Mode. Der britische Koch und Gastronom Yotam Ottolenghi machte die lässige Verknüpfung mediterraner-orientalischer Küchentraditionen und Aromen mit seinem Bestseller-Kochbuch Jerusalem 2012 populär. Eine ebenso erfolgreiche Botschafterin der neuen Nahostküche ist Kochbuchautorin und Unternehmerin Haya Molcho die bereits 2009 am Wiener Naschmarkt das erste NENI-Restaurant eröffnete, mittlerweile betreibt sie in Wien, Berlin und Zürich Restaurants – und, ganz neu, jetzt auch in Hamburg. In der Wiener Stammadresse aß ich vor Jahren eine unvergessliche Portion Hamshuka, ein Gericht aus cremigem Humus mit chilischarf geschmortem Lammfleisch-Rinderhack, einem Hauch Minze, reichlich Olivenöl und Pitabrot zum weglöffeln. Dass diese Köstlichkeit jetzt auch in Hamburg zu haben sein soll, freut mich und damit bin ich nicht alleine: es ist nicht leicht einen Tisch zu bekommen, wenige Wochen nach der Eröffnung des Restaurant NENI im 25hours Hotel Altes Hafenamt. Es bleibt an einem Mittwochabend nur noch die Spätschicht, um 21:00 Uhr wären zwei Plätze frei. Unser Tisch wird bei unserem Eintreffen gerade erst abgedeckt und wir haben Gelegenheit, in der angeschlossenen Boilerman Bar der Hamburger Barlegende Jörg Meyer einen Highball zu genießen. In der elegant-puristisch eingerichteten Bar mit schweren Ledersesseln und unverputzten Backsteinwänden genießen wir zwei Aperitif-Highballs: leichten Podensac Rosé auf Weinbasis und den würzigeren Dubonnet Vermouth. Auch den Meyer-Klassiker Gin Basil Smash bestellen wir noch geschwind, ein Zaubertrank aus Gin, frischem Basilikum, Limette und perlendem Soda.

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Unser Tisch ist fertig, wir werden abgeholt und ums Eck ins NENI geführt. Auch hier, Backsteinwände, warme Rottönen, ein Hauch Industrial Design in den denkmalgeschützten Räumen, gebrochen durch gemütliche Inseln mit Sofas, weichen Kissen, Kerzen brennen. Die transparente Küche ist bunt verglast, neben unserem Tisch plätschert ein Brunnen, die Lichtführung ist gelungen. Ein Wohlfühlort. Alle 80 Plätze sind belegt, die Stimmung ist von fröhlicher Ausgelassenheit. Aus den Lautsprechern tönt angenehm der Minimal-Bass von „The xx“, David Bowie singt „Fashion“, U2 spielen „Numb“. Der Service ist und gibt sich jugendfrisch-locker, wir werden direkt geduzt.

Ansprechend gestaltete Speisekarten im Tageszeitungsformat werden verteilt, der Willkommensteller dazu, macht Appetit: zarte Scheiben von eingelegter Salz-Zitrone mit Joghurtcreme, ein paar grüne Oliven und bestes Olivenöl zu krachend-knusprigem Brot. Wir wählen als Vorspeise drei verschiedenen Mezze, kleine Gerichte, zuerst gerösteten Blumenkohl mit Har Bracha Tahina-Sauce (6 €). Die großen, weichen und nur leicht gerösteten Blumenkohlrosen, werden mit geriebenen Tomaten kombiniert, die zusammen mit der aromatischen Sesamsauce den einfachen Karfiol in den Adelsstand erheben. Wir teilen zwei „Zigarren“, orientalisch gewürzte, knusprige Frühlingsrollen mit Rinderhackfleisch, Pinienkernen, Gewürzen, Sesamsauce und sauren Salzgurkenstreifen (5,50 €). Dazu gibt es noch deutlich rauchiges Babaganoush(6,50 €) Das kühle, würzige Püree aus grillgerösteten Auberginen ist eine libanesische Spezialität, mit dem wolkenweichen Fladenbrot putzen wir die Teller blank.

Dazu haben wir einen seltenen Wein gewählt: Der 2015er Gamla White Riesling aus der Golan Hights Winery kommt von den Golanhöhen in Galiläa, ein kerniger Riesling mit feiner Restsüße, floralen Noten, Zitrus- und Aprikosen-Aromen (8,50 €). Die Weinkarte versammelt darüber hinaus klingende und populäre Namen der Weinwelt, mit einem erfreulichen Deutschland- (Rheinhessen) und Österreich-Schwerpunkt. Philipp Wittmann ist dabei, Battenfeld-Spanier, das Weingut Mayer aus Wien, Cloudy Bay, Ornellaia, der Tignanello von Antinori, Ruinart Champagner. Nach dem grandiosen Mezze-Auftakt kommt das Hauptgericht meines Begleiters etwas nüchtern daher. Die Hühnerstreifen in knuspriger Mandelhülle (16 €) thronen auf einem Berg Pommes Frites dazu gibts „Sweet-Chili-Chutney“ mit Sesamkörnern. Der Mandelknusper ist schön kross, das Hähnchenbrustfleisch freut sich über das Chutney. Großartig gelunge ist mein herbeigesehntes Hamshuka (15 €), genau wie in Wien seinerzeit, cremig, würzig, großartig!

Dessert? Wir schütteln die Köpfe, Gesten der Entschuldigung, die kleinen Leckereien, Dips und Cremes offenbaren ihr trügerisches Wesen: Wir sind mehr als vergnüglich gesättigt, Nachtisch unvorstellbar. Wir wagen dennoch einen flüchtigen Blick und sind schnell umgestimmt. Wir bestellen Knafeh (7,50 €) „eine Spezialität aus der Altstadt von Jerusalem“, wie die Karte verrät: knusprig überbackenem Kadayif-Fadenteig mit Pistazien, in dessen Mitte sich unter einem cremigen Joghurteis ein Nest mit sirupsüßer Ricotta-Füllung findet. Auch NENI´s New York Cheesecake (7 €) überzeugt, mit Knusperboden und Vanille-Frischkäse in Perfektion, der kleine Twist ist die kühle Limetten-Joghurt-Sauce, die dazu einen säuerlichen Kontrast setzt. Klasse. Der 2015er Müller-Thurgau von Andreas Mann (6,50€), einem jungen, sehr talentierten Winzer aus Rheinhessen, passt perfekt zum Dessert-Double, fruchtig-frisch und mit gut eingebundener Restsüße. Wir bleiben direkt noch ein bisschen sitzen und trinken in Ruhe aus, bevor wir uns auf einen späten Spaziergang durch die nächtliche Hafencity machen.

In einem Satz: Junge Adresse mit der mediterran geprägten, israelisch-orientalischen Küche der Kochbuch-Bestsellerautorin Haya Molcho im Wohlfühl-Ambiente des neuen 25hours Hotel Altes Hafenamt.

Selbstverständlich wird es hier auf NutriCulinary auch einen Post zur hoffentlich baldigen Wiedereröffnung geben!Die beiden Fotos wurden mir, auf meine Anfrage hin, von der 25hours Hotel Company zur Verfügung gestellt.

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