Kochtheater mit Tim Mälzer auf der eat'n STYLE

IMG_2821

Der frühe Vogel kann uns mal – zum Auftakt der immer gut besuchten eat’n STYLE sind wir aber pünktlich und werden belohnt. Nur luftig gefüllt sind die Gänge am Morgen des ersten Messetages. Erstmal einen Kaffee. Der wird gleich am Eingang der Geschmacks- und Stil-Messe aus großen Industrie-Automaten in Pappbecher abgezapft, wir verzichten irritiert. Viel artisanes Handwerk in der übersichtlichen Halle, kleine kulinarische Manufakturen und große Küchenhersteller präsentieren sich zu Eintrittspreisen zwischen 15-22 Euro (das 22 € Ticket beinhaltet den Besuch einer Kochshow), Restkarten für Kochshows können für 15 Euro pro Show zusätzlich zur Eintrittskarte erworben werden. Wir lobpreisen noch einmal das GourmetBlog, dort hatten wir zwei Eintrittskarten über eine Verlosung gewonnen. Viele der Aussteller hatten wir eine Woche zuvor auf dem Hamburger Foodmarket bereits kennen gelernt (dort war der Eintritt frei) und wir sind dementsprechend schnell durch.

Noch auf einen Schwatz an den Stand von Effilee, kurz Hallo gesagt bei essen&trinken/Living at home und ein letzter Plausch mit Martina Olufs vom Koch Kontor, das war es für dieses Jahr. Es ist gerade mal kurz vor Elf, als wir von zwei freundlichen Abgesandten des Hauptsponsors BMW gefragt werden, ob wir nicht die gleich beginnende Show von Tim Mälzer im Kochtheater gratis sehen möchten. Das möchten wir natürlich auf jeden Fall und meine Begleitung verkauft dafür ihre Seele Adresse. Von nun an wird sie wahrscheinlich stets postalisch über die neusten Modelle des Autobauers auf dem Laufenden gehalten werden, zunächst aber sehen wir uns mal Tims Show für lau an.

IMG_2823

Nach der Begrüßung durch Arne Petersen, Geschäfstführer G+J Foodshow GmbH, gibt es auf der großen Leinwand erstmal eine Folge der genialen Switch Reloaded Mälzer-Comedy und zwar die Nummer mit dem Bohneneintopf. Der echte Tim holt sich erstmal eine spitzbärtige Küchenhilfe aus dem Publikum, der junge Mann bekommt gleich Szenenapplaus für ungefragtes Händewaschen vor dem Kochen. Eine Ente wird in Salzteig gepackt, Selleriemus vorbereitet. Tims neuer Beikoch darf fünf Frauen seiner Wahl aus dem Publikum zum gedeckten Tisch neben der Bühne bitten und vergisst dabei seine Freundin. Erster Gang: Burrata auf Salat mit ordentlich Olivenöl. Tim parliert gewohnt eloquent durchs Programm, kämpft mit der Technik und fehlenden Zutaten, Abhilfe schafft stets der herbeigerufene Tom , Tim Mälzers Küchenchef. „So einen Tom hätte ich auch gerne für meine Küche“, seufzt eine Dame hinter uns.

Garnelen werden serviert, gebraten mit Koriander-Pesto, die Ente aus dem Salzteig befreit und tranchiert „Oh, das sieht aber noch sehr roh aus!“ weiß die Dame hinter uns. Die Ententeile gehen zum Bräunen noch mal in den Ofen, Tom weiß, wie der Grill eingeschaltet wird. Aus dem Publikum die Frage ob man mit dem Salz noch was anfangen könnte, die Dame hinter uns weiß Rat: „kann man ja noch auf einem vereisten Gehweg verteilen“ Ich fange an, die Dame zu mögen.

Zu den Entenkeulen gibt es ein schnell bereitetes Steinpilzragout mit angetrockneten Ofentomaten und ein bisschen Kollegenschelte. Tim erklärt wie wichtig für dieses Gericht die Verwendung von echter Brühe sei, zur Not lieber Wasser. In diesem Zusammenhang fallen klare Worte bezüglich des unglücklichen Werbeengagements des Kollegen Horst Lichter für Maggi Fertiggerichte. Findet das Publikum auch.

Tim Mälzer erzählt vom eigenen Olivenöl („ist wie eine Mutter die eine selbstgetöpferte Vase vom Kind bekommt, Vase krumm, fällt dauernd um, das Wasser läuft raus, aber die Mutter platzt vor Stolz. Ich finde darum auch: mein Olivenöl schmeckt besonders gut!“), von Hamburgs guten Restaurants der „zweiten Reihe“ (Nil, Filet of Soul, Schauermann, Juwelier) und serviert zum Hauptgang, der Entenbrust, auch ein Pflaumenchutney aus der Feinkostmanufaktur des Juwelier, dazu Sauerkraut im knusprigen Yufka-Teig und Selleriepüree. Die Zeit vergeht im Flug, Tim nimmt sich selbst und den Rest der Welt klug und unterhaltsam auf die Schippe, räsoniert über Wasserhähne mit Wasserstrahlbeleuchtung und stellt sich die Frage, warum Johann Lafers 280 Millionen Jahre altes Kalahari Salz, nach der Abfüllung durch Johann Lafer nur noch drei Monate haltbar ist.

Das macht Spaß und ich begreife: das Herzstück der eat’n STYLE ist das Kochtheater in dem in den nächsten Tagen auch Achim Ellmer aus der essen&trinken Versuchsküche aufkochen wird, sowie Alexander Herrmann, Rainer Sass und Stefan Marquard. Am kommenden Sonntag und Montag ist dann auch Weinexperte Hendrik Thoma ebenfalls auf der eat’n STYLE. Schade dass dieses Angebot, trotz gewichtiger Sponsoren wie BMW, Miele und nolte Küchen, scheinbar nur zu diesen satten Eintritts- und Showpreisen zugänglich gemacht werden kann.

Die eat’n STYLE gastiert noch bis einschließlich Montag, 14. September in Hamburg.

In München gastiert die Messe vom 23.-25. Oktober, in Köln vom 13.-15. November.

Weitere Beiträge
Pitti Taste, Florenz: die etwas andere Food-Messe.