Aus U_Mag wird uMag – die frisch renovierte Popkultur-Wundertüte aus Hamburg überzeugt

Ich habe mich sehr gefreut als mir das frisch relaunchte U_mag (jetzt: uMag) zur Besichtigung zugeschickt wurde, denn bei aller Internetglückseligkeit brauchen wir doch dringen noch gut gemachte, liebevoll gestaltete, unterhaltsame und informative Zeitschriften und Magazine. Der Hamburger uMag Redaktion ist das gelungen.

Zwischen den streichelzarten Umschlagseiten, die elegant matt schimmern, findet sich eine bunte Themenwundertüte für Menschen die der Pubertät entwachsen sind, sich mit dem Erwachsen aber durchaus noch ein paar Jahre Zeit nehmen wollen. Menschen die wissen dass Pop und Kultur auch zusammen geschrieben werden können. Mode, Musik, Kunst, Design, Literatur und Alltagsrauschen sind die Eckpfeiler des uMag, gedruckt auf einem besonderen Papier das leicht an Altpapier erinnert, aber griffig und schön daher kommt.

Es menschelt sehr im Heft, vielen Geschichten ist ein AutorInnensteckbrief vorangestellt, in vielen Beiträgen kommen die Künstler selbst zu Wort, etwa der deutsche Modedesigner Patrick Mohr, die unkapputbar Jungs von Fettes Brot im Interview, der Two Door Cinema Club oder der kluge Literat Kristof Magnusson.

Überhaupt Literatur! So was erfreut mein Herz, zwischen all den unbekannten Superbands von denen wir hier zum ersten Mal hören und in die wir uns verlieben werden, wird der Literatur außergewöhnlich viel Platz eingeräumt. Das ist einzigartig und für mich das größte Widerkaufsargument. Neben Kristof Magnusson (Roman „Das war ich nicht“, Kunstmann) kommt auch Mariana Leyk (Roman „Die Herrenausstatterin“, DuMont) zu Wort, Frau Hegemann wird vorgestellt, der Gedankenklau kommentiert, Annika Reich ist dabei, Julia Gäble, T.C. Boyle, Jürgen Teipel und Benjamin von Stuckrad-Barre lebt auch noch. Leider werden die Verlage zu den Büchern nicht immer genannt, Buchpreise und ISBN Nummern fehlen völlig, dass muss man dann leider googlen.

Es gibt eine beeindruckend atmosphärische Fotostrecke, eine tolle Modestrecke im Twin Peaks Style, natürlich auch eine Geschichte über Social Networking und die Redakteure spielen „Auflegen oder Aufregen“ am CD-Player. Das ist noch lang nicht alles und das ist alles sehr sympathisch und einer Redaktion der es gelingt den von mir hymnisch verehrten Schrifststeller Saša Stanišić als Kolumnisten zu gewinne, der ist sowieso nur das Beste zu wünschen.

Dass bei soviel Kultur und Leben mein Lieblingsthema, die Kulinarik, nur in Form von Salamibroschen und Mortadella-Ohringen Eingang findet, hat mich natürlich ein wenig enttäuscht. Aber dafür gibt es dann ja wieder Internet und Effilee.

uMag erscheint monatlich im Hamburger bunkerverlag und kostet 3,30 Euro
www.umagazin.de

Weitere Beiträge
Jakobsmuscheln und grüner Tee – ein Japan-Abend im Adlon, Berlin