Gelesen: „Tiere essen“ von Jonathan Safran Foer

Es ist das wohl wichtigste kulinarische Buch der vergangenen Jahre und es erscheint zu einem Zeitpunkt an dem Vegetarismus längs gesellschaftsfähig geworden ist und langsam zur Gesellschaftspflicht zu werden scheint. Am Anfang der Diskussionen um Fleischverzehr, Vegetarismus und veganes Leben stand das Leid der Tiere im MIttelpunkt. Heute muss, wer über Fleischverzehr spricht, neben der Massentierhaltung auch über Pandemien, Vogel- und Schweinegrippe, Fleischskandale, Gentechnik, Medikamentencocktails, Trinkwasserraubbau, Fäkalienfluten und den Klimawandel sprechen.

Die Fronten sind traditionell verhärtet, halsstarrig argumentieren Fleischindustrie-Lobbyisten, Bauern, Tierrechtler und Verbraucher aneinander vorbei, die Diskussionen sind meist geprägt von einer hochemotionalen Radikalität, die stets in die Ergebnislosigkeit mündet, zahnlos am Rand: die Politiker. Dass sich jetzt ein Literat, ein preisgekrönter Romancier, dem Thema angenommen hat, der sich schon im Vorfeld der Sachlichkeit verschrieben hatte, ist ein großes Glück. In zahlreichen Interviews beschwichtigte der Bestsellerautor Jonathan Safran Foer schon vor Buchveröffentlichung: keineswegs wolle er sein Buch als Dogma verstanden haben, auch sei ihm jeder missionarische Eifer fremd. Mehr noch: er habe sich bemüht für das Thema eine Sprache zu finden, die niemanden verletzten, beleidigen oder wütend machen sollte.

Jetzt ist Eating Animals in deutscher Übersetzung im Kiepenheuer & Witsch Verlag erschienen und es zeigt sich, dass es die Zustände selbst sind, die verletzen und wütend machen. Die Radikalität und die Überzeugungsmacht von Tiere essen speist sich tatsächlich nur zum Teil aus der reichen Sprache des Autors, der jede Polemik vermeidet – es sind die Fakten selbst die für sich sprechen, unangenehm radikal und überzeugungsstark. Foer beherrscht selbstverständlich die Kunst mit literarischen Mitteln sehr effektiv Stimmungen und drastische Bilder zu erzeugen, in der deutschen Übersetzung von Isabel Bogdan, Ingo Herzke und Brigitte Jakobeit wird jedenfalls die gesamte Klaviatur des Grauens bespielt, sprachlich wortreich, mal knapp lakonisch, mal poetisch, selten ironisch. Immer aber sind es die Fakten, die einem den Atem rauben und den Fleischappetit nachhaltig verderben. Am Ende des Buches ist kein einziger, plausibler Grund übrig, warum man überhaupt noch Fleisch essen sollte.

Foer erklärt es auf über 300 Buchseiten detailliert: Fleisch essen bringt unendliches Leid über die Tiere, es macht uns und unsere Kinder krank. Tiere zu essen bedeutet Massenmord, leergefischte Meere, Hungersnöte, Wassermangel und Pandemien. Fleischverzehr schädigt das Klima schon heute nachhaltiger als der gesamt Weltverkehr und ist einer der Hauptfaktoren für Erderwärmung und Klimawandel. Alleine die Fäkalien der Tiere sind ein gigantische Umwelt- und Gesundheitsproblem: 40.000 Kilo Scheiße produzieren alleine die Nutztiere in den Vereinigten Staaten – pro Sekunde!

Es ist der reale Horror von dem das Buch erzählt und das ist seitenweise kaum auszuhalten. Das Kapitel „Unser neuer Sadismus“ beispielsweise, konnte ich nicht in einem Rutsch durchlesen, da brauchte ich eine Pause. Ich bin nicht zart besaitet und ich gehöre nicht zu den Menschen die emotionale Bindungen zu Tieren eingehen. Ich bin gelernter Koch, ich habe Tiere getötet und Tiere zerlegt, ich habe noch Anfang dieses Jahres an an einer Schweineschlachtung teilgenommen, ich dachte mich haut nichts um. Ich dachte auch, ich wäre ein informierter Kulinariker und bewusster Genießer. Das war doch sehr naiv, ich kannte leider nur Teile des Puzzles. Ausmaß, Härte und Dimension des Ganzen haben mich ehrlich überrascht.

Die Fakten und Zahlen waren schon vor Foers Buch in der Welt und einsehbar, wenn man denn sehen wollte und viel Zeit hatte. Es ist Foers Verdienst, dass er das gesamte Schlamassel jetzt zusammengetragen, lesenswert-nachvollziehbar bearbeitet und aufgeschrieben hat. Und das aus der Perspektive eines ehemaligen Fleischfressers. Foer beschreibt die Zustände in ihrer ganzen Komplexität, beleuchtet auch die Wechselwirkungen und erklärt die Auswirkungen. Sein Buch belegt, dass es langfristig keine Alternative zum Fleischverzicht gibt. Wer abwinkt und denkt die Sachlage beträfe allein Amerika, den erwarten am Ende des Buches zwanzig Seiten über die Faktenlage in Deutschland, die leider insgesamt vergleichbar ist. 98 % aller in Deutschland zum Verzehr gehaltenen Tiere stammen aus Massentierhaltungsbetrieben und Aquakulturen. China und Indien entdecken hingegen gerade erst ihren Fleischhunger. Die in „Tiere essen“ aufgezeigten Probleme sind globale Probleme.

„Wenn jeder einmal die Woche weniger Fleisch isst als bisher, dann ist das eine radikale Veränderung“
(Jonathan Safran Foer)

Foer hat ein kluges und persönliches Buch geschrieben, dass auch deshalb überzeugt, weil es alle Seiten zu Wort kommen lässt, es verbindet den Faktenreichtum mit Geschichten die berühren. Foer erklärt das Große auch im Kleinen, das Ganze im Detail. Er macht es uns nicht leicht. Am Ende des Buches dürfte es jedem denkenden Menschen schwer fallen, seine Ernährungsgewohnheiten nicht zumindest zu hinterfragen und in irgendeiner Form zu ändern. Ein mächtiges Buch. Foers Angebot zur Güte: wenn jeder wenigstens an einem Tag der Woche kein Fleisch essen würde, wäre schon viel erreicht. „Wenn alle Amerikaner nur jeweils eine Fleischmahlzeit pro Woche auslassen würden, würde das der Umwelt die Abgase von 5 Millionen Lastwagen ersparen, und ungefähr 200 Millionen Tiere weniger würden misshandelt und geschlachtet.“, erklärt Foer im ZEIT-Interview.

Das klingt doch machbar, auch für uns. Wie weit das Engagement des Einzelnen nach Lektüre des Buches tatsächlich geht, ist eine persönliche Entscheidung. Für mich habe ich herausgefunden, dass es mit dem Fleischessen ein wenig wie mit dem Rauchen ist: eine schlechte Angewohnheit, mit der man sich und anderen schadet und die man sehr einfach beenden kann. Ich esse aber gerne Fleisch. Es schmeckt mir. Allerdings habe ich auch 25 Jahre lang gerne geraucht, obwohl ich wusste das Rauchen scheiße ist, krank macht und Geld kostet. Schmeckt mir aber, habe ich gesagt und weiter geraucht. Irrsinnig, oder?

Ich versuche schon lang meinen Fleischkonsum generell einzuschränken, achte dabei auf die Herkunft und die Qualität, kaufe Fleisch beim Erzeuger oder beim Metzger meines Vertrauens der den Erzeuger kennt. Da werde ich aber in Zukunft auch nochmal detaillierte nachhaken. Ich werde diese Bemühungen verstärken und, in einem ersten Schritt, Fisch und Fleisch in meiner Küche auf ein Minimum reduzieren Ein Leben gänzlich ohne Fleisch kann ich mir aber noch nicht vorstellen. So, wie mir noch vor drei Jahren ein rauchfreies Leben unmöglich schien.

Jonathan Safran Foer
Tiere essen

Aus dem amerikanischen Englisch von
Isabel Bogdan, Ingo Herzke und Birgit Jakobeit
352 Seiten
Kiepenheuer & Witsch Verlag, 2010
Preis: 19,95 Euro

Ich danke dem Kiepenheure & Witsch Verlag für die Überlassung eines Vorab-Rezensionsexemplares

Links zum Thema:

Verlag Kiepenheuer und Witsch
„Best of“ Rezensionen bei KiWi
Auf der Verlagswebseite gibt es auch eine Leseprobe und weitere Informationen zu Buch und Autor.

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  1. Auf das Buch warte ich schon seit Wochen. Heute soll es endlich in den Buchhandlungen liegen. Ich bin sehr darauf gespannt, habe aber jetzt doch ein wenig Angst, da ich schon zu den zart besaiteten gehöre und mich das beschriebene Leid der Tiere sicher quälen und verfolgen wird.
    Die Einschränkung des Fleischkonsums ist in unserer Familie schon seit Monaten ein Thema. Wir essen mittlerweile nur noch 1x die Woche Fleisch. Dann kaufe ich ausschließlich Bio-Fleisch. Ich wollte auch schon längst einmal darüber bloggen und über unsere Erfahrungen berichten. Mein Mann war bis dahin gewohnt jeden Tag Fleisch zu essen, eine Mahlzeit ohne Fleisch war für ihn keine richtige Mahlzeit… naja, man kennt das ja. Es klappt mittlerweile sehr gut, wir fühlen keinen Verzicht nur eine außergewöhnliche Freude und „Ehrfurcht“ (ich weiß es hört sich blöd an…)wenn es am Wochenende bei uns Fleisch gibt. Hauptgrund, den Konsum von Fleisch einzuschränken ist für uns übrigens die Massentierhaltung und die damit verbundene Klimaschädigung.

  2. Das Buch ist wirklich eindrucksvoll geschrieben, bisher bin ich allerdings noch am Anfang, daher habe ich noch keine abschließende Meinung.
    „Nur“ kein Tier mehr essen kann aber für uns auch keine Lösung sein, auch Milch/Käse- und Eierproduktion bringen ja die gleichen Probleme mit sich. Und selbst dann, auch unsere (Wohnungs-)Katzen müssen ernährt werden.
    Daher steht für mich – bis jetzt zumindest – fest, dass auch weiterhin nur Fleisch auf den Tisch kommt, bei dem ich wirklich weiß, wo es her kommt, und wo ich weiß, dass die Tiere gut gehalten wurden. Für unser Katzen klappt das noch nicht, aber auch das schaffen wir hoffentlich noch.

    Aber gut, dass die Diskussion endlich in der Öffentlichkeit ankommt, ohne reflexartig in Polemik auszuarten.

  3. Hört sich auf jeden Fall spannend, gar nach einem Muss an. Bin jetzt erst durch deine Rezension drauf gestoßen, werde es mir aber ganz sicher auch zu Gemüte führen.

  4. Ich habe richtig Angst vor dem Buch. Nicht vor dem Resultat, ich bin momentan Fleisch essende Ex-Vegetarierin, also eine Inkonsequente, die wieder zurück möchte.
    Ich habe Angst vor dem Lesen, weil die Beschreibungen mich mit meiner Inkonsequenz konfrontieren, ich fühle mich nämlich nie wohl, wenn ich Tier esse. So, als wenn ich wieder heimlich rauchen würde.

    Ich freue mich aber auch. Ich freue mich auf die Denkprozesse, die es auslösen wird. Leider wird an den ’normalen Fleischkonsumenten‘ dieses Buch aber vorbeigehen, ungelesen, weil es immer noch eine freie Entscheidung ist, es zu lesen. Ich sehe da einen bestimmten Typ Familie, die bei real,- in der SB-Theke massenhaft Fleisch einkauft, Angebotsfleisch, für 19 Cent 100 Gramm. Das kann dann täglich –
    Ach, ich reg mich schon wieder auf.
    Gut, dass Foer das auf eine so stille und kluge Art gemacht hat.

  5. auch wenn ich dir natürlich nie polemik unterstellen würde: an einer position würde ich ausdifferenzieren wollen. es gibt a) eine moralische frage, die sich damit beschäftigt, OB es überhaupt persönlich verantwortbar ist, tiere aufzuziehen, um sie dann zu schlachten und zu essen.
    und b) die umstände der tieraufzucht und die folgen für umwelt und gesellschaft.
    die vermischung dieser beiden punkte finde ich etwas ungünstig, da man nach negativer beantwortung der ersten frage den zweiten punkt natürlich auch anders angeht. ich für meinen teil wittere gerade die möglichkeit, ein schwein für mich aufziehen zu lassen. ich berichte dann sicherlich, wie sich das auswirkt – von der güllemenge bis zum preis, den man in fleisch investieren muss, um eigene standards zu erfüllen.

      1. ein privatmann hat bei uns um die ecke eine kleine parzelle, auf der er drei schweine stehen hat. er kümmert sich um regelmäßige fütterungen, tierarzttermine (wenn nötig) und ähnliches. ich wüsste nicht, wie ich das mit vollzeitjob und einem garten, in dem schweinehaltung nicht erlaubt ist, selber leisten sollte.

  6. Es braucht nicht noch einer Publikation, um zu wissen, welch Schindluder mit Tieren bei der Fleischproduktion betrieben wird. Es liegt an jedem selbst, zu handeln und nur fair aufgezogene und geschlachtete Tiere zu essen. Ich bin selber ein Tier und habe nur das Glück, an der obersten Spitze der Nahrungskette zu stehen und gleichzeitig darüber reflektieren zu können. Das verpflichtet mich um so mehr, darauf zu achten, nur das notwendige Maß zu konsumieren. Dies gilt nicht nur beim Fleischverzehr.

  7. Ist ja irgendwie alles nix Neues. Nur drastisch auf den Punkt gebracht. Das Problem ist, daß die Leute, die das Buch lesen werden, sich eh schon ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen.
    Danke für den Bericht.

  8. Ich habe das Buch noch nicht gelesen. Den Fleischkonsum zu reduzieren macht sicher Sinn. Aber was ist die Alternative? Körner und Gemüse? Da gibt’s auch Ueberdünung des Bodens, Pestizide, Monokulturen etc. 🙁

  9. Sehr gut auf den Punkt gebracht. Ich habe zwar noch 100 Seiten vor mir, überlegte aber auch schon die ganze Zeit, wie ich das Buch zusammenfassen und darüber schreiben soll.
    Letztendlich war einem ja schon vorher klar, was einen erwarten würde, allerdings bin ich- wie auch Sie- von der doch noch schlimmeren Realität geschockt.
    Auch ich bin ehemalige Vegetarierin, die schwankt, ob sie den Schritt wieder ganz wagen soll. Ich denke nun noch mehr als vorher darüber nach, wie ich meinen Fleischkonsum einschränke. Ich esse nicht viel und wenn, dann sehr ausgesucht und ich denke, das wird sich noch weiter verschärfen. Und vielleicht höre ich eines Tages auch wieder ganz auf.
    Das Buch jedenfalls hat mich sehr berührt und ich kann mir nicht vorstellen, dass es Menschen gibt, denen es nicht so geht. Es sollte zur Pflichtlektüre werden..

  10. bin erst auf seite 120 und enthalte mich deshalb vorerst weiterer kommentare. foer hat mich jedenfalls schon ein paar mal kalt erwischt, womit ich nicht gerechnet hätte.

  11. Foer spricht aus, was ich schon einige Zeit, eher diffus als konkret, denke. Fleischverzehr ist viel mehr als nur die Frage nach gutem oder schlechtem Fleisch. Es ist die Frage was uns unser Verhalten kostet. Und der Preis wird immer unbezahlbarer, oder deutlicher, ich will ihn immer weniger bezahlen. Daher esse ich schon seit einiger Zeit nie mehr als 1 x pro Woche Fleisch. Für einen Schweinebratenfan wie ich es immer noch bin, keine ganz einfache Sache. Aber wat mut dat mut.

  12. Isi, find ich super, wir sind noch weit entfernt von nur einmal die Woche Fleisch, wir merken dass wir das richtig lernen und uns vornehmen müssen, den fleischfreien Speisezettel.

    Karin, danke!

    Thomas, an die Milch/Eier/Käse-Kiste will ich gar nicht denken, kochen ohne Ei beispielsweise ist ja doch etwas schwierig, aber stimmt, eigentlich…oh Gott.

    Paul, das lohnt.

    Lu, ich hoffe nicht, dass der „normale Fleischkonsument“ an dem Buch vorbei geht, außerdem kommt das Buch ja zu ihm. Ich denke da kommt gerade mit dem Buch eine Diskussion und ein Umdenken auf, das Kreise ziehen könnte. Wenn ich denke wie beklopp wir in den 80gern die „doofen Öklinge“ fanden die in ihren winzigen Kabuffläden schrumpeliges Obst und winziges Gemüse zu horrenden Preisen verkauften…wir hätten nicht gedacht das daraus mal eine Volksbewegung und Supermarktketten werden.

    Julia, im rechtlichen Sinne wahrscheinlich nicht, da haben Sie recht.

    Florian, stimmt, beide Punkte spielen, unabhängig voneinander und vor allem für jeden in unterschiedlicher Gewichtung eine Rolle. Die Geschichte mit dem Schwein interessiert mich sehr, ich selbst denke jetzt schon über Hühnerhaltung nach, mir ist aber auch bewusst, dass solche Privatinitiativen im Kleinen, nicht die Lösung der Misere bedeuten. Foer zeigt in seinem Buch leider sogar auf wo die Grenzen von „Bilderbuch-Betrieben“ liegen, die im großen Stil versuchen mit Biostandarts, ökologisch durchdacht und mit humanen Schlachtmethoden zu arbeiten.

    Hanswurst, ich glaube der unterschied zu vorangegangenen Publikation ist zuallererst der Umstand, dass hier ein bekehrter Fleischfresser berichtet und kein Vegetarier unter Missionierungsverdacht, so kommen mehr Menschen zum Buch und einige denken danach sicher ähnlich wie Sie.

    Claus, nach dem Prinzip Hoffnung denke ich, dass das Kreise ziehen wird, Stichwort vorleben beispielsweise. Foer schreibt in seinem Buch, das wenn eine Gruppe Menschen beschließt gemeinsam Essen zu gehen, meist der Vegetarier das Restaurant auswählt☺

    Zorra, absolut richtig, auch hier sind Profitgier und „nach mir die Sintflut“-Denken schuld, aber eben auch die Massentierzucht (Monokulturen, Feldflächen für Tierfutter-nicht mehr für Menschen, übersäuerte, fäkalvergiftete Böden) an den Zuständen und die Folgen verheerend.

    Dorisa, ja so sehe ich das auch, unter Druck muss man sich trotzdem nicht setzen, allein weniger Fleisch zu essen ist ja schon ein riesen Gewinn.

    Katha, ich bin sehr gespannt auf Deine Meinung zum Buch!

    Rolf Schröder, klasse, dass ihnen der Verzicht so konsequent gelingt, ich muss da noch üben!

  13. hab mir das buch vorgestern bei amazon auf englisch mal bestellt und fürchte mich seither davor. dabei bin ich nach vielen vielen büchern und dokus zum thema echt nimmer naiv, wie ich glaube.
    ich esse nicht viel fleisch, aber mit sehr großem vergnügen. bei dem, was ich daheim zubereite, weiß ich allermeistens recht genau woher es kommt. aber das ist halt alles irgendwie augenauswischerei…
    bin gespannt.

  14. Ich bin Christ und sehr besorgt was die Gegenwart und Zukunft von uns Menschen
    angeht.

    Warum ?

    Biblische Argumente für den Tierschutz.
    Die meisten kennen diese Stellen nicht,
    weil die Amtskirchen das scheinbar auch nicht wollen.

    Sie warnen uns aber eindringlich vor Tierquälerei und Fleischkonsum,
    denn selbiges wird auf uns Menschen kommen oder „wie dies stirbt, so stirbt auch er.“

    Selbst die Indianer, wie z.B. Häuptling Seattle, warnen davor:
    Was immer den Tieren geschieht – geschieht bald auch den Menschen. Alle Dinge sind miteinander verbunden.

    Schauen wir mal rein – in die Bibel.

    Vergänglichkeit des Menschen. – Prediger 3/ 19-22.
    Denn es geht dem Menschen wie dem Vieh: wie dies stirbt, so stirbt auch er, und sie haben alle einen Odem, und der Mensch hat nichts voraus vor dem Vieh;

    Jesaja 65/ 19-25:
    Wer einen Stier schlachtet, gleicht dem, der einen Mann erschlägt

    Jesus in Markus 11,17
    „Steht nicht geschrieben: Mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker? Ihr aber habt eine Mördergrube daraus gemacht!“

    Sprüche 24/ 11 12:
    Errette, die man zum Tode schleppt, und entzieh dich nicht denen, die zur Schlachtbank wanken. Sprichst du:
    „Siehe, wir haben´s nicht gewußt!“ fürwahr, der die Herzen prüft, merkt es und der auf deine Seele achthat, weiß es und vergilt dem Menschen nach seinem Tun.

    Der Prophet Hosea
    8/ 11-14:
    Wenn sie auch viel opfern und Fleisch herbringen und essen´s so hat doch der Herr kein Gefallen daran, sondern er will ihrer Schuld gedenken und ihre Sünden heimsuchen.

    Petrusakten 38, zit. nach Skriver,
    Die Lebensweise Jesu und der ersten Christen, S. 128
    „Weh euch, die ihr nicht hört, wie es [das geschlagene Tier] zum Schöpfer im Himmel klagt und um Erbarmen schreit! Dreimal wehe aber über den, über welchen es in seinem Schmerz schreit und klagt“.

    Römer 8/ 18 –25:
    Denn das ängstliche harren der Kreatur wartet darauf, daß die Kinder Gottes offenbar werden.

    Selbst die Indianer äußern sich so.
    Die Rede des Häuptlings Seattle
    im Parlament der Vereinigten Staaten von Amerika im Jahre 1855 :

    Ich habe tausende verrottende Büffel gesehen, vom weißen Mann zurückgelassen – erschossen aus einem vorüberfahrenden Zug. Ich bin ein Wilder und kann nicht verstehen, wie das qualmende Eisenpferd wichtiger sein soll als der Büffel, den wir nur töten, um am Leben zu bleiben. Was ist der Mensch ohne die Tiere? Wären alle Tiere fort, so stürbe der Mensch an großer Einsamkeit des Geistes. Was immer den Tieren geschieht – geschieht bald auch den Menschen. Alle Dinge sind miteinander verbunden.

    Wenn ich die Welt anschaue, sehe ich, das obige Textstellen wahr sind.
    Kriege ohne Ende (die ersten deutschen Soldaten sind auch schon wieder tot ), Gier nach Macht und Geld, Mord und Totschlag, Tierseuchen, die auf uns Menschen überspringen,
    u.s.w

    Leo Tolstoi
    “ Solange es Schlachthöfe gibt, wird es Schlachtfelder geben “

    Das Gericht ( das Karma ) findet Tag und Nacht statt.
    Der Mensch erntet das, was er sät.
    Also Tierschutz ist Menschenschutz.

    Außerdem: Uns Menschen fehlt das Enzym Uricase.
    Es wandelt die Harnsäure, die sich reichlich im tierischen Fleisch befindet, in Harnstoff um.
    Die Pharmaindustrie hat nun ein Medikament entwickelt, das dieses menschliche Manko kompensieren soll – Allopurinol.
    Zugespitzt formuliert: Wenn Du dein Steak ist, nimm gleichzeitig noch Allopurinol.
    Die Harnsäure wäre also erst dann für den menschlichen Körper ausscheidbar.
    So aber sorgt die Ansammlung dieser agressiven Säure für alle möglichen Volkskrankheiten.
    Siehe auch Wikipedia. Hier der Link:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Uricase

    Aasfresser, fleischfressende Tiere wie Hunde, Katzen u.s.w. haben dieses Enzym natürlich.

    Weiterhin viel Erfolg bei ihren Bemühungen.

  15. Vielen Dank Ulrich Günther für Ihre Ausführungen, ich denke auch, dass christlicher Glaube der Orientierung dienen kann. Was mich an Foers Buch so begeistert hat, ist der Umstand, dass er es schafft schlicht an den gesunden Menschenverstand zu appelieren, losgelöst von Glaube, Religion und politischen Ansichten.

  16. Toller Artikel und danke für das Aufgreifen dieses Themas! Ich werde bestimmt demnächst darauf verweisen. Ich freue mich auch sehr, dass dieses wichtige Thema durch das Buch von Jonathan Safran Foer, aber auch durch solche Artikel, aus seiner bisher doch recht dogmatischen Ecke herauskommt. Es ist wichtig darüber zureden ohne zu moralisieren, ohne Absolutheitsanspruch und ohne zu verurteilen. Es ist wichtig für dieses Thema ein Bewusstsein zu schaffen.

    Daher setze ich mich auch für den vegetarischen Donnerstag ein. Natürlich ist es eigentlich völlig egal, welcher Tag es ist. Aber durch einen einheitlich Tag, der besonders auch Kantinen, Mensen und Restaurants umfasst, werden viele Menschen auf das Thema aufmerksam und können sich dann entscheiden, in wieweit sie das umsetzen können und möchten. Und mit einem vegetarischen Tag in der Woche bewirkt man schon sehr viel.

    Ach, und keine falsche Bescheidenheit, durch einige Ihrer Rezepte (Effilee) will meine Tochter nicht nur am Donnerstag vegetarisch essen. Außerdem überzeugen guter Käse und Brot einen doch immer wieder, dass ein vegetarisches Abendessen doch ganz nett sein kann.

  17. DANKE, Jonathan Safran Foer, für dieses Buch und danke an die sich dem Autor anlehnende geistige Haltung in deiner obigen Zusammenfassung: keine militanten Veganer gegen blinde Fleischfresser, sondern Sachlichkeit mit viel Persönlichem und voran der Liebe zum und am Leben.
    Das Buch verändert für mich vieles, während ich es lese: es gibt mir MUT, weiter zu lesen, hinzuhören und endlich vor diesem Elend nicht wegzuschauen. Hinschauen. Ich wusste von der Katastrophe Massentierhaltung, habe aber meine Sinne und meinen Verstand verschlossen und – im wahrsten Sinne des Wortes – alles in mich hineingefressen. Meine vegetarischen Phasen dauerten nie lange und wissen tue ich es nicht, ob ich jetzt auf Dauer vegan leben werde. Ich glaube schon. Ich weiss nur, HEUTE esse ich keine tierischen Produkte. Ich liebe Tiere, ich will sie nicht essen. Und schon mal gar nicht, nachdem Jonathan S. Foer mir den nötigen letzten Schubs gibt, meinen Abwehrmechanismus des Wegschauens zu knacken. Danke dafür!

  18. Da ist man mal für ein paar Wochen ein wenig beschäftigt (neue Gruft…) und kann weder selbst schreiben noch die Lieblingsblogs verfolgen, und dann passiert hier Schreckliches:

    Herr Paulsen, der gar trefflich über die schönsten Seiten des Fleischgenusses zu berichten wusste, mutiert zum Apologeten der Vermeidungsfresser und räumt sogar noch christlich-salbadernden Kommentaren Raum und Verständnis ein.
    Ich bin erschüttert bis entsetzt, dass ein populistisches Buch, das durchaus auf Fakten beruht, hier in unserer kulinarisch-hedonistischen Szene auf einmal ein Umdenken bewirken soll.
    Haben wir denn nicht seit einigen Jahren für bewussten Fleischkonsum gestanden, artgerechte Aufzucht gefordert und die bei 95% der Bevölkerung vorherrschende Billigheimermentalität, die 1,90-Kilopreise für Fleisch fordert, gegeisselt?

    Sollen jetzt alle Veganer werden?

    Ansetzen sollte man beim kulinarischen Prekariat; mich muss man nicht missionieren.
    Gut, das ich mir die Lektüre sparen kann, wo jeder zweite Blog das Buch als neue Bibel propagiert.

    Ich werde weiter mein – gutes, herkunftskontrolliertes, wohlschmeckendes – Fleisch essen. Täglich. Ohne schlechtes Gewissen.

  19. Ich verstehe Deine Aufregung Fressack:-) Und ich darf Dich beruhigen: keinesfalls müssen oder sollen jetzt alle Veganer werden. Es geht aber u.a. darum, dass es schlicht nicht möglich ist, alle Menschen mit gutem, herkunftskontrolliertem, wohlschmeckendem Fleisch zu versorgen. Der Preis den wir bereits jetzt für diese naive Vorstellung zahlen ist erschreckend, und Länder wie China oder Indien entdecken gerade erst Ihre Fleischeslust, das ist es, was das Buch beschreibt. Ich kann nur für mich sprechen, dass ich nach Lektüre lediglich verstärkt den Weg gehen will, den ich eigentlich eh schon länger gehe – einfach weniger Fleisch und Fisch zu essen.

  20. Falscher Weg.
    Weniger, aber besseres Fleisch essen ist die Lösung.
    Und dem Chinesen können wir eh nicht helfen, der darwiniert sich hoffentlich irgendwann von selbst weg. (Überschwemmungen, Minenunglücke etc.)

  21. Schön zu hören, dass auch Fressack, der schön länger auf die Qualität des Fleisches achtet, nun auch weniger Fleisch zu essen als Lösung ansieht. Viel Spaß und Erfolg dabei!

    Ach, und zum ersten Kommentar von Fressack: Ich bewundere Herrn Paulsen für seine ausgesprochene Toleranz, auch religiös geprägten Menschen sowie Rassisten und uns allen Raum für einen Meinungsaustausch zu lassen. Ich vermute, ich hätte nicht die Toleranz.

  22. Danke Katharina, ich hoffe aber sehr hier keinem Rassisten je Raum gegeben zu haben, zu Fressacks Gunsten nehme ich an dass es sich bei seinem mißverständlichen China-Darwin Kommentar um einen ganz eigenen Humor und eine Satire auf die aktuellen Vorgänge um Herrn Sarazzin handelt, alles andere wäre dann doch schwierig.

    Tatsächlich schätze ich die Meinungsfreiheit sehr, auch wenns manchmal kaum zu ertragen ist. Maximal nerven mich hingegen missionarischer Eifer und radikale Weltensichten, sie mögen in der Jugend für ein heißes Herz sprechen, im Alter künden sie eher von schlichtem Gemüt des Botschafters.

  23. @stevan:
    Mitnichten eine Satire. Ein Volk, das weder Natur noch Lebewesen irgendeinen Respekt entgegenbringt, ist für mich völlig überflüssig.
    Und was im Namen der – auch christlichen – religion schon so alles geschehen ist und noch stattfindet, fällt in die gleiche Kategorie.

  24. Der Link zu der-flix.de ist gut, er trifft es. Aber wahrscheinlich ist denjenigen, die es lesen, sowieso klar, was für eine Lektüre sie erwarten können und womit sie konfrontiert werden.
    Der Autor verschont seine Leser nicht, er zeigt letztlich, was wir einfach so hinnehmen, wenn wir im Supermarkt nach dem billigen Fleisch greifen. Und in welchen Zusammenhängen das alles entstanden ist. Wir haben schon ziemlich perfide Rechtfertigungssysteme entwickelt, um so eine Tierquälerei zu dulden.
    Jeder Leser muss seine Entscheidung letztlich alleine treffen. Ich bin jetzt überzeugt, dass ich kein Fleisch und keine Wurst mehr essen werde.
    Wie weit ich gehen kann bezüglich Milch und Eiern? Ich denke, dass ich hier soweit ich kann auf die streng biologischen Anbieter ausweiche.
    Ja, das Buch ist unbequem und das Gewissen auch, und wir müssen unbequeme Verbraucher werden.

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