“Foodblogger – die neue Generation der Gastrokritiker und Food-Experten?” – Eine Diskussion

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Viel und nimmermüde wird es diskutiert, das mediale Langzeitthema: Online versus Print. Wie und inwieweit verändern Blogs, Foren, Communitys und Social Media-Auftritte unser Verhältnis zur klassischen Presse und unser Informationsverhalten? Dabei spielen special interest-Online Angebote und Fachblogs eine immer größere Rolle. Neben Fashion,- Technik,- Musik,- Medien,- und Literatur-Blogs, sind es insbesondere sehr stark Foodblogs die immer größere Aufmerksamkeit generieren. Bürgerjournalismus zu Lasten der traditionellen Foodmagazine und Esszeitschriften?

Darüber diskutieren am kommenden Montag im Rahmen der Deutsche See-Veranstaltungsreihe University of Fish, der Verleger Vijay Sapre (Effilee), der STERN Ressortleiter „Lebensart“ Stefan Draf und ich, moderiert von meedia.de-Redakteur Alexander Becker.

Momentan gibt es ein, wie ich finde, schönes Nebeneinander der Medien, persönlich genieße ich die wachsende Vielfalt. Langfristig wird es sicher eine Verschiebung der klassischen Printmedien in den Onlinebereich geben, Netzpräsenz wird immer wichtiger, die Online-Zeitschrift ist ein Zukunftsmarkt. Gleichzeitig glaube ich aber auch an die Zukunft des gedruckten Magazins. Wenn sich Print auf seine Stärken besinnt, auf lange Lesestrecken, aufwendige Reportagen und großformatige Fotografien, wird Print erst aussterben wenn es keine Sofas mehr gibt. Für beide medialen Formen gilt bis dahin: du sollst nicht langweilen. Und wer langweilt, das wird heute im Netz diskutiert.

Bei der Diskussion Online vs. Print schwingt immer auch Kompetenzgerangel mit und die Behauptung: Blogger sind Fachleute, Journalisten sind versierte Vermittler von Inhalten. Ist es so einfach?

Foodblogger sind auf jeden Fall begeisterte Fackelträger der Kulinarik und der oft gehörte Vorwurf, es sei nicht akribisch genug recherchiert, löst sich spätestens bei Lektüre der Kommentare zu einem Beitrag auf, es finden sich immer mehrere Beiträger die direkt auf mögliche und tatsächliche Fehler, Versäumnisse und lehreiche Links zum Thema hinweisen. Es ist die Kommunikation, die einen Großteil der Faszination Foodblog ausmachen, der Austausch und die sehr persönliche Ansprache.

Auch die Werbewirtschaft hat die Foodblogger entdeckt, die Dichte des PR-Bombardements nimmt zu, Foodblogger werden als exzellente Markenbotschafter und Werbeträger wahrgenommen, eben weil sie als vertrauenswürdige Persönlichkeiten individuell empfehlen und direkt mit der Zielgruppe in Verbindung stehen. Der einstige no-commercial-Ehrenkodex der ersten Bloggergeneration ist längst aufgeweicht. Ein Sündenfall? Auch darüber wird am Montag zu sprechen sein.

Mich interessiert Ihre Meinung zumThema sehr:

– Sind Food-Blogger wirklich die neue Generation von Gastrokritikern und Food-Experten?

– Wie schätzen Sie das Verhältnis zwischen Foodblogs und Foodmagazinen ein und wo holen Sie sich eher ihre kulinarischen Anregungen?

– Wem vetrauen Sie dabei eher? Und wie darf geworben werden im Blog ihres Vertrauens?

– Wo liegt für Sie der Mehrwert und was unterscheidet Foodblogs und Foodmagazin, wie sieht für Sie die Zukunft der beiden medialen Formen aus?

University of Fish” am 28. März 2011

„Food-Blogger – die neue Generation der Gastrokritiker
und Food-Experten?“

Montag, 28. März 2011
Beginn 18:15 Uhr, Ende 20:00 Uhr
Hauptgebäude der Universität Hamburg, Hörsaal C, Edmund-Siemers-Allee 1

  1. Zu: Sind Food-Blogger wirklich die neue Generation von Gastrokritikern und Food-Experten?

    Jemand sagte neulich via Twitter, die Blogger (und andere Social Media Aktive) seien die neuen NGO des Journalismus. Ich finde das so verkehrt nicht.

    Zu: Wie schätzen Sie das Verhältnis zwischen Foodblogs und Foodmagazinen ein und wo holen Sie sich eher ihre kulinarischen Anregungen?

    Von absolut gleichwertig überall her. Von Muttern bis über Empfehlungen von Freunden. Aus Magazinen eher wenig. Am meisten aber durchs Probieren und Essen in Lokalen und Privat.

    Zu: Wo liegt für Sie der Mehrwert und was unterscheidet Foodblogs und Foodmagazin, wie sieht für Sie die Zukunft der beiden medialen Formen aus?

    Die Zukunft für mich persönlich sieht so aus: Mehr Probieren und Kochen als Schreiben und Lesen. Foodfestivals und Probiertafeln finde ich gut. Anschliessend kann man ja gerne darüber schreiben. Beste Werbung wäre solche Sachen zu sponsoren.

  2. Wenn Foodblogger sich von vornherein als Gastro- und Foodkritiker verstehen, sind sie es auch in ihren Blogs. Da gibt es durchaus Professionelles oder Semi-Professionelles. Aber die meisten Blogs und vor allem Kommentare gehen doch um persönliche Befindlichkeiten auf der Ebene von Küchentratsch – was ja seinen Charme hat.

  3. Meiner Ansicht nach muss die Unterscheidung eigentlich nur an einer Stelle getroffen werden: Geht der Content-Lieferant transparent mit allen Randbedingungen um? Gibt es Unternehmen, die die Erstellung des Inhalts finanziert haben? Zeit das Bildmaterial das eigentliche Essen oder eine durch Foodstyling kreierte Fantasie zum Thema? Kenne ich bewertete Köche persönlich? etc etc.

    Auf http://www.urbanspoon.com/ wird aktuell zwar noch zwischen von Verlagshäusern gesteuerten Publikationen, Blog-Posts und direkt bei US hinterlassenen Kommentaren unterschieden, aber das Meinungsbild ergibt sich aus dem Zusammenspiel. Diese jetzt noch bestehenden Grenzen werden in Zukunft noch weiter fallen. Und wenn das individuelle Geschäftsmodell es zulässt, dann wird es Beiträge mit tollen Fotostrecken, Video-Content und/oder auf Papier aus allen Lagern geben. Und diejenigen, die sich diesen Luxus aus intransparenten Deals mit der Nahrungsmittelindustrie heraus finanzieren, werden hoffentlich noch sichtbarer werden. Das muss das eigentliche Ziel sein.

  4. Tach auch, Paulsen. Aus Zeitgründen meine 2Cent kurz und bündig:

    Ad1)
    Nein, sind sie nicht. Ändert man den Anfang der Frage allerdings zu “Ist Food-Blogging…” sieht die Antwortallerdings schon nicht mehr ganz so eindeutig aus.

    Ad2)
    Anregungen? In Blogs, ausschließlich. In Magazinen interessieren mich fast nur noch Reportagen. Und die auch nur dann, wenn sie sich beim Lesen nicht nach lustiger Pressereise anhören.

    Ad3)
    Womit wir bei 3a wären. Blogs, eindeutig. Weil die (noch) seltener zu solchen PR-Events eingeladne werden. Und weil man dem Post in aller Regel anmerkt, wenn das doch der Fall war.
    Zu 3b. In meinem Blog werbe nur ich. Und zwar nur für Dinge, die ich für wert halte, beworben zu werden. Handverlesene persönliche Empfehlungen, sozusagen. Wie heißt das so schön in der Werbung? Dafür stehe ich mit meinem guten Namen.

    Ad4)
    Mehrwert und Unterschied? Individualität und Charakter. Und als Folge dessen: credibilty.
    In Zukunft: noch mehr Crossover. Blogger, die im Print auftauchen (wie Du), Homepages von Magazinen, die sich Blogger dazuholen. Dazu dann noch Facebook. Auch, wenn es mir nicht gefällt. Das wird noch wichtiger, präsenter und alltäglicher werden. Und nur für die nerdige Community (vulgo: die Familie): Twitter.

  5. zu 1: Blogger sind keine Kritiker, weil sie nicht die Maßstäbe ihrer Kritik offenlegen, meist sind es persönliche Geschmacksveröffentlichungen. Es gibt meist Arroganz oder Eitelkeit.

    zu 2: Nur noch aus wenigen Blogs, die ich über eine längere Zeit beobachtet habe und deren “Können” dokumentiert ist.

    zu 3: Keine Werbung in Blogs und wenn dass nur pers. Empfehlungen (siehe Marquee)

    zu 4: Nur mal so als Idee: Stellen wir uns vor, ein Dutzend Blogger würde eine eigene Zeitschrift entwerfen und realisieren. Was würde sich von bestehenden Magazinen unterscheiden? Auf Dauer wahrscheinlich wenig.

  6. Leider hat WordPress meinen ersten Antwortversuch zerhäckselt. Ich versuche es noch mal:

    – Sind Food-Blogger wirklich die neue Generation von Gastrokritikern und Food-Experten?
    Nein. Sie sind eine Ergänzung zur Prä-Blog-Publizistik. Es gibt ja auch genug Personen, welche die drei o. g. Funktionen in Personalunion ausüben.

    – Wie schätzen Sie das Verhältnis zwischen Foodblogs und Foodmagazinen ein und wo holen Sie sich eher ihre kulinarischen Anregungen?
    Ich hoffe, dass sich Foodblogs und -magazine gegenseitig inspirieren. Meine Anregungen hole ich überall dort, wo mir interessante begegnen. Das Medium ist mir egal.

    – Wem vertrauen Sie dabei eher? Und wie darf geworben werden im Blog ihres Vertrauens?
    Ich vertraue Menschen, die inspirierende Inhalte verbreiten. Wie und wo sie das tun, spielt für mich keine große Rolle.
    Geworben werden darf gern in jeder Form, solange dies nicht zu Augenkrebs führt und Werbung klar als solche erkennbar ist. Den Bloggern meines Vertrauens gönne ich die paar Einnahmen, die mit Werbung zu erzielen sind.

    – Wo liegt für Sie der Mehrwert und was unterscheidet Foodblogs und Foodmagazin, wie sieht für Sie die Zukunft der beiden medialen Formen aus?
    Der große Unterschied ist offensichtlich: Foodblogs sind schneller und damit (hoffentlich) aktueller. Und wenn sie vernünftig betrieben werden, sind sie im Gegensatz zu Holzmedien auch interaktiv.
    Wenn ich glaubte, halbwegs verlässliche Zukunftsprognosen abgeben zu können, würde ich dies zu entsprechenden Tagessätzen als Berater vermarkten. 😉

  7. Ich denke “DEN” Foodblogger oder “DIE” Foodbloggerin gibt es gar nicht, Foodblogs sind kein homogenes Medium. Ich bin immer wieder erstaunt, wie unprofessionell manche Werbeanfragen an mein Blog sind.

  8. – Sind Food-Blogger wirklich die neue Generation von Gastrokritikern und Food-Experten?

    * Für mich, in meinem bloggenden Internet, sind die Blogger, die auch über Essen schreiben, natürlich meine bevorzugten Experten. Das sind meistens keine anonymen Blogger, in der Regel kenne ich die Menschen hinter den Rezepten.

    – Wie schätzen Sie das Verhältnis zwischen Foodblogs und Foodmagazinen ein und wo holen Sie sich eher ihre kulinarischen Anregungen?

    * Nur in Blogs, ich schaffe es noch nicht mal im Ansatz, alle dort gelesenen Anregungen auszuprobieren. Was soll ich dann noch mit einer Zeitung?

    – Wem vetrauen Sie dabei eher? Und wie darf geworben werden im Blog ihres Vertrauens?

    * Ich vertraue den Bekannten Bloggern mehr. Werbung ist kein Problem, warum sollte sie? Das ist eine Frage aus dem Jahr 2002, das hat sich inzwischen, zum Glück, erledigt.

    – Wo liegt für Sie der Mehrwert und was unterscheidet Foodblogs und Foodmagazin, wie sieht für Sie die Zukunft der beiden medialen Formen aus?

    * In Zeitschriften kann ich das Rezept ausschneiden und an den Kühlschrank pinnen. Klarer Vorteil. Ich kann Notizen auf die Rezepte machen. Auch ein Bonuspunkt.

    Ein Foodblog ist für mich ein kurzer Besuch am herd. Hingehen, kurz zusehen und wieder weg.

    Ein Magazin kann ein Thema aufbauen und durechleben, umfangreicher und mit mehr Tiefe als ein Blogartikel. Als Beispiel die Weihnachts-Special, die funktionieren als Magazin für mich besser.

  9. – Sind Food-Blogger wirklich die neue Generation von Gastrokritikern und Food-Experten?

    Ich sehe sie eher als Ergänzung denn als Ersatz bzw. Nachfolger. Es gab schon immer Experten, die hauptsächlich ihr Expertendasein verkauft haben (Foodkritiker/Gastrojournos) und solche, die etwas von gutem Essen und guter Nahrung verstehen und sich mit ihren Nachbarn und Freunden ausgetauscht haben. Ich sehe Foodblogger eher in der (wichtigen) Nachbarn- und Freunde Ecke.

    – Wie schätzen Sie das Verhältnis zwischen Foodblogs und Foodmagazinen ein und wo holen Sie sich eher ihre kulinarischen Anregungen?

    Beide können optimal nebeneinander existieren, ohne sich auch nur im Geringsten berühren zu müssen. Kulinarische Anregungen finde ich an vielen Orten, auch an diesen beiden Anlaufstellen. Foodmagazine halten traditionell die Nase hoch und beäugen die Amateure nur mit Misstrauen. Gleichzeitig geben sich viele Foodblogger Mühe, ihr Werk auch ansprechend und verständlich zu veröffentlichen und orientieren sich oft an den Kollegen aus dem Print.

    – Wem vetrauen Sie dabei eher? Und wie darf geworben werden im Blog ihres Vertrauens?

    Ich vertraue ganz klar eher den Bloggern als den Hochglanzmagazinen. Zum einen, weil ich lange genug Einblick in die Produktion eines solchen Verlagshausprodukts zum Thema Food hatte und weiß, wie hoch der Anteil des Foodstylisten am Erfolg ist. Zum anderen, weil die meisten mir bekannten Foodblogs nicht gesponsort werden bzw. sich nicht durch Anzeigen finanzieren.

    Blogger dürfen natürlich werben, solange sie das klar kennzeichnen und solche Aktionen transparent machen.

    – Wo liegt für Sie der Mehrwert und was unterscheidet Foodblogs und Foodmagazin, wie sieht für Sie die Zukunft der beiden medialen Formen aus?

    Ein Mehrwert von Foodblogs ist für mich der rasche, unbürokratische und unmittelbare Kontakt zum Autor. Das leistet einfach kein Magazin. Auch sind eventuell exotische Zutaten oder Geräte meist nur einen Mausklick entfernt und werden oft erkennbar unabhängig von verscheidenen Kommentatoren gleich unter dem Beitrag empfohlen. Und nicht zuletzt der regionale Aspekt ist ein Argument: Will ich das perfekte Spätzlerezept, dann habe ich eine solche Fülle von Rezepten, da kommt Print einfach nicht gegen an. Für die Magazine wird es ganz, ganz schwer.

  10. mal eine Antwort aus dem Ausland….

    1: nein, denn die wenigsten haben eine ausgeprägte Gastronomiekenntnis und kultur, das ist meistens chefkoch-Niveau, die wenigstens waren in Topläden schon mal essen und das konstant seit Jahrzehnten.

    2:Anregungen aus frz. Blogs, Büchern und oft von Menukarten der Restaurants und dort wo ich gegessen habe, kann auch bei Freunden sein.

    3:In den Foodblogs wird ja fast genauso viel geworben wie in den Printemedien, beeinflusst mich gar nicht. Werbe nur für mich selber!

    4:Foodblogs sind individueller und gehen manchmal nicht ganz so kommerzielle Wege wie Magazine.

  11. sehr interessant und im informellen rahmen ohnehin dauernd thema, deine fragen. auch die antworten regen an.

    1. food blogging heißt nicht per se kompetenz im bereich food. gastronomiekritik ist unabhängig vom medium. es hängt von den einzelnen menschen ab, ihrer ausbildung, ihrer leidenschaft, ihrem wissen. wo und wie sie publizieren, ist zweitrangig. also: nein, ganz gewiss nicht.

    2. blogs vs. magazine: meine ansichten dazu habe ich oft kundgetan (und werde oft danach gefragt): was blogs besser können: unmittelbar sein, ausführlich sein, in kontakt mit ihrem publikum sein, eigenwillig sein. was magazine besser können: budget für fotoproduktionen und layout aufstellen (durch werbung, genau). das ganze dadurch professioneller wirken lassen. leute bezahlen, die dafür bereit sind, aufwändige geschichten zu recherchieren, die man sich selten für blogs antut. deshalb hat beides unbedingt seine berechtigung. aber: für mich heißt “magazin” nicht automatisch print! ein magazin kann genauso digital sein und mit tablets wie dem ipad wird der zug in diese richtung gehen. zu recht! weil sie damit schneller sind, die medien, unendliche kreative möglichkeiten haben und ressourcen im wahrsten sinne sparen (papier, transport, energie). auch nicht unwichtig, wenn von nachhaltigkeit die rede ist.
    inspiration woher: von überall. keine wertung. das ist eine gefühlssache. kulinarische inspiration kann so vieles sein: vom banalen rezept über reise- und lokaltipps, neue produkte, produzent/innen, herstellungsweisen bis zu gutem werkzeug oder – für mich besonders wichtig – diskussionen über kulinarische themen, die auf- oder anregen. quasi eine metaebene des essens, für die in herkömmlichen medien leider viel zu wenig platz eingeräumt wird (da meine ich nicht fachpublikationen, sondern zeitungen und publikumszeitschriften).

    3. das vertrauen hat überhaupt nichts mit dem medium zu tun, sondern mit der message und dem menschen. das medium ist nur der kanal, für mich irrelevant in der bewertung. es kann blenden, aber nicht über etwas hinwegtäuschen, was vielleicht gar nicht da ist: substanz, hingabe, tiefe, interesse.
    werbung: bin ambivalent, wahrscheinlich deshalb, weil ich so viele angebote zur werbung auf meinem blog bekommen und bis dato ausnahmslos alle ignoriert habe, obwohl ich gleichzeitig weiß, dass es verrückt ist, hochwertigen content zu produzieren, ohne damit auch nur einen cent zu verdienen. mich nervt werbung auf anderen blogs immer, und wenn sie noch so winzig ist. mich nervt sie auch im printbereich, aber da bin ich geübter im ausblenden. noch mehr nerven mich diese immer häufiger publizierten produktvorstellungen von irgendwelchen den blogger/innen natürlich gratis überlassenen testgeräten. ich meine, ich mache das beruflich, das gehört zum job, aber bei hobbyblogs (und das sind die meisten food blogs) hinterlässt das bei mir keinen guten eindruck. da ist mir als solche deklarierte werbung noch lieber. (pest oder cholera?)

    4. großteils schon in punkt 2. beantwortet. zukunft? blogs werden z. t. professioneller werden, magazine werden sich bei blogs was abschauen, die grenzen werden mehr verschwimmen, auch weil magazine langsam in die digitale welt hineinwachsen. der wesentliche unterschied für mich ist und bleibt: blogs aus leidenschaft, schnell und unbezahlt, mit dementsprechenden einschränkungen und nachteilen, magazine langsam, fast immer unterkühlt und unpersönlich – bloß sind das die, die mir meine honorare zahlen…

  12. Neue Generation? Nein. Gastrokritikern und Food-Experten braucht auch keiner mehr. Das Oben-herab-Gesäusel bedienen schon die Magazine. Blogger wollen Begeisterung teilen und an ihren Entdeckungen teilhaben lassen.

    Ich lese mehr Foodblogs, kaum Magazine (Ausnahme: Beef, SZ-Magazin und Fachzeitschriften). Dieses Wir-wollen-es-allen-recht-machen verwässert jedes Profil.

    Ja, ich vertraue den Bloggern mehr. Die Magazine sind abhängig von Anzeigengeschäft. Und nicht nur das. Journalisten werden von vielen Firmen angefüttert und lassen sich auch manchmal anfüttern. Man braucht sich nur einmal mit einer Reisejournalistin und ihre Recherchereisen unterhalten. Sehr interessant. Oder frag mal Journalisten im Automotive-Bereich aus, vor welchem Hintergrund die Probefahrten inszeniert werden. Das ist ein Eigentor. Oder bezahlter Inhalt. Puh. Ganz schlimm.

    Foodblog ist digital, persönlich, schnell, im Dialog. Magazin ist Papier, ein Monolog und muss gekauft werden. Blogs werden bleiben und mehr Leser gewinnen. Magazine werden bleiben und als App ins Web wandern, wenn sie denn ein markantes Profil haben, besten Content haben, bereit sind für einen Dialog und fähig sind zur Begeisterung.

    Ich bin gespannt, wie Eure Diskussion verläuft. Die Männerquote ist ja top, aber die Printquote auch, oder? Hoffentlich nicht das Übliche. Wir bauen auf Dich, Stevan!! 🙂

  13. Man kann m.E. “den Blogger” an sich doch gar nicht benennen. Entscheidend ist doch die Motivation, warum derjenige das tut. Das kann sich vom Start weg ändern und nach 3 Jahren macht man das aus völlig anderen Gründen. Austausch, finanzielle Interessen, Lernwille, Neugier, Selbstdarstellung, personal Branding – all das können Gründe sein mit dem Bloggen zu beginnen, weiterzumachen oder auch aufzuhören, weil man keine dieser Motivationen mehr mag.

    Kulinarische und andere Anrgeungen bekomme ich von Personen. Das war schon immer so und hat sich in einer einzigen Sachen den letzten Jahren geändert: Ich weiss viel schneller welche Person das ist und ordne den Hinweis entsprechend schnell ein. Blogger, Autor eines Magazins, Nachbar, Twitterer, Freund, Facebook-Kontakt oder Papa. Ich sehe meist sofort von wem der Tip kommt. Das ist ein ganz wesentlicher Punkt. Profile, Bilder, Namen, Daten zur Person.

    Deswegen gehe ich mit Katharina nicht ganz einher, denn das Medium bleibt die Nachricht. Nur ist das Medium mehr und mehr die Person – damit ist die Person die Nachricht.

    Werbung in einem Blog ist mir vollkommen egal, wenn der Inhalt darunter nicht leidet. Wenn jemand richtig gute Inhalte bringt und ich diese konsumiere und verbreiten kann (also zur Person mit Nachricht werde), dann darf der Mensch, der mir das ermöglicht auch gerne ein paar Euro verdienen. Wichtig ist dabei Transparenz. Das verlange ich von jedem (nicht nur im Netz) – es spielt keine Rolle ob das ein Magazin oder ein Blogger ist. Meinungen müssen eingeordnet werden können; sie brauchen Kontext um bewertet werden zu können.

    Ich werde auch in Zukunft nicht zwischen Magazin und Blog unterscheiden, sondern zwischen den Menschen, die Inhalte bringen. Die sind entweder gut oder nicht.

    Menschen bei Magazinen haben oft ein bisschen mehr Geld zur Verfügung, was nicht immer gut eingesetzt wird. Blogger können schneller sein und Artikel bringen, die erst durch Kommentare wirklich gut werden. Auch das gelingt nicht immer, aber beides gelingt aber in vielen Fällen auch sehr gut.

    Ich geh jetzt was essen.

  14. mit medium meine ich nicht den sender, paul, sondern den kanal, aber das war eh klar, oder? ich glaube, wir sind da ganz d’accord: der wert einer nachricht hängt ganz von dem menschen ab, von dem sie kommt, unabhängig davon, in welchem medium (sprich: blog oder magazin) sie kundgetan wird, wenn auch das medium einen einfluss darauf hat, wie wir die nachricht wahrnehmen. (ganz typisch: blog-artikel werden nach wie vor im allgemeinen für weniger seriös gehalten als ihre print-pendants.)
    by the way: mit mcluhans titel habe ich gerade einen zeitsprung zurück ins studium gemacht. kommunikationstheorie brauche ich in meinem beruf (zum glück) kaum mehr.

  15. Weit vonendander weg sind wir nicht, aber: Ich glaube das Medium, bzw. der Kanal (unterscheidest du das?) spielt eine immer kleinere Rolle. Der Mensch rückt in den Mittelpunkt weil er so viel sichtbarer geworden ist.

    Ich gebe dir recht, dass die Mehrheit der Menschen einem Magazin noch mehr vertraut als einem Blog. Aber das ändert sich ja nach und nach…

  16. Wau, vielen Dank Ihnen/ Euch allen für die ausführlichen Gedanken zum Thema, ich behaupte mal ein so engagierter Austausch in kürzester Zeit zeigt gleich mal deutlich eine starke Seite der Bloggerei. Insgesamt deutet sich überwiegend entspannte Einigkeit an, „den Foodblogger“ scheint es nicht zu geben, „Foodexperten“ die von oben herab referieren, will niemand (mehr) haben, das Vertrauen zu den Lieblingsblogs ist steigend und löst bei einigen von Ihnen/Euch die Zeitschriften als Informationskanal ab. Wer zweigleisig fährt legt wert auf die Qualität der Nachricht, in Blogs werden Nachricht und Sender gerne zusammen betrachtet, die persönliche Note schafft Vertrauen, Pluspunkt ist auch die Schnelligkeit von Blogs.

    Genießer weist in seinem Kommentar auf die Qualitätsschwanken im semiprofessionellen Bereich hin, oft genug einfach ein charmanter Küchentratsch. Cem fand die Idee nicht verkehrt, Social Media Plattformen, seien die neuen NGO (Non Goverment Organisations) des Journalismus, also unabhängige Plattformen für Inhalte jeder Art. Eine schöne, idealistische Idee, die meines Erachtens den sorgfältigen Umgang mit dem Thema Werbung notwendig macht. Kaum jemand stört sich mehr an Werbung in Blogs, ergaben Ihre/Eure Antworten-Vorausgesetzte sie ist transparent.

    Wie in Zeitschriften ist aber auch in Blogs die Grenze zwischen Werbung und Inhalt fließend. Da wüsste ich gerne mehr drüber, darüber müsste man echt noch mal reden: Mache ich schon Werbung wenn ich ein Kochbuch empfehle, weil es mir persönlich gefällt? Muss ich bereits angeben, dass es mir zugeschickt wurde? Was, wenn ich es mir selbst gekauft habe? Wann genau wird eine Empfehlung zur Werbung? Ist die übliche Kochbuch-Bemusterung bereits ein geldwerter Vorteil, oder erst die Übernachtung in London? Ulrike von Küchenlatein kennt auch schon die andere Seite der Medaille und staunt zu Recht über die unprofessionellen Werbeanfragen – auch das ein schönes Thema für sich.

    Florian Siepert geht noch einen Schritt weiter, mit der Frage nach Transparenz: Zeigt das Bildmaterial das eigentliche Essen oder eine durch Foodstyling kreierte Fantasie zum Thema? Marqueee sucht Inspiration fast ausschließlich nur noch in Blogs, Individualität und Charakter sind für ihn der Mehrwert der Blogger, in der Zukunft sieht er eher ein Crossover der Disziplinen – in beide Richtungen.

    Chezuli wirft die Frage auf, wie wohl eine Zeitschrift von Foodbloggern aussähe und ist skeptisch. Abgesehen davon, dass das mit der Zeitschrift Effilee ja gut geklappt hat, die aus dem Onlineangebot „Kochpiraten“ erwuchs, habe ich da auch so meine Zweifel. Die Herausforderung der Zukunft wird aber eher der Umgekehrte weg sein: die Zeitschrift im Netz. Peter Jepsen ist das Medium egal, er holt sich seine Anregungen aus Online und Print, sieht den Vorteil von Blogs in ihrer Interaktivität.

    Sven Dietrich nennt Blogger seine bevorzugten Experten, weist zu Recht auf die Fülle der Online-Anregungen hin und fragt, wer da noch eine Zeitschrift braucht. Wie Marquee denke auch ich da schon noch an die großen Reportagen, Fotostrecken und Lesestücke, gebe Sven aber in den Bereichen Rezepte, Restaurantempfehlungen und Kochbuch-Rezensionen absolut recht. Sven schätzt an Magazinen, dass Themen aufgebaut und „durchlebt“ werden können, ein Weihnachtsspecial beispielsweise funktioniert für ihn im Print einfach bessser. Und es stimmt, gerade auch Themenhefte wie mare oder brand eins, sind Glücksfälle im Print, die auch in Zukunft ihre Berechtigung haben werden.

    Kiki sieht Blogger eher als Freunde und Nachbarn, denn als Experten und glaubt an ein nebeneinander der medialen Disziplinen. Auch Kiki vertraut den Foodblogs mehr, schätzt die schnelle und unbürokratische Art, die Weiterführung eines Themas durch Links und- das finde ich klasse- den regionalen Aspekt von Blogs. Bolliskitchen bemängelt in Foodblogs die oft fehlenden Gastronomiekenntnisse, prangert chefkoch-Niveau an und holt sich seine Inspiration aus französischen Blogs, Büchern und Restaurantbesuchen. Ob es allerdings tatsächlich nötig ist, jahrzehntelang konstant in Topläden zu essen um ein Foodblogg zu betreiben, oder ein Essen zu beurteilen, sei dahingestellt. In diesem Zusammenhang habe ich mich schon als Kochlehrling über die Restaurantkritiker aufgeregt, die sich meines Erachtens ihre Küchenkenntnisse nur angefressen hatten. Heute weiß auch ich, dass man keine Oper singen muss, um eine Oper zu hören und fachmännisch zu beurteilen.

    Auch Katha merkt an, dass Foodbloggen per se nicht Kompetenz im Foodbereich bedeutet, auch für sie sind Foodblogger nicht die neuen Foodexperten, sie schätzt das unmittelbare, eigenwillige und den direkten Kontakt an Blogs, bricht aber auch eine Lanze für Magazine, die (durchaus werbefinanziert) Geld in die Hand nehmen können, für professionelle Arbeit. Kathas Gedanke, dass digitalen Magazine nachhaltig Energie, Papier und Transportkosten sparen, fand ich einen besonders schönen Ausblick. Aber egal von welchem Kanal oder Medium, Katha schätzt Substanz, Hingabe, Tiefe, Interesse.

    Und ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt, da ist im Printbereich viel verloren gegangen in den letzten Jahren, nimmermüde erkläre ich immer sehr gerne, es gäbe keine „Blattmacher“ mehr, Zeitschriften sind heute überwiegend vom Wirtschaftsmanagement ihrer Verlage geprägt. Mit Stellenstreichungen, Knebelverträgen für freie Fotografen, Honorarkürzungen und Einsparungen zur Gewinnoptimierung ist kein Qualitätsjournalismus mehr möglich: damit schauffelt sich Print sein eigenes Grab.

    Wenn das alles noch mit „von Oben herab Gesäusel“ und „Wir wollen es allen recht machen“-Attitüde verbunden ist, hat Katharina keine Lust mehr auf Print, auf diesen „Monolog“. Sie schätzt an Blogs die Begeisterung, persönlich und schnell. Eine Zukunft für Print und Print im Web sieht Katharina nur, wenn die gleiche Begeisterung transportiert wird wie in Blogs, mit bestem Content und der Bereitschaft zum Dialog. Genau so, sag ich mal.

    Auch Paul schätzt das Persönliche und die kurzen Informationswege, für ihn ist auch die Person die Nachricht. Paul unterscheidet auch in Zukunft nicht zwischen Magazin und Blog, sondern „zwischen den Menschen, die Inhalte bringen“. Meiner Ansicht nach ein wichtiger Punkt für Print der Zukunft: Persönlichkeiten. Meine Eltern „kannten“ noch alle publizistischen Persönlichkeiten, da wurde Sonntags am Frühstück gesagt, „der XY, der hat da ja wieder einen super Artikel geschrieben!“ Da müsste Print wieder hin, das bedeutet aber langfristige Bindung und Förderung von begabten Journalisten und Redakteuren, statt schnell drehendes Personalkarussell für anonyme Kurzmeldungen. Aber Achtung: das könnte Geld kosten!

  17. chapeau! und das hier, das kann nur ein blog im besonderen, nicht mal eine website eines mediums im allgemeinen, weil hier auf einem blog wie dem deinen ein konsens über qualität und eine stille übereinkunft über niveauvolles, faires diskutieren herrscht. das kriegst du in keinem online-medium und schon gar nicht in print hin. das einzige, was mich am prinzip blog stört (und immer mehr stört), ist, dass diskussionen wie diese runterrutschen und im archiv verschwinden, obwohl wir eigentlich immer wieder drauf zurückkommen und dran weiter”arbeiten” könnten.

  18. Der Beitrag, die Kommentare, die Teilnehmer und deren Hintergünde. Ein wunderbares Beispiel für die Einzigartigkeit von Blogs.

    Stevan, ich ziehe sehr lange meinen Hut vor Dir. Die Zusammenfassung des Beitrags ist allein dadurch inhaltlich in eine völlig andere Liga aufgestiegen. Viel Spaß bei der Diskussion.

  19. Da schließe ich mich an. Danke, Stevan. Klasse.

    Thema Werbung: Hier komme ich Deiner Aufforderung gerne nach. Ich fühle mich durch Dein Beispiel angesprochen.

    Es gelten für mich die gleichen Regeln, die der Journalismus genießt in seinen Statuten mit seinen Grenzen, aber auch mit seinen Vorteilen. Freie Rezensionsexemplare oder Produkte zum Ausprobieren finde ich selbstverständlich. Der Grund ist einfach: Sonst könnte man ja finanziell über vieles nicht berichten.

    Die Grenze fängt dort an, wo sie sich im praktizierten Journalismus ja auch gerne verquickt und neuerdings auch bei Blogs angefragt wird. Wenn Werbung/Anzeigengeschäft und redaktioneller Inhalt miteinander verschwimmt: bezahlte Artikel bzw. durch Anzeigen begleitete Artikel, bezahlte Links im redaktionellen Text usw.

    Das gilt auch in subjektiver Hinsicht: Wenn man seine Meinung von der Kostenlosigkeit beeinflussen lässt. Da muss man Profi sein. Meine Einschätzung ist, dass die Blogs vor dieser Handhabe besser geschützt sind, weil die Blogger wissen, das ihre Leser ihnen das sofort vorwerfen können per Kommentar. Sie machen sich quasi angreifbar, wenn ihre Begründung nicht haltbar ist. Anders bei Magazinen in ihrem Monolog, die es nur mittelbar spüren, weil die Leser sie nicht wieder kaufen.

    Werbung beginnt dort, wo die Kostenlosigket/Finanzierung durch ein Produktanbieter auf die Berichterstattung Einfluss nimmt.

    Ein positives Beispiel aus dem Print-Geschäft: Herr Dollases Kochbuchrezensionen sind der Schrecken für jeden Verlag. Der Mann lässt sich wirklich nicht dreinreden. Auch nicht durch Freiexemplare.

  20. Wahnsinn! Wenn es einen Beweis gebraucht hätte, dass ein Blog mehr kann als ein Printmedium, dann liegt er jetzt vor. Um Worte zu sparen: ich schliesse mich in Allem katha an. Auch darin, dass ich diese Flüchtigkeit des Mediums Foodblog sehr bedaure. Solche Diskussionen wie diese würde ich gerne länger verfolgen und daran teilhaben. Aber die Welt der Foodblogger ist inzwischen ein tiefer, schwarzer Teich, aus dem man die Muscheln mit Perlen drin sehr schwer heraus tauchen kann.
    Ich habe für mich bisher keinen Weg gefunden, um diese Kostbarkeiten leichter zu finden.

  21. Die Fragen die hier aufgeworfen werden sind interessant:

    1) Natürlich besteht die Masse der Foodblogger nicht aus Fachleuten. Ich blogge nur das was mir geschmeckt hat (“Aus meinem Kochtopf”), und wovon ich selbst die Fotos gemacht habe. Deshalb bin ich noch lange kein Foodspezialist. Vielleicht ein Bewusst- oder Qualitäts-Esser.

    2) Meine kulinarischen Anregungen hole ich mir überall. Das kann die Theke des Metzgers oder Fischhändlers sein, aber natürlich auch das gute Kochbuch oder die Foodzeitschrift. (Eichhörnchensyndrom)

    3) Natürlich gehe ich davon aus, dass die Zeitschrift oder das Kochbuch nur von Leuten gemacht sind, die das sehr professionell betreiben, also Ahnung vom Metier haben. Bloggerkollegen gibt es viele und der Spitze der Szene vertraue ich (bedingt) nach selbst nachgekochten Tests 😉

    4) Den Mehrwert der Foodblogs sehe ich in ihrer Vielzahl. Was natürlich auch eine Zeitfrage ist. – Gemütlich auf dem Sofa zu sitzen und eine Zeitschrift oder ein Kochbuch zu durchblättern ziehe ich allemal dem ewigen Internetsurfen vor.

    Wäre ich am Montag in Hamburg würde ich glatt kommen….

  22. Nachbemerkung:

    Natürlich ist es die Interaktion, die das Internet, respektive den Foodblog auszeichnet.

    Ich aber Seiten wie z.B. Chefkoch.de nicht leiden, wo eine dumme Masse Kommentare an 43 verschiedenen Kartoffelsalat-Rezepten abgegeben hat wie:
    “Das klingt lecker, das mache ich auch mal”.
    oder
    “Sieht toll aus. Ich kann das aber leider nicht” und “meine Oma nimmt Gurkenwasser anstelle von Essig” . . .

    Interaktion kann also auch ein Schmerz sein.

  23. Als ich vor über einem Jahr die Blogger Szene entdeckt habe, war ich wie elektrisiert durch die und Dynamik die sich in den Blogs abspielt. Sowohl im Koch- als auch im Auto Bereich.Die Schnellebigkeit des Internets läßt uns viel mehr am “Jetzt” teilnehmen.
    Photos haben auf dem Bildschirm größere Leuchtkraft.Dadurch wirken Blogs lebendiger. Authentizität und Glaubwürdigkeit der Blogger- persönlichkeiten sind insprierender als Expertentum. Eine Zeitschrift lege ich oft enttäuscht und mit einem leeren Gefühl aus der Hand.

  24. Diesen und ein paar andere Blogs habe ich gerade neu entdeckt und ich bin… begeistert. Vor allem im Vergleich mit Heften wie dem Feinschmecker, den ich irgendwann törichterweise abonniert hatte. Schnell kündigen und vom gesparten Geld einen ipad fürs Sofa kaufen.

  25. Danke Euch, Katharina und Paul, die rege Beteiligung macht hierbei natürlich die Musik! Katharina, Dein Satz zur Werbung trifft es, denke ich, auf den Punkt: “Unzulässige Werbung beginnt dort, wo die Kostenlosigkeit/Finanzierung durch ein Produktanbieter auf die Berichterstattung Einfluss nimmt.“ Klasse, das wäre so die Formel.

    Eline, das stimmt, Themen und Diskussionen „altern“ schnell. Es hilft, ab und zu im eigenen Blog, auf facebook oder Twitter ältere Beiträge nochmals zu launchen, gerade wenn ein Thema wieder an Aktualität gwinnt.

    Pix4pix, ich finde ja „Bewusst- oder Qualitäts-Esser“ sehr schön. Anspruch ohne fachmännisches Dogma, klasse! Und natürlich: die Hölle heißt chefkoch.de, ein ewiges rauschen von copy-paste Rezeptansammlungen, da liegt keine, wie auch immer geartete, informativ-journalistische Zukunft.

    Ein knackiger Link KeksTester, danke, ich bin sprachlos. Mir gingen neulich ungefragt 1 kg Erdnüsse mit Schale zu, anonym versand, mit einer Farbkopie auf der nur der Name meines Blogs stand. Gruselig, ich hab alles sofort weggeworfen. Einige Tage später dann, die Auflösung: eine lustige Aktion eines Erdnussherstellers mit eher subtilem Humor.

    Stimmt, Gabriele die Leuchtkraft der Fotos ist online großartig, ich erlebe dass immer wieder in meinem Beruf, die Begeisterung vor dem Bildschirm während des Fototermins und dieser leichte Dämpfer, wenn man dann das Magazin mit der Fotostrecke aufschlägt (übrigens, die Artischockenfotos in Ihrem Blog: mmmh!)

    Foodfotograf, you name it, möchte man sagen:-) Insgesamt, finde ich, merkt man derzeit schon die Mühen und Anstrengungen im Foodmagazinbereich, die „Neuen“ wie Beef! und Effilee geben ordentlich Gas und bei den Oldies ist die Neuauflage von essen & trinken sehr gelungen.

  26. – Sind Food-Blogger wirklich die neue Generation von Gastrokritikern und Food-Experten?
    Vielleicht möchte es der ein oder andere sein, ich bin es definitiv nicht, nur sehr ambitionierte Hobbyköchin. Wie die allermeisten, es ist eher dieses Niveau auf dem sich bewegt wird.

    – Wie schätzen Sie das Verhältnis zwischen Foodblogs und Foodmagazinen ein und wo holen Sie sich eher ihre kulinarischen Anregungen?
    Meine kulinarischen Anregungen hole ich aus Foodblogs und Magazinen im Verhältnis 85/15.

    – Wem vertrauen Sie dabei eher? Und wie darf geworben werden im Blog ihres Vertrauens?
    Keine Werbung in Blogs, es sei denn, aus persönlicher Überzeugung und Empfehlung heraus. Habe ähnliche Erfahrungen / Anfragen wie Ulrike von Küchenlatein, die es manchmal nicht mal wert sind, höflich abzulehnen.
    Und mich nerven permanente Werbeposts in Blogs, und dann ist es egal ob man nur für sich und seinen Kram wirbt oder für anderer Leute Produkte.

    – Wo liegt für Sie der Mehrwert und was unterscheidet Foodblogs und Foodmagazin, wie sieht für Sie die Zukunft der beiden medialen Formen aus?
    Sicher hat beides Zukunft, weil beides seinen Reiz hat, das Haptische eines guten Magazins ist ja nicht zu unterschätzen 🙂
    Schön in Blogs ist oft die Begeisterung und Hingabe, mit der es betrieben wird, es hat vielleicht mehr Seele.

  27. Hallo Paul,
    eine sehr interessante Debatte, die du/ihr da angestoßen habt. Schade, dass ich am Montag nicht dabei sein kann.

    Ein kurzer Gedankenstrom meinerseits ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

    1.Sind Food-Blogger wirklich die neue Generation von Gastrokritikern und Food-Experten?

    Nein! Jein. Die Frage ist vielleicht ein wenig zu komplex oder – anders – zu pointiert formuliert.
    Ich verstehe mich bzw. die Foodblogger-Szene nicht als Substitut für Experten, die ihr Wissen auf diesem Gebiet über einen langen Zeitraum erworben und ihr „Handwerk“ auf professioneller Ebene perfektioniert haben. Auch gibt es definitiv weitaus versiertere Köche als z.B. mich. Deswegen messe ich mich auch nicht an eben diesen, ebenso wenig andere Foodblogs/Blogger. Ja, natürlich, Arroganz und Profilneurosen stoßen mich ab, aber a) findet man die auf Foodblogs eher selten und b) gilt dies auch (oder vielleicht noch mehr) für das weitaus elitärere Feld der Foodmagazine.

    Vielleicht darf man die originäre Bedeutung und Zielrichtung der Weblogs nicht ganz aus den Augen verlieren, die sich als eine Art Tagebuch verstanden haben (und die meisten tun das auch heute noch). Das ist ein klarer Unterschied zu den klassischen Printmedien, wo weniger Küchengeschnatter als Expertise dargeboten wird. Was mir dort aber oft fehlt, ist ein bisschen Selbstironie. Da lese ich lieber einen amüsant geschriebenen Blogbeitrag als eine hochgestochene Selbstbeweihräucherung.

    2. Das Verhältnis von Foodblogs und Foodmagazinen?

    Ich denke, die eine Seite kommt auf lange Sicht nicht ohne die andere aus. So zumindest mein Eindruck, die mir (wie dir, Paul, Katha und Katharina) beide Seiten vertraut sind. Einige Food-Magazine haben das schon erkannt, andere brauchen wohl noch ein Weilchen.
    Natürlich lese ich nach wie vor Food-Magazine, allerdings fehlt mir im Alltag oft die Zeit und meinem Regal die Kapazität. Dementsprechend sind es oft schnelle Klicks durch die Seiten der „üblichen Verdächtigen“ und ein Blättern durch die angehäuften Nachkochlisten, aus denen sich meine Inspiration speist. Der Rest kommt aus dem Leben (!), Kochbüchern, dem Austausch mit anderen und meiner Fantasie.
    Letztlich macht’s die Mischung: Wenn ich eine genaue Anleitung für z.B. ein sous-vide-gegartes Lamm suche, schlage ich in einem Fachbuch nach, lese dazu aber auch Erfahrungsberichte von Bloggern, von denen ich den Eindruck habe, sie wüssten, was sie tun.

    Womit wir zum 3. Punkt kommen: Wem vertraue ich?

    Das kommt auf die Person/Persönlichkeit bzw. den Gestus an. Sympathie toppt manchmal Fachwissen/Hochglanz, für Rezepte schlage ich ganz altmodisch auch in Kochbüchern nach.
    Meine Meinung zum Thema Werbung ist sehr ambivalent. Einerseits habe ich nichts gegen den ein oder anderen Produkttest, wobei ich nicht gewillt bin, zugunsten einer Prämie das Blaue vom Himmel zu versprechen. Foodblogs, die bis zum Bildschirmrand mit blinkenden Bannern zugeballert sind, meide ich persönlich, allein schon aus Bequemlichkeitsgründen. Wie soll ich so noch Content von PR unterscheiden? Auf der anderen Seite ist es jedem selbst überlassen, ob er auf den Werbezug aufspringen will. Nur gibt es eben verschiedene Waggons.

    Gut, ich empfehle Bücher, Restaurants oder Produkte, wenn ich hinter ihnen stehe. Ist das Werbung? Dann darf ich – wenn man es genau nimmt – auch nicht mehr meinen Gemüsemann um die Ecke oder den zuverlässigsten Lieferanten für ein spezielles Gewürz anpreisen.

    Im Übrigen halte ich die Empörungsschreie, die da gerade laut werden, für ein bisschen überzogen. Gerade Printmedien sind oftmals größeren Zwängen unterlegen als Blogger, die sich ihren Lebensunterhalt in der Regel nicht mit ihren Netzaktivitäten verdienen müssen. Wie glauben die Leute, dass sich ihre Billig (oder -gratis) -blättchen finanzieren? Pressereisen, verkaufte Inhalte, Mauscheleien, wurde ja alles schon angesprochen. Im Großen und Ganzen gehe mit Paul konform: Solange die sog.„reliablity“ plus Transparenz gewahrt bleiben, ist viel erlaubt.

    4. Was die Zukunft betrifft, finde ich Prognosen schwierig.
    Ich komme vom Print, ich mag gedrucktes Papier, ich werde auch weiterhin Magazine kaufen. Nichtsdestotrotz wird sich die Informationsbeschaffung der kommenden Generation(en) durch die Öffnung der Kanäle weiterhin ins Netz verlagern, allein schon der hier vielfach erwähnten Interaktivität wegen. Mehr Austausch,weniger Ikonen. Wahlmöglichkeiten statt festgefahrene Bahnen. Ist es nicht das, was wir wollen?

    So kritisch man die „Spaghetti-Knipser“-Szene auch sehen mag (http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/518161/Food-Pornografie-muss-das-sein)
    , eines ist doch unbestreitbar: So viel Meinungsaustausch und Vielfalt wie heute gab es noch nie. Ich genieße das.

  28. Sehr schade, dass diese Diskussion nicht im Rahmen der Re-Publica stattfindet 😉

    Auf der SXSW war die neue Macht der Food-Blogger in den USA zu besichtigen. Sie sind inzwischen erheblich einflussreicher als die meisten Food-Journalisten. Der Grund ist simpel: Sie wirken unabhängiger.

    Ich glaube, langfristig wird dies auch in Deutschland so werden. Denn hier ist der Food-Journalismus ja noch erheblich stärker von der PR unterwandert. Abgesehen von Jürgen Dollase: Wo wird denn schon mal ein Restaurant kritisiert oder gar verrissen?

  29. Mestolo, da sprechen Sie einen wichtigen Punkt des Werbe-Themas an, natürlich kann (und tut) Blogwerbung auch nerven, da gilt es ein Maß zu finden. Für den eigenen Kram zu werben, hat für mich aber noch mal eine andere Bedeutung, viele Blogger nutzen ihr Blog ja auch zur Aquise und das finde ich legitim, im eigenen Blog auf seine Aktivitäten und Anliegen hinzuweisen, gerade wenn das auch noch thematisch eine Relevanz hat und die „Zielgruppe“ eventuell interessieren könnte. Aber auch da, natürlich: die Mischung machts.

    Sophie, ich bin da ganz ihrer Meinung („Mehr Austausch, weniger Ikonen“, klasse!). Und danke für den Link! Was die Werbung anbelangt: wenn’s zuviel wird, reagieren die LeserInnen und es entsteht eventuell sogar der gegenteilige Effekt. Allerdingsmöchte ich dringen weiterhin von guten Gemüsemännern, Kochbüchern, Produkten und Restaurants lesen, das empfinde ich gar nicht als Werbung, sondern bestenfalls als unterhaltsam geschriebene Information.

    Was Werbung in Print angeht, da kam neulich erst das komplett werbefinanzierte feed-magazin raus, (http://feed-magazin.de/) ich habs gern gelesen und mich stört da die Werbung nicht, weil ich als Gegenleistung gut gemachten Gratis-Content bekomme. Das sollte auch online gehen (dürfen).

    Ich denke sogar, wenn wir diese “online ist und bleibt umsonst (sprich:werbefrei)”-Mentalität nicht überwinden, wird Online langfristig Wertigkeit und Wertschätzung verlieren.Was nichts kostet ist nicht kostbar.

    Danke für Deinen Blick in die USA, Thomas! Und was die Republica angeht, vielleicht können wir ja nächstes Jahr mal was zu Foodblogs machen…

  30. “Republica, Foodblogs, nächstes Jahr, wir sollten da was machen.” Ich bin dabei. Neben einem Programmpunkt sollten wir dort einfach mal die ganze Meute bekochen und zusammen essen!

  31. Ich erinnere mich noch sehr gut an einen Vortrag von einem US-Kommunikationswissenschaftler auf der Re-Publica vor 3-4 Jahren, der die nationalen Blogosphären im Vergleich per Cluster darstellte. Sehr lustig und spannend. In Deutschland gab es zwei, die besonders stark vertreten waren, aber gar keine Berührungspunkte hatten: Blogs zu Internet-/Technikthemen und Foodblogs. Letzteres löste freundliches Gelächter aus damals. Wäre wirklich schön, wenn sie mehr zusammen rücken würden, zumindest einmal im Jahr. 🙂
    Die Meute bekochen – warum nicht? Das Catering ließe sich verbessern sage ich als Foodie. 🙂

  32. Finger weg vom Glückspiel…

    hat ja meine Mama immer schon gesagt. Aber ich konnte ja nicht hören und habe ohne einfach bei Herrn Paulsen mitgemacht, als er Karten für eine Masterclass verlost hat. Und was passiert? Ich gewinne tatsächlich eine Karte. Aber wofü…

  33. Na ja, der “Effilée” vertraue ich weniger, bin da etwas desillusioniert. Zum Beispiel nach Lob zu Geschmacksverstärkern (http://www.presseportal.de/pm/77612/1501077/effilee_gmbh).
    Man muss halt schauen, welches Magazin eigenständig recherchiert und welches eher Sprachrohr der Anzeigenkunden ist. So erklärt sich auch das durchweg positive Medienecho auf die absurden Resultate der San Pellegrino 50 Best Restaurants.”
    Bei den Bloggern gibt es solche und solche: Die ganz Engagierten, die ihre Begeisterung teilen. Und die ganz Eitlen, die jedem mitteilen wollen, was für tolle Gerichte und Weine sie sich wieder durch den Schlund gekippt haben. Jedoch, man kann sie meiden.

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