Der Aal im Weinkeller – Unterwegs auf Mallorca

Lang war hier nichts zu lesen, die vergangenen Wochen verbrachte ich als Teil eines großartigen Teams, dass auf Mallorca ein ganz besonderes Kochbuch umgesetzt hat, von dem im Herbst die Rede sein wird. Der Aufgabe entsprechend war unser Produktions-Tisch Abends reich gedeckt, wir waren wenig in Restaurants und Unterwegs, der Foto-Speicher meines Smartphones zeigt aber ein paar Entdeckungen an, die es Wert sind notiert zu werden:

Der Aal im Weinkeller

Gleich am ersten Tag führte uns die Requisitensuche zu Mateo José und in sein Reich, die Galería Barceló in Santanyí: auf zwei mehrstöckige Häuser mit weiten Gärten verteilt findet sich eine der bemerkenswertesten antiquarischen Sammlungen die ich je sah. Ich bin kein Fachmann, man mag mir widersprechen, aber neben allerlei fröhlichem Tand fanden sich überall wunderschöne Einzelstücke, geschmackvolle Relikte vergangener Zeiten, durchaus auch mit kulinarischem Schwerpunkt, man kann Stunden in Mateo Josés Wimmelbild-Antiquariat verbringen.

Mateo José spricht wesentlich besser Deutsch als ich Spanisch und gerade als wir gehen wollten, zeiget Mateo auf eine steil sich in den Boden windende Wendeltreppe und sprach „Weinkeller! Sehen!“ Aus Höflichkeit folgten wir der Einladung und kletterten das zarte Metalltreppchen hinab, unten standen wir mit offenen Mündern.

Ein verwinkelter Naturweinkeller grob in den Boden gehauen und gekühlt von den Wänden und der frischen Kühle aus einem, in der Mitte des Hauptraumes sich befindlichen Brunnens.

Im Brunnen selbst drehte ein lebender Aal seine Runden, Tradicíon sei das, erläuterte Mateo, weitere Information zum Tier und seiner Funktion verloren sich zwischen Sprach-Barriere und Spekulation, sachdienliche Hinweise werden gerne entgegen genommen. Im Weinkeller befinden sich natürlich auch Weine, der Transport der Kisten in die kühlen Kellerräume geschieht mit einem antiken Winden-Aufzug.

Mateo José bietet auch Weinproben an, wir mussten leider passen, die Arbeit rief.

www.galeriabarcelo.com

Frikadellenbrötchen im Ca´n Gelat

Es ist doch immer wieder erstaunlich wie schnell auch an fremden Orten Rituale entstehen und Gewohnheiten gepflegt werden, als gelte es, sich in der Fremde ein Stück Heimat zu erschaffen. Das Fototeam jedenfalls startete jeden Morgen mit einem Frühstück im Ca´n Gelat. Das elegante, dabei angenehm unprätentiöse Tageskaffee in Santanyí hat erst seit ein paar Wochen geöffnet, es werden knusprige mallorquinische Backwaren, köstliche Kuchen und Torten gereicht, der Kaffee aus der Siebträgermaschine ist weltklasse, der Orangensaft handgepresst. Ausgesuchte Weine und decoracíon runden das Angebot ab.

Handfeste Heimatgefühle dann bei der Brotauswahl: neben dem klassischen, mallorquinischen Brot und knusprigem Stangenbaguette, gibt es eine reiche Auswahl an deutschen Brotsorten und Brötchen, der Export des Hamburger Franzbrötchens hat die aus Deutschland stammende Besitzerin bereits angekündigt. Auch bei der Frühstücksauwahl, kann wer möchte, neben der traditionellen Coca amb pebres und hausgebackenen Quiches, auch ein schönes Mettbrötchen zum Morgenkaffee genießen, oder ein Frikadellenbrötchen. Die sind gut! Ich habe in den vergangenen Wochen 12 Frikadellenbrötchen im Ca´n Gelat gegessen. So als Ritual, aber minus Heimat: da käme ich Zuhause gar nicht drauf.

www.facebook.com/CanGelat

Lauschen am Spanferkelrücken im Bona Taula

Gleich zweimal haben wir in den vergangenen Woche das Bona Taula besucht – die gute Tafel ist wahrlich kein Geheimtipp mehr, aber definitiv einer der sehr guten Orte auf dieser Erde, wenn es um Fleisch geht. Wenn Fleisch, dann nur noch so. Mit größter Perfektion werden direkt im kleinen Restaurant, auf offenem Feuer gegrilltes Lamm und Rind von bester Qualität, zu butterzarten Meisterwerken. Seit Jahr und Tag steht dort der immergleiche Grillmeister vor der Glut, wendet die großen Stücke mit großer Zartheit, Konzentration und Umsicht. Man möchte neben der Feuerstelle essen und zuschauen, wenn nicht der Innenhof so schön wäre. Die charmanten Besitzer, der Mallorquiner Torneu Vallbono und der US-Amerikaner Stuart Magee und das freundliche Team servieren dazu eine unvergleichlich gute Backkartoffel, die von einer Mischung aus Crème fraîche und geschlagener Butter getoppt wird, Meersalz und Olivenöl.

Unfassbar gut: das Spanferkel aus dem Ofen, eine Spezialität des Hause. Ich habe es beide Male gegessen und ich aß nirgendwo ein besseres. Das Stück, das man bekommt kann man sich nicht aussuchen, ich hatte einmal Keule, einmal Rippchen immer aber verbarg sich butterzartes Fleisch unter einer durchgängig rösch gebackenen Kruste. Beim Servieren des Spanferkels bittet Stuart Magee stets um eine Minute der Stille, klopft dann mit den Messerrücken mehrmals auf die Schwarte, der Ton ist hohl und kündet von krachender Knusprigkeit. Die Weine sind erlesen, als Weinkarte dient anschaulich ein Regal mit den Schätzen des Hauses. Es könnte sein, dass Sie am Ende des Abends gebeten werden, sich fotografieren zu lassen. Sie haben dann die Möglichkeit, teil einer imposanten Ausstellung zu werden.

In allen Räumen des Bona Taual finde sich gerahmte Fotocollagen aus den Bildern ehemaliger Gäste, hunderte, tausende ehemalige Gäste lächen, sorgfältig ausgeschnitten und ins Gewühl geklebt, von den Wänden. Verweilt man eine Zeit vor den Bildern werden sie zu Botschaftern des Augenblicks, der Vergänglichkeit und des großen Glücks, ein reiches Essen in bester Gesellschaft genossen zu haben.

www.elephant10.com/restaurants_mallorca/47/bona-taula

Bar Sa Cova

Und wieder die Rituale. Fast jeder Abend endete, egal wie spät es geworden war, vor der Bar Sa Cova am Markt- und Kirchplatz von Santanyí. Sie schließt erst, wenn der letzte Gast gegangen ist und auch in der Vorsaison ist, besonders um das Wochenende herum, ordentlich Rummel angesagt. Hier treffen sich nicht nur Deutsche zu Gin Tonic und Bier, zweimal in der Woche gibt es Live-Musik, die Bands die wir erlebten waren klasse. Gefährlich wird es nur, wenn die Wirtin Sie nach ein paar Tagen als Stammgäste ausgemacht hat. Dann gibt es so genannte Shots aufs Haus und zwar nicht zu knapp und auch gerne mal mehrere Shots hintereinander weg und das ist dann brauner Tequila und die Wirtin passt auf, dass auch alle austrinken und der nächste Tag ist dann aber sowas von im Eimer, da helfen nicht mal Frikadellenbrötchen.

Bar Sa Cova, Placa Mayor 30

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