Neue Serie: Wein & Küche (1): Henrik Möbitz und die Maultaschen

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Ich öffne die Flasche, schenke ein, hellrot funkelt der Wein im Glas. Ich schwenke, dann tauche ich meine Nase ins Glas, rieche schwarze Beeren, würzig-kräutrige Noten und einen Hauch von Rauch und Holz – großartig, denke ich, und: schade dass ich so selten über Wein schreibe. Warum eigentlich?

Weil das schon andere tun. Gerade online, in den unzähligen Weinblogs wird auf höchstem Niveau verkostet, bewertet und leidenschaftlich gestritten, die Empfehlungen sind persönlich und zeugen überwiegend von beeindruckender Kennerschaft. Ich hingegen bin allerhöchstens Weinenthusiast mit rudimentärer Halbbildung.

Moment mal, denke ich, als ich genüsslich den ersten Schluck vom Henrik Möbitz Koepfle Pinot Noir 2010 kaue – sind wir das nicht alle? Freut sich nicht der überwiegende Teil der genuss-affinen Menschheit, völlig unvoreingenommen auf die nächste Flasche, lediglich dem eigenen Gaumen verpflichtet?

Und ist nicht die zweite Frage nach dem ersten Schluck stets: was essen zum Wein? Mir zumindest geht das so, an Weinen interessiert mich immer am allermeisten, was ich dazu kochen könnte. Während wahre Kenner noch der „Sattelkammer“ hinterherschnuppern, denke ich bereits über die Würzung des Ragouts nach, dass ich dazu schmoren möchte.

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Noch ein Schluck. Meine Güte ist der Wein gut! Da kullern schwarze Johannisbeeren auf die Zunge, eine cremige Süße balgt sich mit feiner Säure, mineralischen Noten und einer Ahnung von Barrique. Ich sags mal so: ein jugendfrischer Pinot Noir, der bereits tief Blicken lässt und sich im Glas im Minutentakt steigert – gut, dass ich ein ganzes Fläschchen und einen freien Abend vor mir habe.

In der Küche brate ich der Liebsten und mir Maultaschen mit Lauchringen auf, vegetarische Maultaschen, die ich vom Fototermin für mein neues Kochbuch aus dem Studio mitgebracht habe. Die Füllung besteht aus Blattspinat, sehr vielen goldbraun geschmorten Zwiebeln, Semmelbröseln, Knoblauch und würzigem Bergkäse aus dem Allgäu. Der nächste Schluck zeigt: es ist ein „perfect match“ – Wein und Speise sind wie gemacht für einander. Ich beschließe: künftig gibt es hier eine neue Rubrik, in der ich beherzt Lieblingsweine in meinen Worten beschreibe, empfehle und direkt auch ein Gericht dazu vorschlage.

Der grandiose Koepfle Pinot Noir 2010 vom Weingut Henrik Möbitz (Flasche 260 von limitierten 300) aus Freiburg war übrigens ein Geschenk meines guten Freundes Volker Maass, Volker ist Graphikdesigner, für Henrik Möbitz hat er die wunderschönen Wein-Etikette neu gestaltet und modernisiert. Gelungen, finde ich, und der Wein war ein Fest, danke Volker!

Lesenswert mehr zu Henrik Möbitz, seinen Weinen („Pinot ist Psycho!“) und seiner Philosophie (“Andere Leute töpfern, ich mache eben Wein”) findet sich hier:

CaptainCork
225 Liter-Handverlesene Weine / Möbitz
Wine-Times

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