Ist offen! – Hamburg hat endlich eine Ramen – Nudel-Bar

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Tumultartige Zustände im Empfangsraum des kleinen Souterrain-Restaurants, immer mehr Menschen drängen hinein in die Ramen Bar Zipang, es ist der zweite Tag nach der Eröffnung und alle wollen Ramen: die dampfende, würzige Nudelsuppen mit den unterschiedlichsten Beilagen sind ursprünglich chinesischer Tradition, heute gehören sie in Japan zum Alltag (mehr zur Ramen Geschichte hier). Momentan erfreuen sich die feinen Nudeln in Brühe zunehmend auch in Europa größter Beliebtheit und seit dieser Woche gibt es endlich auch in Hamburg eine Ramen Bar. Gefüllt haben die Lücke die Betreiber des japanischen Restaurants Zipang, dass ich häufig besuche, dort wird auf hohem Niveau und authentisch gekocht, probieren Sie nur mal den unschlagbar günstigen Mittagstisch. Für die neue Ramen Bar wurden die japanischen Köche Herr Naraoka und Frau Okada verpflichtet und in den Räumen des ehemaligen Restaurants Kitsune köcheln jetzt die duftenden Brühen für die Ramen-Nudel-Suppen.

Nach einem erfrischenden Grüntee-Highball genießen wir ein paar Vorspeisen im spartanisch eingerichteten Restaurant, dass ganz in warmen Brauntönen gehalten ist, gedämpft beleuchtet, man sitzt auf Holzbänken mit Tatamimatten. Meine charmante Begleitung hat japanische Wurzeln und berät mich (danke Leona!), wir wählen vorweg Yaki gyoza (die zu meiner allergrößten Freude genau so schmecken, wie ich sie Wochen zuvor in Japan genießen konnte), gedämpft-gebratene Teigtaschen, die mit Weißkohl, Schweinefleisch und Frühlingszwiebeln gefüllt sind. Nitamago werden serviert, in Sojasauce und Sake eingelegte, halbgekochte Eier. Ich bin begeistert, eine feinwürzige Angelegenheit, die Eier sind perfekt gegart, der Dotter cremig-flüssig, dieser Hauch von Sojasauce, dazu schmeckt der Algensalat mit Frühlingswiebeln.

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Die knusprig frittierten Hähnchenteile aus ausgelöstem Hähnchenkeulenfleisch sind butterzart, die Teighülle relativ dick, aber genau das ist eher von Vorteil, ein toller Knusper und mutig gesalzen. Es schmeckt hervorragend, insbesondere der dazu gereichte Miso-Dip macht die Sache rund und ungekannt köstlich. Das Studium der Ramen-Nudelkarte erfordert ein bißchen Zeit, die hausgemachten Nudeln baden nämlich in den unterschiedlichsten Brühen und werden mit verschiedensten Beilagen kombiniert. Basis sind Brühen aus Schweinefond, Huhn, Gemüse, Dashi-Flocken und Seetang, die über zwei Tage simmernd, ihren großen Geschmack entfalten. Es gibt drei Grundarten der Suppe: Shio Ramen (auf Meersalz-Basis), Shoyu-Ramen (auf Basis verschiedener Sojasaucen) und Miso-Ramen (auf Basis fermentierter Sojabohnen- Miso Pasten.) – dazu ein Topping aus feinen Scheiben von Schweinefleisch (Chasuh), Pak Choi, Frühlingszwiebeln, Bambussprossenscheiben und Naruto, einer Art Dekoscheibe weißer Fischfarce mit rötlichem Strudel (schmeckt ein bißchen nach nix).

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Die Suppen kommen in wirklich riesigen Portionen mit einem Berg Nudeln in der Brühe, es schmeckt unglaublich dicht und aromatisch, die Brühe ist beinahe schon cremig, die Nudeln haben einen wunderbaren Biss und man schwitz ordentlich beim Essen – die japanischen Besucher haben für diese Fall bereits kleine bunte Furoshiki-Tücher aus bunt bedruckten Stoffen dabei, mit denen sie sich regelmäßig über die Stirne wischen, ohne dabei mit dem Essen zu pausieren. Es wird geschlürft und gelöffelt und ich empfehle ein altes Hemd zur Suppe, ohne Spritzer geht’s fast nicht.

Bei meinem zweiten Besuch bestelle ich Corn Butter Shio Ramen – mit Mais und zwei Stückchen Butter, die sich langsam im eh schon gehaltvollen Sud auflösen – das ist eher nach umfangreichen Gartenarbeiten oder einem Halbmarathon zu empfehlen. Im Angebot der Ramen Bar finden sich außerdem noch gebratene Yakisoba-Nudeln, gebratener Reis, eine vegetarische Miso Ramensuppe (die leider beim zweiten Besuch bereits um 20.00 Uhr ausverkauft war), sowie diverse Reisschalen mit Schweinefleisch oder paniertem Katsu-Schnitzel. Zu trinken gib es neben diversen Softdrinks und Highballs natürlich warmen und kalten Sake (den mochte ich!), japanisches und deutsche Bier. Sehr gut auch: Pflaumenlikör mit Soda, erfrischend und süffig! Die beiden Weine, rot und weiß, habe ich mir nur zeigen lassen und dann weiter Sake bestellt, hier könnte man noch verbessern, denn für diese Küche gibt es sehr gute passende Weine, wie ich beim Asien-trifft Riesling-Kurs gelernt habe.

Die Ramen Bar ist in ihrer ersten Woche überrannt worden, davon bemerkte man als Gast nichts (bis auf die wartenden Menschentrauben im Vorraum), der Service arbeitet schon sehr gut, keine Wartezeiten, alles kommt sehr schnell. Mein Tipp: es kann leider nicht reserviert werden, kommen Sie darum etwas früher, vor dem Ansturm zu den üblichen Abendessenszeiten, oder etwas später, die Tische werden alle mehrfach belegt. Und tragen Sie sich, sobald Sie den Vorraum betreten haben, in die Liste auf der Ablage vor dem Küchenfenster ein, das ist die Reihenfolge in der Sie aufgerufen werden, wenn ein passender Tisch frei wird. Öffnungszeiten, Speisekartendownload und Infos finden sich auf ramen-bar.de und der Facebookseite der Ramen Bar Zipang.

Weiter lesen? Hier mein Reisebericht über die Ramen-Kultur in Tokio: Im Ramen-ya – Life doesn’t work without Nudelsuppe

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