Ein Wochenende in Antwerpen

Antwerpen, dachte ich unlängst (und es war eher ein Gefühl), ist irgendwie ähnlich unterschätzt, wie Lissabon noch vor ein paar Jahren, gerade auch kulinarisch. Die Drei-Stern-Restaurantlegende The Jane fällt einem ein, der Reichtum belgischer Biere, Pommes Frites…ein Wochend-Trip sollte dem Gefühl ein paar Fakten hinzufügen. Gleich vorweg: Antwerpen hat uns mehr als überrascht, wir sind begeistert und kommen wieder. Wer sich für Mode und Musik interesiert, für Kunst und Design, für Radsport – der wird in Belgiens zweitgrößter Stadt mit Vergnügen durch die Straßen und Gassen, über Boulevards schlendern, es gibt an jeder Ecke etwas zu entdecken, die junge, alte Stadt inspiriert! Und wenn dann der kleine oder größere Hunger kommt, habe ich ein paar Tipps!

Hotel Indigo / China Town

Das Hotel Indigo liegt sehr zentral direkt beim Hauptbahnhof und in der Innenstadt. Die Zimmer sind modern und ansprechend eingerichtet, es gibt zudem eine schöne Lobby, mit Bar/Restaurant und Terrrasse zum belebten Platz hin. Das Personal ist superfreundlich und hilfsbereit! Nur ein paar Meter sind es bis zu Antwerpens Chinatown, wo wir am ersten Abend erfahren durften, wie unfassbar geschmacksfrei und lieblos chinesische Küche auch zubereitet werden kann. “The Best”, hieß das Restaurant zu allem Hohn. Das von uns favorisierte und hochgelobte chinesische  Restaurant D.K. war an diesem Abend leider geschlossen.

Hotel Indigo Antwerp City Centre
Koningin Astridplein 43

Domestic Bakery (High Tea)

Frühstück und Café im Domestic, auch nur wenige Gehminuten vom Hotel entfernt, eine kleine, deutlich französisch geprägte, Bäckerei und Konditorei. Im oberen Stockwerk finden sich zwei schöne Salons die Nachmittags für den hauseigenen High Tea reserviert sind, für den man sich vorab anmelden muss.

Im Erdgeschoss, mit angrenzender offenen Küche, findet sich aber immer ein Plätzchen für eine Apfeltarte oder ein Croissant mit Aprikosen-Lavendel-Konfiture. Guter Kaffee auch!

DOMESTIC Lange Gasthuisstraat 1

ko‘uzi – Sushi neu gedacht

ko‘uzi genießt den Ruf, eine der besten Adressen für Sushi in Belgien zu sein – tatsächlich habe ich ausserhalb Japans selten Sushi von dieser Güte und Qualität genossen. Frau Junko Kawada ist eine Meisterin ihres Faches, sie verbindet Exzellenz und Handwer mit großer Kreativität!

Ihre “Creative Sushi” überraschen mit köstlichen Kombinationen wie Jakobsmuschel mit Walnuss, geflämmtes Rindfleisch mit Sardellenöl und Sancho-Pfeffer oder Räucheraal und Rote Beete. Ganz, ganz großes Kino!

ko‘uzi , Leopoldplaats 12

Fish’ a gogo!

Fast wären wir vorbeigelaufen am kleinen türkisfarbenen Klappen-Fischimbiss am historischen Handschoenmarkt, aber es roch so gut! Hier gibt es megafrische Sardellen von der Plancha, Miesmuscheln, Stabmuscheln, Fisch und Krustentiere. Alles ganz einfach zubereitet, topfrisch, nach Marktlage – und dafür unschlagbar günstig!

Fish ‘ a gogo, Handschoenmarkt 1

Frites Atelier – Pommes vom Sternekoch

Monate lang dauerte die Suche nach der besten Kartoffelsorte aus Zeeland, es wurde wochenlang getüftelt, wie genau wohl zu frittieren sei und mit was, das einfachste waren wohl noch die Saucen von Meisterhand – Kochlegende Sergio Hermann bereitete seine Fritten-Bude genau so akribisch vor, wie einst seine Menüs im Oud Sluis und im The Jane – nur das Beste ist gut genug und will in Perfektion zubereitet werden. Ich war dennoch ehrlich gesagt skeptisch, richtig gute Pommes, das können und machen alle hier, an jeder Ecke. Ich muss mich entschuldigen, das Frites Atelier ist kein Hype: fantastische Fritten, außen knusprig, innen wolkenweich und mit tollem Kartoffelgeschmack. Und die Saucen! Tatarsauce ist zum Reinhüpfen gut! Die Sauce Andaluse elegant! Und die Kroketten auch super. Freundliches Personal gibts gratis dazu. Toll!

Frites Atelier, Korte Gasthuisstraat 32

Bier Central und Brasserie Bourla

Überall in Antwerpen können Sie in schnuckeligen Bars, Cafés und Restaurants den Reichtum belgischer Biere verkosten, ich mochte ganz besonders das Bier Central in Bahnhosfnähe – auf einer Touristenmeile mit zahlreichen Lokalitäten, zwischen Dönergrill und Terrassen-Rummel. Lassen Sie sich nicht täuschen, einfach hinein gehen – drinnen findet sich ein uriges, traditionelles Bierlokal mit über 300 belgischen Bieren im Ausschank! Später am Abend in die Brasserie Bourla, wunderschöner Saal mit internationalem Publikum, auch hier ist ordentlich was los! Und hier kocht man nicht nur einfach, belgisch, französisch, gut – der Service ist dazu von ausgesuchter Freundlichkeit und spricht, wenn möglich, die Sprache des Gastes – quasi der Gegenentwurf zum aufgesetzten Berliner Zwangsenglisch – das ist wirklich international, das ist gastfreundlich, ein schöne Geste. Und auch hier, ein Reichtum an Bierauswahl! Unbedingt reservieren.

Bier Central, de Keyserlei 25

Café Restaurant Bourla, Graanmarkt 7

MAS – Museum aan de Stroom

Am sogenannten Port of Antwerp findet sich das MAS Musem in einem sechzig Meter hohen, modernen Klinkerbau, dessen Panorama-Terrasse auf dem Dach frei zugänglich ist. Für die Ausstellungen zu Fotografie, Stadtgeschichte und zeitgenössischer Kunst auf den verschiedenen Ebenen, können Tickets gelöst werden. Der Blick geht weit über die Stadt und in unmittelbarer Nähe finden sich zahlreiche nette Cafés und kleinere Restaurants.

MAS | Museum am Strom, Hanzestedenplaats 1

Fiskebar – klein ist die Welt!

Was für eine wunderbare Geschichte: vor ein paar Jahren begleitet ich Freunde zu eine Plat de Fruits de Mer ins geliebte Café Paris in Hamburg – die Platte eine französische Spezialität, bei der die Schalen und Krustentiere kalt auf Eis serviert werden. Ich war entsetzt. Alles kalt. Kalte Muscheln. Kaltes Krebsgetier. Seit jenem Tag träumte ich davon, wie gut diese Platte wollen schmecken würde, käme sie dampfend heiß und duftend auf den Tisch! An unserem letzten Abend in Antwerpen, wurde dieser Wunsch Warheit. Das renommierte Fischresttaurant Fiskebar hat genau eine solche Platte als Spezialiät des Hause auf dem Menü stehen. Es war eine Schlemmerei! Hier nochmal in groß:

Auf meinem Instagram-Acount verschaffte ich mit diesem Bild meiner Freude Ausdruck – und es geschah etwas sehr Hübsches: die Fiskebar regramte mein Foto auf ihrem Instagram Acount und der Chefkoch der Fiskebar, Nikolaj Kovdal, schrieb mir: “Glad you liked it? funny story maybe I also served the cold version to you at cafe paris.. used to work there..”

Offenlegung: alles selbst bezahlt.

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