Japan Reise (5): Der Koi im Straßengraben, Donburi, Izakaya Kultur und die Entdeckung des Shochu Schnaps

Nichinan – Obi Castle

 

Anderntags geht es die kurvige Küste entlang nach Nichinan. Wir besuchen Obi Castle mit seinen Samurai Häusern, genießen Matcha-Tee und besichtigen die eindrucksvolle Anlage die seit 1977 Nationaldenkmal ist.

 

 

Auf unserem Weg zum Lunch lerne wir eine  japanische Kleinstadt kennen und staunen über Koi-Fische in  en Wassergräben am Straßenrand – ein Vermächtnis der Ito Familie, die Obi Castle errichteten und früh der Meinung waren dass die teuren Fische auch das einfache Volk erfreuen sollten – das tun sie bis heute.

 

Itotei Izakaya

 

Zum Mittagessen geht es in das Itotei, ein modernes, westlich bestuhltes Izakaya, das von einem jungen Team geführt wird. Ich bestelle rohen Thun, das Tagesangebot. Es kommt eine Platte mit zarten Thunfischscheiben, Misosuppe, Reis, eingelegtes und fermentiertes Gemüse, Algenstreifen, Wasabi, Frühlingszwiebeln und Eigelb – das, in der japanischen Küche ja häufig servierte Eigelb, hat die Funktion von Butter in der europäischen Küche, es macht Gerichte runder, fetter und es bindet ganz leicht.

 

 

Meine Platte, lerne ich, kann ich jetzt so picken und die Happen in Ei tauchen, bevor sie zum Mund geführt werden, oder ich vermähle alles nach Geschmack mit dem Reis in der großen Schale und mache auf diese Art ein Donburi-Gericht daraus, ein Schalengericht mit Reis (davon finden sich viele auch in meinem Kochbuch „Meine japanische Küche!)

 

 

Kollegin Barbara Woolsey entscheidet sich für kurz gebratenes Wagyu Streifen und der selben Garnitur, dankenswerter Weise ist  der Essenstausch bei uns Pflicht, auch Vijay Sapre lässt uns von seinem dunklen, würzigen „Curry“-Fleisch probieren.

 

Furusawa Distillery – die Shochu-Entdeckung

 

Auf dem Programm steht die nunmehr dritte Besichtigung einer Shochu-Distillery auf dieser Reise und die Neugier hat da deutlich nachgelassen, wir sprechen ja hier eigentlich schlicht  von (Süß-)Kartoffel- und Weizenschnaps, schöner Doppelkorn. Wie elegant der ausgearbeitet sein kann, erfuhren wir tags zuvor in der Yanagita Distillery in Miyakonojō, das Thema scheint erschöpfend behandelt – wie wir uns irren sollten!

 

 

Denn hier, im Städtchen Oudoutsu, lernen wir Masako Furusawa kennen, eine der wenigen weiblichen Shochu-Macherinnen in Japan, sie führt die Furusawa Distillery in dritter Generation, schon ihre Großmutter braute und destillierte Schnaps aus Süßkartoffeln, Weizen, Koji-Pilz infiziertem Reis. Für letzteren wird gekochter Reis mit Koji-Pilz-Sporen bestäubt (Seigiku), das Ganze reift in zwei Tagen zu einem flomigen Pilz-Bett heran. In tönernen Töpfen die zu zwei dritteln in der erde stecken, werden die Pilze jetzt mit Hefe und Wasser zu einem Brei verrührt (die erste Moromi-Fermentation, Chiji Moromi). Süßkartoffeln werden gewaschen und ungeschält in riesigen Metalltanks gedämpft und dann zerstückelt. Für die zweite Moromi-Fermenation (Niji Shikomi) kommen die Süßkartoffelstücke und noch mehr klares Wasser hinzu. Das reift wieder einige Zeit, es entwickeln sich Alkohol und Geschmack. Dann wird der Brei destilliert, es entsteht ein klarer, duftender Shochu-Schnaps der in Tanks, im hölzernen Storehouse, altern und reifen darf.

 

 

Dann  passiert uns ein großes Glück. Masako Furusawa lädt zur Shochu Verkostung in ihr Privathaus und ich sehen zum ersten mal überhaupt, ein ländliche Privatwohnung, ein traditionelles japanisches Haus, das nicht in einem Museum steht – es ist von umwerfender Schönheit, mit Naturstoffen und vielen verschiebbaren Elementen, ganz klar und minimalistisch im Aufbau, nichts liegt herum und man fragt sich schon, wo die Bewohner  „ihre Sachen“ haben.

 

 

Das Haus ist zudem umgeben von einem der schönsten japanischen Gärten die ich je sah! Ganz klassisch wird der Reichtum der Natur in einer optimierten Miniatur dargestellt, das Auge wandert über Pfade und Wege durch „wilde“ Matur mit Felsen, einem Fluss und einer Brücke, Zentrum eines jeden japanischen Gartens ist der große zentrale „Hauptbaum“ – es ist wunderschön!

 

Wir nehmen auf Hockern platz (danke!) und verkosten Frau Furusawas elegante Shochus und lernen Shochu hier auch erstmals als Essens-Begleiter kenne, da ist genial, zum cremig-festen Eistich, zum Fischkuchen (einer Mischung zwischen Fischfarce und Fischfrikadelle) und es ist umwerfend gut zum würzigen, in Sojasauce gekochten Thunfisch – Bäm! Ein Nachmittag der nie zu Ende gehen sollte, oder wie es Effilee-Herausgeber Vijay Sapre so schön zusammenfast: „Ich habe viel Shochu probiert. Hier will ich zum ersten mal sitzen bleiben und mich damit betrinken.“ Vielen Dank, Frau Furosawa! 

Warasibe Itzakaya in Miyasaki

Gespannt was kommt: die Kollegen Rehberger und Sapre

 

Und weil wir ja nicht zum Spaß her sind, geht es am Abend zum großen Abschiedsessen in das Warasibe-Itzakaya nahe des Vergnügungsviertels von Miyasaki – wir genießen reichlich guten Sake zu, u.a. Sashimi, Königskrabbe und einem Pot au feu – die Notizen zu diesem wunderbaren Essen verblassen im Detail, es muss der Sake sein!

 

Abschied mit Ramen

 

Andertags sind die bunten Tage vorbei, einige aus unserer bunten Truppe fliegen schon am frühen Morgen, Vijay Spare und ich haben einen Nachtflug und so machen wir noch einen Spaziergang durch Miyazaki, besuchen Tempelanlagen und Gärten.

 

Mittags kehren wir in eine Ramen-Bar ein, die schlicht auf dem weg und in der Nähe war – alles vom Feinsten, eine komplexe Suppe, samtzarte Gyoza – Teigtaschen. 

 

Es drängt sich wieder mal die Erkenntnis auf, dass es schon echt schwierg ist, in Japan schlecht essen zu gehen – die Ansprüche der Gäste sind hoch wie die Ansprüche der Köche an sich selbst und wo „sehr gut“ Standart ist, da kehren alle gerne ein – und kommen wieder!

 

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